Oberligisten zelebrieren in der ersten Runde des DFB-Pokals ihre Rolle als Außenseiter

Köln · Die krassen Außenseiter Nöttingen, Bremer SV, Salmrohr, Reutlingen und Barmbek-Uhlenhorst hoffen an diesem Wochenende in der ersten Runde des DFB-Pokals auf den großen sportlichen Coup.

Der Hit für das "Jahrtausendspiel" klingt etwas hölzern, dafür aber handgemacht und voller Pathos. "Wie ein Feuer" heißt der ulkige Song zum DFB-Pokalspiel des kleinen FC Nöttingen gegen den großen FC Bayern München . Im Video spielt vom Bäcker bis zum Dorfpfarrer quasi die halbe Gemeinde mit. Kein Zweifel: Das 2500-Einwohner-Fleckchen, gelegen zwischen Pforzheim und Karlsruhe, steht vor dem Pokal-Kracher an diesem Sonntag (16 Uhr/Sky) Kopf. "Eine Jahrtausendshow für uns, für die Bayern nur ein Pausenbrot. Na und?", heißt es unter anderem in dem Song. Nach großen Hoffnungen klingt das freilich nicht.

Andere Fußball-Zwerge geben sich da vor ihrem großen Auftritt mutiger. Immerhin fünf Fünftligisten haben sich für die erste Pokal-Runde qualifiziert, bei jedem der "fünf Zwerge " herrscht derzeit Ausnahmezustand. Beim SSV Reutlingen etwa ist das rote Fan-Shirt mit der ironischen Aufschrift "Noch sechs Spiele bis Europa" zum Hit geworden. Gegen den großen Nachbarn Karlsruher SC rechnet sich der ehemalige Zweitligist an diesem Samstag (20.30 Uhr) zumindest eine Mini-Chance aus. "Wenn man nicht dran glaubt, dann sollte man lieber gar nicht spielen", sagt Trainer Georgi Donkow. Vor allem aber will der abgestürzte SSV zeigen, dass er eigentlich ein bis zwei Etagen höher spielen müsste.

Rundum wohl als Fünftligist fühlt sich dagegen der Bremer SV. Die Norddeutschen werben seit jeher mit dem Spruch "Echter Fußball ohne Schickimicki" um Fans, auf der Homepage steht selbstironisch: "Seit 1962 nicht in der Bundesliga". Im Schatten des großen SV Werder hat der BSV so seine eigene Nische gefunden. Als Belohnung kommt an diesem Samstag (15.30 Uhr) Eintracht Frankfurt vorbei. "Mal schauen, was passiert", sagt Mittelfeldspieler Florent Aziri in einem Video auf der Facebook-Seite des BSV - zur Sicherheit auch auf Englisch.

Ähnlich bodenständig gibt sich der HSV Barmbek-Uhlenhorst vor dem Duell mit Zweitligist SC Freiburg an diesem Sonntag (14.30 Uhr). Als "Kultverein - mitten inne Stadt, mitten in Barmbek" bezeichnen sich die Hamburger, die eine emotionale Woche erleben. Am Samstag nahm der Klub vor 3000 Zuschauern Abschied von seinem Wilhelm-Rupprecht-Platz, auch "Barmbeker Anfield" genannt. Gegen Freiburg wird erst einmal in Norderstedt gekickt.

Und dann ist da noch der FSV Salmrohr, ähnlich wie Reutlingen ein gefallener Ex-Zweitligist. Nun kommt an diesem Sonntag (14.30 Uhr) der VfL Bochum , eine Ironie der Geschichte. 1992 war es, als Salmrohr völlig überraschend im DFB-Pokal gegen den Bochumer Stadtrivalen Wattenscheid 09 gewann, damals immerhin Bundesligist. FSV-Trainer damals wie heute: Paul Linz , auch im Saarland kein Unbekannter. Der 59-Jährige trainierte 2011 Borussia Neunkirchen . Die Generalprobe verpatzten die Jungs von Linz übrigens - bei Aufsteiger FSV Jägersburg setzte es am vergangenen Wochenende am ersten Spieltag der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar eine 1:3-Niederlage. Trotzdem werden 3000 Zuschauer erwartet, viel wichtiger aber ist die Live-Übertragung durch Sky. Rund 130 000 Euro erhält der Klub, für einen Fünftligisten eine enorme Summe.

Das große Los hat auch hier der FC Nöttingen gezogen, nach Abzug aller Kosten für das Bayern-Spiel dürfte ein Gewinn von rund 400 000 Euro übrig bleiben. In Nöttingen weiß man daher, bei wem man sich zu bedanken hat. "Alle feiern pausenlos seit dem Traumlos", heißt es in dem Song "Wie ein Feuer", dann folgt ein kleiner Gruß an Tennisspielerin Andrea Petkovic , die Losfee: "Macht für Andi Petko mal die Daumen hoch."

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Am RandeArmin Veh bedient sich vor seiner Pflichtspiel-Rückkehr auf die Trainerbank von Eintracht Frankfurt der Taktik des Gegners. "Wir werden uns dem Slogan des Bremer SV anschließen und auch Fußball ohne Schickimicki spielen", sagte Veh vor der Partie am Samstag (15.30 Uhr) bei dem Fünftligisten, der mit dem Spruch "Echter Fußball ohne Schickimicki" wirbt. Noch nicht im Kader stehen wird Neuzugang David Abraham (Bluterguss im linken Knie), Stürmer Luc Castaignos soll dagegen sein Startelf-Debüt feiern. sid

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