Nur die Zuschauerresonanz war überraschend

Perl-Borg. Zum zweiten Mal nach der beeindruckenden Premiere 2012 trifft sich die Dressur-Elite im saarländischen Perl-Borg. Vor dem heutigen Start der viertägigen Peterhof-Gala hat sich SZ-Redaktionsmitglied Henning Jochum mit den Gestüts-Besitzern und Veranstaltern Arlette Jasper-Kohl und Edwin Kohl unterhalten.

Frau Jasper-Kohl, Herr Kohl, die Peterhof-Dressur-Gala hat 2012 eine erfolgreiche Premiere gefeiert. Sie sind beide perfektionistisch veranlagt. Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?

Arlette Jasper-Kohl: Wir hatten ja schon viele internationale Turniere besucht und wussten, was wir machen mussten beziehungsweise wie wir es besser machen können. Zudem hatten wir das Glück, direkt sehr gute Reiter bei uns zu haben. Von daher war das einzige, was uns wirklich überrascht hat, die hohe Zuschauerresonanz. Mit 7000 bis 8000 Gästen hatten wir nicht gerechnet.

Sie hatten vergangenes Jahr vor der Gala gesagt, dass das Turnier perfekt sein soll. War es das?

Jasper-Kohl: Im Grunde genommen ja. Es gab nur ein paar Kleinigkeiten, die aber niemandem aufgefallen sind. Wir wussten nicht, wie viele Zuschauer kommen, und mussten den Peterhof daher etwas abschirmen. Dieses Jahr gibt es einen größeren Bewegungsspielraum, und wir bieten mehrmals am Tag Führungen an.

Edwin Kohl: Das ganze Areal wird zugänglicher, es wird auch viel mehr Stände geben. So bieten wir nicht nur den Fachleuten etwas, sondern auch dem breiten Publikum.

Über mangelnde Anmeldungen konnten Sie sich nicht beklagen. Wer entscheidet über Zu- und Absagen?

Jasper-Kohl: Das geht hauptsächlich über den Verband. Leider haben nicht alle einen Platz bekommen. Mit Isabell Werth und Kristina Sprehe sind aber zwei Reiterinnen dabei, die für Deutschland bei der Europameisterschaft Ende August in Dänemark an den Start gehen werden.

Die Reiter rennen Ihnen also sozusagen den Hof ein. Wie sieht es mit den Sponsoren aus?

Kohl: Unser Etat liegt wie vergangenes Jahr etwa bei einer halben Million Euro. 2012 konnten wir etwa die Hälfte davon mit Sponsorengeldern decken, dieses Jahr ist es noch ein gutes Stück mehr. So konnten wir alleine im Vip-Zelt schon viel mehr Tische verkaufen.

Sind Sie durch die Ausrichtung eines eigenen Turnieres eigentlich mehr in die Dressursport-Gemeinde integriert?

Jasper-Kohl: Es ist schon so, dass jetzt Veranstalter auf uns zukommen, die das vorher nicht getan hätten. Gerade bei unseren Trainingseinheiten und Lehrgängen, die wir über das Jahr auch anbieten. Von daher hat uns das Turnier sicherlich mehr Ansehen verschafft.

Sie hatten sogar die Chance, die Peterhof-Gala auf ein Fünf-Sterne-Turnier anzuheben, also die höchste Kategorie weltweit. Warum haben Sie diese Aufwertung nicht in Anspruch genommen?

Jasper-Kohl: Das würde nichts bringen, außer dass wir höhere Preisgelder zahlen müssten. Wir haben aber ohnehin die besten Reiter und angesehensten Richter. Im Endeffekt haben wir eine Veranstaltung mit einem Vier-Sterne-Rahmen auf Fünf-Sterne-Niveau.

Neben der viertägigen Gala ist der Peterhof im Regelbetrieb ein Zuchtbetrieb, der Gewinn bringen soll. Wer sind denn Ihre besten Pferde im Stall?

Kohl: Zum einen Donna Unique. Sie wurde 2010 Weltmeisterin der sechsjährigen Dressurpferde. Sie ist eigentlich für Olympia vorqualifiziert. Zum anderen der Rapphengst Sezuan, der uns zur Hälfte gehört. Ein außergewöhnliches Tier. Er hat bei der Hengstleistungsprüfung von 1000 möglichen Punkten 980 bekommen. So ein Ergebnis ist noch nie erzielt worden. Bei dieser Prüfung werden etwa die Bewegungen, also Schritt, Trab und Galopp, sowie die Ausstrahlung bewertet. Seit Kurzem besitzen wir ein Fohlen von Donna Unique und Sezuan, das von einer Leihmutter zur Welt gebracht wurde.

Jasper-Kohl: Und natürlich zählt auch Derano dazu, der vor einigen Wochen mit Dorothee Schneider in Ludwigsburg zum ersten Mal eine große Prüfung geritten ist und diese auch gleich gewonnen hat.

Gute Pferde brauchen gute Bereiter. Vergangenes Jahr hatten Sie nach der Peterhof-Gala Ulla Salzgeber unter Vertrag genommen. Nach ein paar Wochen war aber wieder Schluss. Warum?

Jasper-Kohl: Obwohl anfangs beide Seiten begeistert waren, hat die Chemie nicht gepasst. Sie konnte nicht regelmäßig hier sein und gleichzeitig ihren Hof in Bayern betreuen.

Jetzt haben Sie mit Dorothee Schneider ebenfalls eine sehr erfolgreiche Dressurreiterin auf dem Peterhof. Funktioniert die Zusammenarbeit besser?

Jasper-Kohl: Auf jeden Fall. Sie wohnt nicht so weit weg und kann von Framersheim in eineinhalb Stunden auch kurzfristig herkommen. Sie ist schon mehr als ein halbes Jahr hier, und der Erfolg mit Derano zeigt, dass wir mit ihr richtig liegen.

Frau Jasper-Kohl, Ihr Mann hatte vor dem Bau des Peterhofs ja nie viel mit dem Reiten am Hut. Konnten Sie ihn mittlerweile ab und an auf ein Pferd setzen?

Jasper-Kohl: Ich arbeite noch daran. Vielleicht bekomme ich ihn irgendwann auf ein Polizeipferd. Die lassen sich von nichts aus der Ruhe bringen.

Kohl: Ich saß sogar schon einmal auf einem Pferd. Trotzdem bleibe ich lieber beim Schwimmen und Golf. Aber im Ernst: Ich schaue mir das gerne an, sehe den Dressur-Sport aber vor allem als Unternehmer. Für exzellente Pferde werden hohe einstellige Millionenbeträge bezahlt. Pferde heranzuzüchten, auszubilden und sie dann für eine beträchtliche Summe zu verkaufen, ist wirtschaftlich sehr interessant. Das ist eher mein Aufgabengebiet.

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Auf einen BlickHeutiger Zeitplan der Peterhof-Dressur-Gala:8 Uhr: FEI Prix St. Georges (Kleine Tour), international, Qualifikation für Prüfung 2 und 3; 13.50 Uhr: Preis der Nürnberger Versicherungsgruppe, St. Georges Special, national, S5 - Einlaufprüfung Nürnberger Burg-Pokal (Prüfung 9); 17.40 Uhr: Show mit Jean-Francois Pignon; 18.10 Uhr: energis Preis, Dressurprüfung Klasse A, national.Karten gibt es vor Ort an den Tageskassen. Einzeltickets kosten zwischen 15 bis 20 Euro. Flanierkarten ohne Sitzplatzanspruch gibt es von zehn bis 15 Euro.Weitere Informationen unter www.gestuet-peterhof.de und unter www.engarde.de. hej

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