Nun auch Blatters rechte Hand

Zürich · Aus und vorbei: Jérôme Valcke hat keine Zukunft mehr beim Weltfußball-Verband Fifa. Der einst zweitmächtigste Mann hinter Joseph Blatter wurde gestern entlassen. Suspendiert war er ohnehin schon.

Nun hat es auch Joseph Blatters einst engsten Vertrauten erwischt: Der taumelnde Fußball-Weltverband Fifa hat seinen ohnehin suspendierten Generalsekretär Jérôme Valcke "mit sofortiger Wirkung" gefeuert. Das teilte die Fifa gestern mit. Anlass für die Entlassung ist die Eröffnung des Verfahrens gegen den 55-Jährigen durch die rechtsprechende Kammer der Fifa-Ethikkommission in der vergangenen Woche. Zuvor hatten Ermittler den Antrag gestellt, Valcke neun Jahre zu sperren. Zudem soll der gebürtige Pariser 100 000 Euro Strafe zahlen.

Ganze Reihe von Vorwürfen

Valcke, einst die rechte Hand des inzwischen bis 2023 gesperrten Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter (Schweiz), soll sich nach Erkenntnissen der Ermittler beim Ticketverkauf für WM-Endrunden persönlich bereichert haben. Er hatte Zeugen zufolge zudem im Rahmen von Verhandlungen schon vor der offiziellen Vergabe erklärt, die Weltmeisterschaft 2022 sei fest an Katar vergeben.

Von der Fifa war Valcke, der alle Vorwürfe bestreitet, am 17. September suspendiert worden. Im Oktober wurde der "General" auch von der Ethik-Kommission mit einem vorläufigen Tätigkeitsverbot belegt.

Die US-Justiz verdächtigt den 55-Jährigen zudem, zehn Millionen Dollar aus Südafrika an die von Skandalfunktionär Jack Warner kontrollierten Fußball-Verbände Concacaf und CFU weitergeleitet zu haben. Intern soll Valcke kurz darauf den Wunsch geäußert haben, den Weltverband möglichst zeitnah verlassen zu können. Als Gegenleistung hatte er einen Millionen-Bonus und den Fifa-Verzicht auf mögliche Strafverfolgung gefordert.

Schon 2006 mal rausgeflogen

Valckes Amt hat vorläufig Markus Kattner als geschäftsführender Generalsekretär übernommen. Der neue Fifa-Präsident wird nach seiner Wahl am 26. Februar allerdings mit großer Sicherheit einen Generalsekretär seines Vertrauens installieren. So wie es Blatter mit Valcke am 11. Juni 2007 gemacht hat - was nach der Vorgeschichte des früheren Journalisten bei der Fifa schon ein Skandal war. Schließlich war Valcke ein Jahr zuvor beim Verband rausgeflogen, weil er ihn 90 Millionen Dollar gekostet hatte. Zu dieser Strafe wurde der Weltverband aufgrund des Fehlverhaltens von Valcke in seiner Zeit als Marketing-Direktor von 2003 bis 2006 verurteilt. Valcke hatte einen Sponsoringkontrakt mit einem Kreditkartenunternehmen abgeschlossen, ohne zuvor vertragsgemäß erst mit dem bestehenden Sponsor zu verhandeln.

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