Novak Djokovic - ein unmenschlich starker Gegner

New York. Als das spektakulärste Grand-Slam-Finale seit Jahren vorüber war, warf US-Open-Sieger Novak Djokovic seinen Schläger in die Ecke, ließ sich auf den harten Boden fallen und streckte alle Viere von sich. Die 24 712 Zuschauer im Arthur-Ashe-Stadion standen nach dem 6:2, 6:4, 6:7 (3:7), 6:1-Sieg des Serben gegen Rafael Nadal johlend und kreischend auf ihren Sitzen

New York. Als das spektakulärste Grand-Slam-Finale seit Jahren vorüber war, warf US-Open-Sieger Novak Djokovic seinen Schläger in die Ecke, ließ sich auf den harten Boden fallen und streckte alle Viere von sich. Die 24 712 Zuschauer im Arthur-Ashe-Stadion standen nach dem 6:2, 6:4, 6:7 (3:7), 6:1-Sieg des Serben gegen Rafael Nadal johlend und kreischend auf ihren Sitzen. Nur der entthronte Titelverteidiger stand abseits, blickte in den Vollmond über New York und rang nach 4:10 Stunden Power-Tennis am körperlichen Limit um Fassung."Was soll ich noch groß zu dem Spiel erzählen? Ich habe eigentlich keine Lust mehr dazu", sagte er später und ließ die üblichen Standardsätze folgen: "Ich habe bis zum letzten Ball gekämpft. Es war ein hartes Spiel - physisch und psychisch. Ich hatte meine Chancen, habe sie aber nicht genutzt." Doch dann besann sich der Mallorquiner, hörte auf, an seinen Fingernägeln zu kauen und erklärte: "Nach dem verlorenen Finale in Wimbledon bin ich trauriger nach Hause gefahren. Jetzt habe ich das Gefühl, wieder auf dem richtigen Weg zu sein."

Nadal wusste, dass er in einem sagenhaft guten Endspiel gegen einen unmenschlich starken Gegner verloren hatte. Ein einziges Spiel dauerte 17 Minuten, viele Ballwechsel 30 und mehr Schläge. Im sechsten Finale dieses Jahres hatte Nadal am Ende die sechste Niederlage gegen Djokovic kassiert, der ihm elf Mal den Aufschlag abnahm und sich auch von einer Rückenverletzung nicht stoppen ließ. So heftig konnte die Blessur allerdings auch nicht gewesen sein, denn der Weltranglisten-Erste ließ nicht nach in dem atemberaubenden Schlagabtausch gegen die Nummer zwei der Tennis-Welt.

"Ich habe Schmerztabletten bekommen, denn ich hatte Probleme mit einer Rippe, Schmerzen im Rücken und außerdem Krämpfe im Bein", erklärte der nun vierfache Grand-Slam-Sieger. "Ich hoffe, wir haben noch viele solche Spiele vor uns", sagte der 24-Jährige, der in seinem besten Jahr als Tennisspieler nur zwei von 66 Partien verloren hat. Eine davon schmerzte ihn im Moment des Triumphes am meisten. Die Niederlage gegen Roger Federer im Halbfinale der French Open verhinderte den möglichen Grand Slam - also Siege bei allen Major-Turnieren in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York. Nur der Sieg beim "Roland-Garros-Turnier" fehlt Djokovic - und deshalb ist der Australier Rod Laver weiter der Letzte, der 1969 in einer Saison alle vier Turniere gewonnen hat. "Ich habe durchaus Ambitionen, mit den French Open meine Grand-Slam-Sammlung komplett zu machen, aber das wird Zeit brauchen", kündigte Djokovic an.

Nicht nur sein grandioses Tennis berührte die Zuschauer in Flushing Meadows, sondern auch seine Worte bei der Siegerehrung. Mit einer Kappe der New Yorker Feuerwehr auf dem Kopf gedachte Djokovic in seiner Dankesrede - wie zuvor schon Nadal - der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001: "Unsere Herzen sind bei den Opfern und ihren Familien. Das ist viel wichtiger, als unser Sport. Wir sollten glücklich sein, dass wir leben und das tun können, was wir lieben."

Dass er das, was er am besten kann, in diesem Jahr nahezu perfekt zelebrierte, ist dem vom Spaßvogel zum Vorzeigeprofi gewordenen Novak Djokovic bewusst. "Es wird schwer werden, auch nur die Hälfte von dem, was ich in dieser Saison geschafft habe, nächstes Jahr zu wiederholen", blickte er voraus. dapd

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort