Wimbledon Noch ein Schritt bis zur Ewigkeit

London · Roger Federer steht im Finale von Wimbledon. Sollte er am Sonntag den Kroaten Marin Cilic bezwingen, hätte er zum achten Mal das Turnier gewonnen. Das hat vor ihm noch kein Tennisprofi geschafft.

Roger Federer hat die Nervenprobe gegen Tomas Berdych mit Bravour bestanden und greift nach dem historischen achten Titel in Wimbledon. Der Top-Favorit aus der Schweiz setzte sich am Freitag gegen den tapfer kämpfenden Tschechen 7:6 (7:4), 7:6 (7:4), 6:4 durch und zog zum dritten Mal in seiner Karriere auf dem „Heiligen Rasen“ ohne Satzverlust ins Finale ein. „Es ist ein Privileg und eine große Freude, hier ein weiteres Finale auf dem Centre Court zu spielen", sagte Federer: „Ich kann es kaum glauben, das fühlt sich überragend an.“ Dort kann er am Sonntag (15 Uhr MESZ) mit einem Sieg gegen den Kroaten Marin Cilic das nächste Kapitel in den Geschichtsbüchern des All England Club schreiben. Nie zuvor in der 131-jährigen Turniergeschichte waren einem Spieler acht Triumphe gelungen. Bisher teilt sich Federer die Bestmarke mit Pete Sampras (USA) und dem legendären Briten Williams Renshaw.

Zunächst muss Federer jedoch noch die Hürde Cilic meistern – der US-Open-Champion von 2014 ist in der Rasenform seines Lebens. Im Halbfinale bezwang er den Amerikaner Sam Querrey ebenfalls nerven- und aufschlagstark mit 6:7 (6:8), 6:4, 7:6 (7:3), 7:5. Cilic weiß, wie man Federer in großen Matches bezwingt: Auf dem Weg zu seinem Triumph in New York gelang ihm sein bisher einziger Sieg in sieben Aufeinandertreffen. Cilic (28) weiß aber auch, was auf dem Centre Court auf ihn zukommt. „Roger spielt sein bestes Tennis auf diesem Platz, hier fühlt er sich zuhause, aber ich bin bereit“, sagte er. Vor einem Jahr hatte Cilic die Chance, den angeschlagenen Federer aus dem Turnier zu werfen, vergab im Viertelfinale jedoch drei Matchbälle.

Im Jahr 2017 ist Federer ein anderer Spieler, „frischer, ausgeruhter und selbstbewusster“, wie er selbst sagt. Die Kraft, die er durch die Pause während der Sandplatzsaison gespart hat, machte gegen Berdych den Unterschied aus. Zwar hielt der frühere Finalist mutig dagegen und stellte Federer vor größere Aufgaben als alle seine fünf vorherigen Gegner zusammen, in den entscheidenden Momenten spielte der Rekordsieger jedoch stets sein bestes Tennis. Da schwärmte auch der dreimalige Champion Boris Becker am BBC-Mikrofon. „Das ist aufregend. Das ist Unterhaltung. So wird auf Rasen gespielt“, sagte Becker. Aus der Royal Box bestaunte Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg die Show des Rasenkönigs. Im vergangenen Jahr hatte Federer mit seiner Frau Mirka Rosberg bei dessen Titelgewinn in Abu Dhabi Glück gebracht. Dafür konnte sich der Wiesbadener nun revanchieren.

Immer wenn Berdych glaubte, einen Hoffnungsschimmer am Horizont zu erkennen, glänzte Federer. In den Tiebreaks ließ er nie einen Zweifel aufkommen, wer der Herr im Haus ist, und als er im dritten Satz bei 2:3 zwei Breakbälle gegen sich hatte, zerstörten drei Asse und ein weiterer erster Aufschlag Berdychs Hoffnung. Mit all seiner Erfahrung von 18 Grand-Slam-Titeln nahm er Berdych sofort den Aufschlag ab, und die Entscheidung war gefallen.

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