Noah Müller Der harte Weg zum Tennis-Profi

Saarbrücken · Am 4. Juli feierte Noah Müller 14. Geburtstag. Am 11. August hat er Deutschland verlassen. Das für den TC Halberg Brebach spielende Talent wechselte nach Österreich an die Akademie von Günter Bresnik – auch dank Fußball-Trainer Felix Magath.

 Der 14 Jahre alte Noah Müller vom TC Halberg Brebach ist deutscher Meister im Doppel.

Der 14 Jahre alte Noah Müller vom TC Halberg Brebach ist deutscher Meister im Doppel.

Foto: Peter Franz

Deutlicher lässt es sich kaum in Worte fassen. „Wenn du noch ein Jahr wartest, ist es zu spät.“ So beschreibt Günter Müller den Weg zum Tennis-Profi. Er ist Manager des Saarbrückers Noah Müller. Er ist eines der größten deutschen Talente im „weißen Sport“, wie Tennis auch genannt wird. Der 14-Jährige ist am 11. August für ein Jahr nach Österreich gegangen. Um Profi zu werden.

Schon der erste Eindruck bestätigt, wie fokussiert Noah Müller seinem Traum nachgehen möchte. Er strotzt vor Ehrgeiz. „Ich wollte schon immer Profi werden“, sagt er. Zweifel gab es daran nie, seit er im Alter von sechs Jahren den Fußballplatz endgültig verlassen und zum ersten Mal einen Schläger in die Hand genommen hat. „Im Fußball kann man sich verstecken. Ich fand das immer so geil, dass Tennis ein Einzelsport ist“, erzählt der 14-Jährige. Noch schlägt der Rechtshänder für den TC Halberg Brebach auf. Unter dessen Banner wurde er Einzel-Saarlandmeister und deutscher Meister im Doppel an der Seite von Partner David Fix vom TC Pforzheim.

Allein um zu Deutschlands Spitze zu gehören – derzeit ist Noah Müller 16. der Klasse U 14 – ist viel Können gefordert. „Er ist ein motorisches Ausnahmetalent. Die Technik ist gut für sein Alter, und sein Potenzial durch die Körpergröße ist gigantisch“, attestiert Vereinstrainer Thomas Hertl. Mit einer Körperlänge von 1,82 Metern und 64 Kilogramm Gewicht steuert Müller auf Tennis-Gardemaße zu. Die Aussage seines Trainers „Wenn er unterfordert ist, ist er direkt schlecht gelaunt. Er hat nichts anderes als Tennis im Kopf“, bestätigt Noah Müller umgehend: „Wenn ich nicht richtig trainieren kann, ist der Tag versaut. Ich mache das lieber als zu Hause vor dem Fernseher zu hocken.“

Doch alles hat seinen Preis. Mit Vater Oliver Müller, der eine Physiotherapie-Praxis in Saarbrücken betreibt, arbeitet Noah Müller viel im körperlichen Bereich. Zusätzlich zum Vereinstraining trainiert er unter Verbandstrainer Andreas Spaniol an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken. Schnell kommen 16 Stunden pro Woche zusammen. „Freizeit habe ich keine“, erklärt der 14-Jährige. Vater Oliver, der noch zwei weitere Kinder hat, berichtet: „Ich habe meine Praxis so geführt, dass ich Noah den Tag über begleiten konnte. Es ist schon sehr, sehr zeitaufwändig. Da muss die ganze Familie mitspielen.“ Auch die Montessori-Gemeinschaftsschule in Friedrichsthal, die Noah Müller bis vor den Sommerferien besuchte, musste mitspielen – beispielsweise durch Freistunden für Trainingseinheiten.

Nun hat sich alles geändert, weil die hiesige Infrastruktur mit dem Traum vom Tennis-Profi kaum vereinbar ist. Der 14-Jährige verbrachte bereits den gesamten Juli in der Wiener Südstadt an der Tennis-Akademie von Star-Trainer Günter Bresnik. Am 11. August kehrte er dorthin zurück. Als mit Abstand jüngster Spieler. Stören wird ihn das nicht. Noah Müller sagt: „Es macht Spaß, unter Profi-Bedingungen zu trainieren. Das Training ist anspruchsvoller, anstrengender und intensiver. Aber genau das habe ich erwartet.“

Finanziell wird dieser große Schritt gestemmt durch Unterstützer wie den Fußball-Trainer Felix Magath, aus dem privaten und aus dem Vereinsumfeld. „So ein Talent aus dem Saarland muss doch unbedingt gefördert werden“, betont Manager Günter Müller, der zufällig den gleichen Nachnamen trägt und gute Kontakte zu Magath pflegt. Er kritisiert aber: „Was mich ärgert ist, dass du um Sponsoren betteln musst.“ Allein der Trainingsmonat habe einen mittleren, fünfstelligen Betrag gekostet. Es sei aber ein Aufwand, der notwendig ist. Und einer, den alle Beteiligten gerne betreiben. Schließlich bestätigte Bresnik, was die französische Tennis-Legende Henri Leconte bei einem gemeinsamen Training in Saarbrücken im Juni feststellte: Noah Müller sei schon so weit wie andere mit 17.

 Noah Müller vom TC Halberg Brebach (Mitte) lebt nun in Österreich, wo er an der Tennis-Akademie von Günter Bresnik (rechts) trainiert und von Fußball-Trainer Felix Magath finanziell unterstützt wird.

Noah Müller vom TC Halberg Brebach (Mitte) lebt nun in Österreich, wo er an der Tennis-Akademie von Günter Bresnik (rechts) trainiert und von Fußball-Trainer Felix Magath finanziell unterstützt wird.

Foto: Günter Müller

In Wien wird es für Noah Müller nun darum gehen, dass er anhand eines professionellen Trainingsplans mit entsprechenden Spielpartnern gefördert und zu hochklassig besetzten, internationalen Turnieren geschickt wird. Denn das nächste Ziel ist ins Auge gefasst: In zwei bis drei Jahren muss ein Platz unter den Top 20 der U 18-Weltrangliste her. Schafft der 14-Jährige das, ist nach oben alles möglich. Stars wie der Weltranglisten-Vierte Dominic Thiem aus Österreich trainierten unter Bresniks Ägide, der früher Kapitän der österreichischen Davis-Cup-Mannschaft war. Mit Thiem absolvierte Noah Müller ein Training. „Das war eine große Ehre“, berichtet er stolz. Und wer weiß? Vielleicht werden sich beide einmal in den Top 10 der Welt begegnen.

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