Triathlon-EM in Glasgow Nieschlag soll die Lücke füllen

Saarbrücken · 26-Jähriger aus Saarbrücken ist der Hoffnungsträger im Triathlon – auch bei der EM.

 Justus Nieschlag könnte in die Fußstapfen seiner erfolgreichen Vorgänger auf der olympischen Triathlon-Distanz treten.

Justus Nieschlag könnte in die Fußstapfen seiner erfolgreichen Vorgänger auf der olympischen Triathlon-Distanz treten.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Justus Nieschlag mag es gerne warm. Trotzdem ist er nicht traurig, dass er gerade die nahezu tropischen Temperaturen in Saarbrücken verpasst. „Ich bin zufrieden, wir haben bombastisches Wetter“, sagt der 26-Jährige und lacht. Nieschlag befindet sich derzeit im Höhentrainingslager im schweizerischen St. Moritz. Für die meisten ein mondäner Fleck Erde, wo sich die Schönen und Reichen die Klinke in die Hand geben. Für Nieschlag ist es ein Ort, an dem es sich bestens an der Form arbeiten lässt. „24, 25 Grad, nachts kühlt es schön ab – das passt wunderbar“, sagt der gebürtige Hildesheimer.

Was die Schufterei in den Bergen gebracht haben wird, soll sich am 9. August zeigen. Dann steht im schottischen Glasgow die Triathlon-EM an, für die Nieschlag von der Deutschen Triathlon-Union nominiert wurde. Es soll sein erster Wettkampf seit mehreren Monaten werden, denn seit geraumer Zeit quält sich der Sportsoldat mit hartnäckigen Achillessehnenproblemen herum. Bei einem Wettkampf auf den Bermudas tauchten die Probleme auf, verschlimmerten sich dann beim WM-Rennen Mitte Mai im japanischen Yokohama, sodass „ich erstmal die Bremse reinhauen musste“, erzählt Nieschlag.

Schwimm- und Radtraining war kein Problem, Laufen aber erst mal nicht angesagt. Dank diverser Rehabilitations-Maßnahmen hat Nieschlag, der an der Universität des Saarlandes seinen Bachelor in Sportwissenschaften gemacht hat, die Probleme etwas besser im Griff. „Ich bin positiv“, sagt Nieschlag: „Ich habe die Umfänge hochgeschraubt, bin zum ersten Mal seit drei Monaten schnell gelaufen.“ Auch dank tatkräftiger Hilfe aus der zweiten Heimat in Saarbrücken – denn die Reha-Maßnahmen hat Nieschlag mit der sportsmed Saar abgestimmt, die sich an der Hermann-Neuberger-Sportschule um viele Topsportler kümmert. „Für ein paar Übungen haben wir sogar Videokonferenzen gemacht“, erzählt Nieschlag und lacht.

Nieschlag gehört zu den Hoffnungsträgern der DTU. Seit den großen Erfolgen eines Daniel Unger oder eines Jan Frodeno auf der olympischen Distanz und den Rücktritten der Etablierten wie Steffen Justus oder Maik Petzold, die lange Jahre das deutsche Triathlon auf der olympischen Distanz geprägt hatten, herrschte ein Vakuum in der Spitze. Nieschlag könnte einer derjenigen sein, die es ausfüllen. Der Junioren-Vizeweltmeister von 2011 sorgte 2017 beim WM-Rennen in Stockholm mit Platz fünf für das beste deutsche Herren-Ergebnis seit Jahren – und träumt wie viele von einem Start bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. „Klar – Olympia ist das Ziel, auf das ich hinarbeite und das mich antreibt“, sagt Nieschlag, der seit knapp fünf Jahren im Haus der Athleten an der Sportschule in Saarbrücken lebt.

Endes des Jahres werden wohl die Qualifikations-Kriterien für Tokio von der DTU festgelegt, sodass Nieschlag seinen Fahrplan für 2019 festzurren kann. Bis dorthin heißt es für ihn: Gesund bleiben, verletzungsfrei bleiben, Achillessehne im Griff behalten – und mit dem ein oder anderen guten Ergebnis Signale zu setzen, dass er ein Kandidat für Olympia ist.

Das ist auch die Maxime für die EM in Glasgow. Nieschlag ist ein ordentlicher Schwimmer, schafft es in der Regel meistens in die erste Radgruppe. „Ehrlich gesagt, habe ich mich mit dem Kurs noch nicht zu 100 Prozent auseinandergesetzt“, sagt Nieschlag, „auf der Radstrecke soll es aber einen ordentlichen Hügel geben.“ Dagegen hat er aber nichts einzuwenden, denn „ich mag die anspruchsvolleren Strecken“. Was dann am Ende noch im Tank ist, wird die abschließende Zehn-Kilometer-Laufstrecke zeigen. Und Nieschlags Achillessehne.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort