Nichts zu verlieren

Kaiserslautern. Nein, wie der Inbegriff des Abstiegskämpfers schaut er nicht aus. Kein bärbeißiger Gesichtsausdruck, kein wildes Gegrätsche im Training. Stattdessen wirkt er wie die Klischee-Vorstellung eines Dänen - groß, blond und mit Namen Nicolai Jörgensen

Kaiserslautern. Nein, wie der Inbegriff des Abstiegskämpfers schaut er nicht aus. Kein bärbeißiger Gesichtsausdruck, kein wildes Gegrätsche im Training. Stattdessen wirkt er wie die Klischee-Vorstellung eines Dänen - groß, blond und mit Namen Nicolai Jörgensen. Dennoch lastet auf den Schultern des 1,90-Meter-Schlackses einiges an Gewicht, seitdem er sich von Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen zu Ligakonkurrent 1. FC Kaiserslautern bis 2013 hat ausleihen lassen. Neuzugänge sind immer Hoffnungsträger - zumal, wenn sie in der Offensive spielen und zum torungefährlichsten Erstligisten (13 Treffer) wechseln. Und so tuscheln Kiebitze beim Training, ob Jörgensen es sein kann, der sie alle errettet.Für Spieler und Club ist die Situation entspannter. Der FCK hat einen Spieler bekommen, der sich mehr als bemühen wird, da Jörgensen sich Chancen auf eine Nominierung für die dänischen Nationalelf für die Europameisterschaft ausrechnet. Allerdings hat Nationaltrainer Morten Olsen dafür häufigere Einsätze zur Bedingung gemacht. Das heißt für den FCK entweder, dass Jörgensen den nötigen Biss mitbringt - oder im schlimmsten Fall eine Fehlinvestition war, was finanziell aber ein geringes Risiko scheint. Denn Bayer zahlt weiterhin einen Großteil von Jörgensens Gehalt und die Leihgebühr ist gering - wobei genaue Zahlen nicht genannt werden.

Für Jörgensen ist der Wechsel die Chance, die er in Leverkusen in dieser Saison nicht mehr bekam: "Ich kann mir hier selbst helfen, aber auch der Mannschaft. Für beides muss ich allerdings spielen." Da schienen die Chancen beim FCK am größten, der Mannschaft, die die Probleme in der Abwehr hat und dringend mehr Variablen in der Offensive benötigt. Entsprechend schnell stand fest, dass er zum FCK wollte: "Die Verhandlungen haben zwar gedauert, aber für mich war klar, dass ich hier hin will." Ohne den zweiten FCK-Dänen Leon Jessen vorher zu Rate zu ziehen: "Leon hat mir zwar nur Gutes erzählt, aber da stand meine Entscheidung schon fest."

Variabel einsetzbar soll der Champions-League-erfahrene 20-Jährige sein, auf den Außenpositionen und im Mittelsturm. Er zieht die Außen vor: "Auf jeden Fall mag ich diese Position lieber. In der Mitte hat man die Chancen, ein Spiel zu entscheiden, aber auf den Flügeln habe ich mehr vom Spiel und kann meine Schnelligkeit im Eins-gegen-Eins besser einsetzen." Die große Sturmhoffnung, die manch ein Kiebitz in ihm sieht, ist Jörgensen also nicht, eher ein Stürmer wider Willen. Aber vor allem ist er eine Option für den Angriff. Und sogar eine ohne wirkliches Risiko für den FCK obendrein.

saarbruecker-zeitung.de/fck

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