Nicht mehr ferngesteuert

Melbourne · Ab dem Saisonstart an diesem Sonntag in Melbourne schränkt die Formel 1 den Boxenfunk weiter ein, die Fahrer müssen alleine zurecht kommen – eine wichtige Forderung vieler Fans. Aber es gibt auch kritische Stimmen.

 McLaren-Pilot Fernando Alonso ist einer der Kritiker der neuen Regeln in der Formel 1. Die eingeschränkten Fahrhilfen hält der Spanier für kontraproduktiv. Foto: azubel/dpa

McLaren-Pilot Fernando Alonso ist einer der Kritiker der neuen Regeln in der Formel 1. Die eingeschränkten Fahrhilfen hält der Spanier für kontraproduktiv. Foto: azubel/dpa

Foto: azubel/dpa

Wenn an diesem Sonntag (6 Uhr/RTL und Sky) erstmals in diesem Jahr die roten Ampeln ausgehen, wenn in Melbourne die Motoren aufheulen, dann wird in der Formel 1 weitgehend Funkstille herrschen. In der Königsklasse des Motorsports soll es keine ferngesteuerten Piloten mehr geben. Deshalb schränkt der Automobil-Weltverband Fia ab dem Großen Preis von Australien weitere Fahrhilfen ein - ab sofort dürfen nur noch die nötigsten Informationen über den Boxenfunk mitgeteilt werden. Das sogenannte "Driver-Coaching" ist damit endgültig verboten.

Die Rennserie reagiert auf die Kritik vieler Fans . "Die Formel 1 erfindet sich in verschiedener Hinsicht neu, und das finde ich gut, die Spannung wird erhöht", sagt Mercedes-Pilot Nico Rosberg : "Das ist eine schöne Herausforderung. Wir sind nicht ferngesteuert, sondern auf uns alleine gestellt." Auch Force-India-Mann Nico Hülkenberg freut sich über "viel mehr Verantwortung für die Fahrer".

Ihre Grundlage haben die Veränderungen im sportlichen Reglement der Fia. Dieses verlangt in wenigen Worten, dass der Fahrer das Auto alleine und ohne Hilfe steuert. Über diese Vorgabe geht das Regelwerk hier allerdings nicht hinaus, es wurde damit in den vergangenen Jahren zur Auslegungssache. Funk-Tipps bis hin zur Wahl der richtigen Fahrlinie erreichten die Fahrer, den Fans waren solche Hilfsmittel in der wichtigsten Rennserie der Welt schwer zu vermitteln.

"Wir haben viele Beschwerden von Zuschauern gehört", sagt Renndirektor Charlie Whiting, der Fahranweisungen an die Piloten als nicht mehr tolerierbar bezeichnet. Whiting hatte den Regelzusatz zuletzt an die Teams verteilt, am Freitag wurden sie in Melbourne auch den Medien vorgelegt. Die Liste zählt einige Anweisungen auf, die weiter erlaubt sind, etwa der Hinweis auf Schäden am Auto, auf Wetterveränderungen oder Gefahren auf der Strecke. Alles andere ist ab sofort ein Fall für die Rennkommissare. Zeitstrafen seien je nach Vergehen umsetzbar, sagt Whiting. Auch den jeweils nächsten Boxenstopp darf das Team nur eine Runde zuvor ankündigen.

Allerdings findet die Verschärfung der bisher geltenden Regeln im Fahrerlager keinesfalls ungeteilten Beifall. Der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso etwa hält sie für kontraproduktiv. "Die Fahrer sollen dadurch mehr Freiheiten bekommen, aber ich denke, das Gegenteil ist der Fall", sagt der McLaren-Pilot: "Wir können nicht mehr mit der Box diskutieren, sind nicht mehr eingebunden." Dies sei ja auch eine Herausforderung gewesen.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner hält die Umsetzung sogar für nicht zeitgemäß und fürchtet Chaos. "Die Autos sind heute so komplex, viel komplexer als vor vier Jahren. Da muss man erst mal die Balance finden, und ich glaube nicht, dass das innerhalb von einem Rennwochenende klappt", sagt der Engländer vor dem Auftakt.

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Auf einen BlickDie Herausforderer holten am ersten Tag der neuen Saison kaum Schwung für den Sturz des Formel-1-Weltmeisters Lewis Hamilton . Bei schwierigen Wetterverhältnissen lieferte das freie Training am Freitag kaum Erkenntnisse für das Rennen am Sonntag. Der Arbeitstag von Vizeweltmeister Nico Rosberg endete eine Stunde früher als geplant. Auf nasser Strecke verlor er die Kontrolle über seinen Mercedes, der Bolide schlug gegen die Bande, der Frontflügel brach. Sebastian Vettel saß lange mit mürrischer Miene in der Garage. Die Erkenntnisse bei nassen Streckenverhältnissen wären ohnehin begrenzt gewesen. sid

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