„Nicht das übliche Konzept“

Saarbrücken · Die Verantwortlichen des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken zeigen sich zufrieden mit den Plänen der Stadt zur Sanierung des Ludwigsparkstadions. Die Fans sehen die Entwürfe teilweise mehr als skeptisch.

 Blick aus dem E-Block: Es ist zu sehen, dass die Ränge gegenüber zurückgebaut sind. Die große Anzeigentafel ist allerdings nur Wunschdenken. Fotos: Stadt Saarbrücken

Blick aus dem E-Block: Es ist zu sehen, dass die Ränge gegenüber zurückgebaut sind. Die große Anzeigentafel ist allerdings nur Wunschdenken. Fotos: Stadt Saarbrücken

 Das Dach über dem E-Block überspannt diesen ganzen Fan-Bereich, schließt allerdings nicht bündig mit der Haupttribüne ab.

Das Dach über dem E-Block überspannt diesen ganzen Fan-Bereich, schließt allerdings nicht bündig mit der Haupttribüne ab.

 Höher und tiefer: So soll die neue Haupttribüne aussehen.

Höher und tiefer: So soll die neue Haupttribüne aussehen.

Ein bundesligataugliches Stadion hat nicht jede Stadt. Saarbrücken will eins, hat aber als Bauträger nur 15 Millionen Euro zur Verfügung. Geld, das von Land (zehn Millionen) und Stadt (fünf) kommt. Wie der Bau letztlich aussehen soll, haben am Freitag Saarbrückens Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer und Sportdezernent Harald Schindel der Öffentlichkeit vorgestellt. Es sei jetzt nicht "das übliche Konzept", sagt Rena Wandel-Hoefer zu Beginn der Vorstellung. "Aber wir haben aber aus der finanziellen Not eine Tugend gemacht." Sie wolle modernisieren, aber die Tradition wahren. Das sieht auch Schindel so: "Der Ludwigspark ist eine klassische Arena, wie man sie heute kaum noch hat", sagt er: "Wir haben da was Besonderes. Mit unseren Plänen werden wir dem Charakter des Stadions gerecht."

Derzeit hat der Ludwigspark knapp 36 000 Plätze. Nach der Sanierung soll er nur noch 18 500 haben. Davon 6450 überdachte Sitzplätze, 1700 nicht überdachte sowie 10 350 Stehplätze. Derzeit hat der Park auf der Haupttribüne keine ernsthaften Businessplätze, geschweige denn Logen - nach der Sanierung soll er genügend haben. Eine genaue Anzahl wollten und konnten Wandel-Hoefer und Schindel nicht nennen, da dazu noch Beratungen mit den Experten von "Lagardère Unlimted Stadium Solutions" vonnöten seien. Die Berater erstellen derzeit für die Stadt ein Raumprogramm für den sanierten Park (Businessplätze, Infrastruktur, Ausstattung, Vermarktbarkeit). "Sie halten unser Konzept für vermarktbar", sagt Schindel. "Das muss es für den Verein auch sein", legt er nach.

Fest steht: Die Haupttribüne wird in der Sanierungsphase vor allem in der Tiefe, aber auch in der Höhe ausgebaut. Ist sie fertig, ist ihr Dach auf einer Höhe mit dem der Gegengerade.

Derzeit stehen die Fans des Hauptmieters 1. FC Saarbrücken meist im Regen - auch das soll sich ändern. So will die Stadt vorbehaltlich einer Millionenspritze vom Land einen Teil der Kurve Richtung Saarlandhalle überdachen. Das Dach würde den E-Block überspannen. Die Bereitschaft der Landesregierung, die zusätzlichen Mittel dafür zur Verfügung zu stellen, gäbe es laut Wandel-Hoefer. Kommt das Dach, stünden 1800 Fans im Trockenen.

Die Frage, warum keine komplette Überdachung der Kurve realisierbar sei, beantworteten beide Stadtvertreter mit der Kostenfrage. Warum die Kurve nicht ans Spielfeld gezogen wird, erklärt Wandel-Hoefer auch mit Kosten und damit, dass dies den Charakter des Stadions zerstören würde. Die Kurve wird nun von oben zurückgebaut, sodass der E-Block in Zukunft in einer Höhe mit D- und F-Block ein Rund ergibt. Dass die Fankurve nicht auf die andere Seite gewandert ist, hänge damit zusammen, dass im Bereich Marathontor der Untergrund bis zu zwölf Meter mit Kriegsschutt aufgefüllt ist. Der müsste zunächst abgetragen werden, um tragfähige Fundamente setzen zu können. Das wäre zu teuer. Daher wird die Stadt auch den A2- und C2-Block rückbauen.

Um die Zuschauer näher ans Spielfeld zu bringen, denkt die Baudezernentin darüber nach, das Spielfeld breiter anzulegen und es Richtung Saarlandhalle zu verschieben. "Das prüfen wir gerade", sagt sie.

Am 2. Juli soll der Stadtrat die Pläne verabschieden. Danach würde es zu einer europaweiten Ausschreibung kommen. Sollte der Stadtrat den Entwurf durchwinken, könnte im Mai 2014 mit den großen Gewerken begonnen werden, zwei Jahre später wäre das Stadion fertig. "Wir können den Umbau auch während der Saison stemmen, ohne dass der FCS umziehen müsste", sagt Schindel. Irgendwo zwischen großer Erleichterung und tiefer Enttäuschung bewegten sich am Freitag die Reaktionen auf die Präsentation der Pläne für die Sanierung des Saarbrücker Ludwigsparkstadions. Die Vertreter des Vereins gaben sich diplomatisch. "Wir sind vom Grundsatz zufrieden", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhard Klimmt, "auf der Basis kann man arbeiten. Wir gehen davon aus, dass die reale Umsetzung unserer Erwartung entspricht." Die vielen Fragezeichen und "optionalen" Bauabschnitte in der erst kurzfristig fertiggestellten Darstellung kann man durchaus positiv sehen. "Es ist deutlich besser, als das was bislang vorlag", sagte FCS-Präsident Paul Borgard.

Er war am Freitag bei Sponsorenterminen, habe die Planskizzen bislang nur auf einem kleinen Monitor gesehen. "Es gibt viele Möglichkeiten der Gestaltung, gerade was die Vip- und Hospitality-Bereiche angeht", so Borgard weiter, "hier müssen wir natürlich die Feinplanung abwarten. Was mich positiv stimmt, ist die Einbeziehung der Firma Lagardère. Das sind wirkliche Experten."

Die Anhänger des FCS scheinen mit der Lösung "den Ludwigspark modernisieren, dabei aber sein Gesicht und die Tradition wahren" nicht in Gänze zufrieden zu sein. Auch wenn ihnen ein Dach über dem heutigen E-Block als "eine-Million-Euro-Bonbon" angeboten wurde. "Einfach noch einen Carport über den neuen Mini-E-Block zur Beruhigung und fertig ist der Scheiss. Eingehen auf Kritik, Verbesserungen in den letzten Monaten? Nada! 15 Millionen dafür? Lachnummer!" schrieb ein Nutzer der Internet-Plattform ludwigspark.de.

Doch es gibt auch andere Stimmen, die die Entwürfe positiv bewerten. FCS-Fan Thomas Fischer hatte sich die Zeit genommen und war bei der Vorstellung der Pläne anwesend. "Gut ist, dass das Gros der Stehränge erhalten bleibt", sagte der 34-Jährige, "ich finde es gut, dass der Grundcharakter des Stadions erhalten bleibt. Es wird nicht das heute übliche Einheitsstadion."

Eine Meinung, die auch viele Fans der Ultra-Szene teilen, wie der FCS-Beauftragte Meiko Palm erzählte. Bei ihm sind zahlreiche Anrufe und E-Mails eingegangen. "Am meisten bemängelt wurde, dass nicht alle Bereiche überdacht sind", so Palm, "vielleicht hätte man auch früher das Gespräch mit Fanbeauftragten und Fanprojekt suchen sollen, um einige Grundbedürfnisse der Zuschauer zu klären." Die angekündigte Präsentation der Pläne am 26. Juni in der Villa Blau-Schwarz komme für eine Diskussion eventuell zu spät.

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