Nibalis linkes Ding

La Toussuire · Vorjahressieger Vincenzo Nibali nutzt einen technischen Defekt von Christopher Froome zu einer Attacke und gewinnt die 19. Etappe. Der Brite zeigt erstmals Schwächen und verliert 30 Sekunden auf Rivale Quintana. Beim Showdown in L'Alpe d'Huez ist Spannung garantiert.

 Nibali nutzt einen Defekt von Froome zur Attacke und gewinnt die 19. Etappe. Foto: Nogier/EPA

Nibali nutzt einen Defekt von Froome zur Attacke und gewinnt die 19. Etappe. Foto: Nogier/EPA

Foto: Nogier/EPA

Ein linkes Ding von Vincenzo Nibali und eine giftige Attacke von Nairo Quintana haben Einzelkämpfer Christopher Froome in die Bredouille gebracht. Ohne Unterstützung seines schwächelnden Sky-Teams hat der britische Spitzenreiter auf der Königsetappe der 102. Tour de France erstmals einen Dämpfer erhalten. Beim Sieg des Vorjahressiegers Nibali auf der 19. Etappe über 138 Kilometer von Saint-Jean-de-Maurienne nach La Toussuire verlor Froome als Dritter eine halbe Minute auf seinen schärfsten Konkurrenten Nairo Quintana. Vor dem Showdown im Radsport-Mekka L'Alpe d'Huez am Samstag ist damit Spannung garantiert.

Nibali, der Schaltprobleme von Froome zu einer eiskalten Attacke genutzt hatte, holte sich mit 44 Sekunden Vorsprung auf Quintana seinen ersten Etappensieg bei der in diesem Jahr für ihn so enttäuschend verlaufenen Tour. Froome erreichte 1:14 später als Dritter das Ziel. Auf die Gesamtwertung hatte der Sieg des Sizilianers keinen großen Einfluss, wohl aber der Aufschwung von Quintana. Vor der letzten Alpenetappe am Samstag, die in L'Alpe d'Huez ein Spektakel verspricht, liegt Froome nur noch 2:38 Minuten vor dem kolumbianischen Kletterer. Die Spanier Alejandro Valverde und Alberto Contador verloren dagegen über eine Minute auf Froome und sind im Rennen um den Gesamtsieg außen vor.

Auf der vorletzten Bergetappe geriet Froome bei der so reibungslos verlaufenen Triumphfahrt in Gelb erstmals in Schwierigkeiten. Fünf Kilometer vor dem Ziel attackierte Quintana und holte eine halbe Minute heraus. Schon frühzeitig hatten sich wichtige Froome-Helfer wie Geraint Thomas und Richie Porte aus der vorderen Gruppe verabschiedet, sodass der Brite in der entscheidenden Phase auf sich allein gestellt war. Dazu brachten Schaltprobleme beim Anstieg zum Col de la Croix de Fer Froome aus dem Tritt.

Froome musste kurzzeitig anhalten, was Nibali - nicht ganz sportlich - zu einem Angriff nutzte. Quintana, Alberto Contador und die anderen aus dieser Gruppe verzichteten auf eine Tempoverschärfung, der Sizilianer machte sich alleine auf den Weg Richtung Spitze. Dort hatte der Franzose Pierre Rolland, der am Vortag Platz zwei belegt hatte, frühzeitig zu einer Alleinfahrt angesetzt.

34 Kilometer vor dem Ziel hatte Nibali den Franzosen eingeholt und kurz darauf beim 18 Kilometer langen Schlussanstieg auch überholt. Der Italiener, dem in diesem Jahr so wenig gelungen war, feierte seinen insgesamt fünften Etappensieg. Zugleich verbesserte sich Nibali auf den vierten Platz und liegt nur noch 6:44 Minuten hinter Froome. Valverde (5:25) ist Gesamtdritter.

Am Samstag wird Froome, dessen Rennmaschine gestern auf versteckte Motoren kontrolliert worden war, das Maillot Jaune auch nach L'Alpe d'Huez hochtragen, wenn es zum ultimativen Höhepunkt der Tour 2015 kommt. Die 21 berühmtesten Serpentinen der Welt werden dann wieder zur überdrehten Partymeile. Der Ausnahmezustand ist programmiert: Mindestens 500 000 Radsport-Fans werden die schmale Straße säumen und den Fahrern nur eine winzige Gasse lassen. 13,8 Kilometer Karneval in den Alpen.

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