Ski alpin Neureuther scheitert und schimpft

Are · Der deutsche Alpin-Star bleibt in seinem vielleicht letzten großen Rennen ohne Medaille – und ist vom Ski-Verband enttäuscht.

 Winkt er zum Abschied? Felix Neureuther musste beim WM-Slalom im schwedischen Are die Disqualifikation hinnehmen. Die Zukunft des deutschen Alpin-Stars ist ungewiss.

Winkt er zum Abschied? Felix Neureuther musste beim WM-Slalom im schwedischen Are die Disqualifikation hinnehmen. Die Zukunft des deutschen Alpin-Stars ist ungewiss.

Foto: dpa/Johann Groder

Als Felix Neureuther nach der Pleite im wohl letzten großen Rennen seiner erfolgreichen Karriere die kleine Matilda auf den Arm nahm, konnte er endlich wieder lachen. Doch auch das Wangenküsschen für seine Tochter und die Umarmung mit Ehefrau Miriam konnten seine bittere Enttäuschung über die Disqualifikation im WM-Slalom nicht verbergen. Neureuther war sauer auf sich selbst – und auf den Deutschen Skiverband. Ob er nach diesem Winter weitermache, hänge nicht nur von ihm ab, sagte er zerknirscht.

„Es müssen schon auch ein paar Dinge geändert werden“, sagte Neureuther mit ernster Miene. Er müsse wissen, „in welche Richtung der Verband ziehen will. Wenn ich das Gefühl habe, dass das die richtige Richtung ist, bin ich dabei und hätte große Freude daran.“ So, wie es aktuell laufe, „wie ein paar Entscheidungen getroffen werden, war es für mich klar, dass es schwierig wird“. Was genau er meinte? „Das ist intern“, sagte Neureuther.

Der 34-Jährige hatte seit seinem Comeback nach dem Kreuzbandriss im November 2017 immer wieder gesundheitliche Schwierigkeiten, dazu kamen Materialprobleme. All das hatte dazu geführt, dass Neureuther den Anschluss verlor an die Weltspitze um Dominator Marcel Hirscher, der in Are wie sein weibliches Pendant Mikaela Shiffrin seiner Favoritenrolle im Slalom gerecht wurde und zum dritten Mal Weltmeister wurde. Doch das allein schien Neureuther nicht umzutreiben. Er übte Kritik an den Kollegen, nahm namentlich nur Stefan Luitz und Dominik Stehle aus und forderte eine Richtungsänderung.

„Es kann nicht sein, dass es immer nur von einer Person abhängt, ob wir Erfolg haben oder nicht“, schimpfte Neureuther, der im Finale eingefädelt hatte. Auch an den Trainern habe es nicht gelegen, „hinter ihnen stehe ich wie noch was“. An wem dann? Alpinchef Wolfgang Maier sagte zu Neureuthers kryptischen Aussagen: „Es steht außerhalb jeglicher Diskussion, dass wir uns mit Blick auf die Slalommannschaft berechtigter Kritik unterziehen müssen. Es kann ja unser Anspruch nicht sein, was wir in dieser Saison gezeigt haben.“

Neureuther, nur so viel stand zunächst fest, wird die Saison zu Ende fahren und an den Weltcup-Rennen in Kranjska Gora sowie am Saisonfinale im März in Andorra teilnehmen. Und danach? Wenn er nicht das Gefühl habe, noch einmal ganz vorne angreifen zu können, sagte er, „dann habe ich überhaupt kein Problem damit aufzuhören.“ Er freue sich auf das Leben danach mit seiner Familie, „aber ich bin halt auch noch leidenschaftlicher Skifahrer“.

Das zeigte er in Are zum vielleicht letzten Mal auf großer Bühne. Am Ende blickte er verkniffen auf die Anzeigetafel, winkte ins Publikum, aber zurückhaltend. Kurze Zeit später bestätigte der Stadionsprecher auf Schwedisch: „Kein Resultat für Neureuther“, aus der Wertung genommen nach dem „Einfädler“ an einer blauen Torstange auf dem Areskutan, wo er so gerne noch einmal eine Medaille geholt hätte.

Beim DSV richten sich die Verantwortlichen auf den baldigen Abschied ein. Neureuther, betonte Alpinchef Maier, könne „die Top drei wieder erreichen“, wenn er weitermachen würde, er müsste aber härter trainieren. Ob er das will? Auch das blieb am letzten Tag der WM von Are und dem fast schon tragischen Auftritt von Neureuther offen.

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