Pünktlich zum 90-jährigen Jubiläum der Saarbrücker Rudergemeinschaft Undine (SRG Undine) ist nun auch das neue Ruderleistungszentrum für die saarländischen Ruderer fertiggestellt. Für 1,8 Millionen Euro wurde alles größer und moderner: Die Fläche der Boots-Werkstatt wurde quasi verdoppelt, der Kraft- und Fitnessraum auf 200 Quadratmeter und das Bootshaus auf beinahe 900 Quadratmeter erweitert. Das Ruderbecken wurde mit modernster Messtechnik ausgestattet. Ausmaße eines Stützpunkts, der erst im vergangenen Jahr für einen weiteren olympischen Zyklus (bis 2020) zum Bundesstützpunkt erklärt wurde.

Der Zeitpunkt hätte kaum günstiger sein können, denn der Rudersport im Saarland ist mitten im Umbruch. Neben Landestrainer Patrik Klein, den es nach Berlin zog, wechselte jüngst Bundestrainer Uwe Bender nach Dortmund. Landestrainerin ist nun Nina Wengert, ehemalige Olympiateilnehmerin (2008). Die Stelle des hauptamtlichen Trainers der Leichtgewichts-Frauen am Olympiastützpunkt in Saarbrücken gilt es, neu zu besetzen. Auch die Zahl der Kaderathleten am Stützpunkt in Saarbrücken ist aus unterschiedlichen Gründen stark zurückgegangen.

Momentan trainiert nur Anja Noske bei Trainer und Stützpunktleiter Hans-Jürgen Förster in Saarbrücken - sofern sie nicht auf Lehrgängen ist oder in Ulm, bei Lena Müller, ihrer Partnerin aus dem Leichtgewichts-Doppelzweier und dem Cheftrainer des Ulmer Ruderclubs, Marcus Maier. Auch Tobias Franzmann trainiert mit seinen Kollegen aus dem leichten Weltmeister-Achter in Hamburg. Anne Beenken, die in Berlin studiert, hat auch ihren Trainingsschwerpunkt in die Hauptstadt verlegt. Leonie Pieper ist schon seit über einem Jahr in Ulm bei Maier, obwohl sie hier in Saarbrücken studiert. Von den Brüdern Schömann-Finck, trainiert nur Matthias hier, wenn nicht mit Jost in Mainz.

Ruder-Weltklasse im Saarland? Fehlanzeige. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen spricht Noske von einer Aufbruchsstimmung. "Man hat das Gefühl, dass es mit dem neuen Leistungszentrum ein Neustart wird", sagt Noske, "es macht momentan richtig Spaß, man spürt den Zusammenhalt noch stärker". Auch weil Miriam Weikert beim Kindertraining von den ehemaligen Weltmeistern und Olympiateilnehmern Jochen und Martin Kühner unterstützt wird. "Das Leistungszentrum ist nicht nur für die Leistungssportler geplant gewesen", sagt Roland Boettcher, Vorsitzender der SRG Undine, "sondern genauso für Breitensportler und den Nachwuchs aus den Landeskader". Es gehe ja nicht nur darum, gute Athleten anzulocken, sondern selbst Spitzensportler zu entwickeln. Wie Anne Beenken oder Tobias Franzmann .

Die nächsten Talente sitzen im Landestraining bereits in den Booten. "Wir haben einige aussichtsreiche Talente im Bereich der 15- und 16-Jährigen", sagt Hans-Jürgen Förster, Leiter des Bundesstützpunkts in Saarbrücken, "aber die müssen sich noch entwickeln". Dafür bietet das neue Leistungszentrum die besten Bedingungen: Viel Platz, das neueste Equipment und "die Möglichkeit zusammenzuwachsen", sagt Förster. Denn die Jugend, die bisher beim RC Saarbrücken auf der anderen Saarseite untergebracht war, "findet jetzt Platz bei den Großen".

Zum Thema:

Die beiden Vereine Ruder Club Saar (RCS) und Saarbrücker Ruder Gesellschaft Undine (SRG Undine) haben schon vor über 40 Jahren beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln. Seit 1974 starten die Ruderer bei Regatten und Wettkämpfen für den Ruderverein Saarbrücken . Die Zusammenarbeit geht nun soweit, dass auch die Jugend- und Nachwuchsarbeit gebündelt wird. Der Landesverband ist der Ruderbund Saar. Als Bundesstützpunkt ist das neue Ruderleistungszentrum dem Deutschen Ruder Verband (DRV) und dem Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/ Saarland untergeordnet. aub