Neuer Tag, neue Verdächtige Weiterer Spieler des SC Verl unter Verdacht

Nyon. Gestern sind auch Vereine aus Albanien und Lettland in den Fokus des Wettskandals im europäischen Fußball geraten. Der kontinentale Dachverband Uefa nannte fünf osteuropäische Vereine, die in Spielmanipulationen verwickelt sein sollen. Betroffen ist ein Spiel der zweiten Runde der Qualifikation zur Champions League des KF Tirana aus Albanien bei Stabaek IF (0:4)

Nyon. Gestern sind auch Vereine aus Albanien und Lettland in den Fokus des Wettskandals im europäischen Fußball geraten. Der kontinentale Dachverband Uefa nannte fünf osteuropäische Vereine, die in Spielmanipulationen verwickelt sein sollen. Betroffen ist ein Spiel der zweiten Runde der Qualifikation zur Champions League des KF Tirana aus Albanien bei Stabaek IF (0:4). Die restlichen sechs verdächtigen Partien fanden in der Qualifikation zur Europa League statt. Genannt wurden ebenfalls aus Albanien KS Vllaznia, FC Dinaburg aus Lettland, NK IB Ljubljana aus Slowenien und Honved Budapest aus Ungarn.

Die Spiele gehörten bisher nicht zu den rund 200 verdächtigen Begegnungen, die die ermittelnden Staatsanwaltschaft Bochum im Visier hat. Die Behörde war bisher von zwölf Begegnungen in der Europa League und drei in der Champions League ausgegangen. Laut der Uefa sind möglicherweise auch drei Schiedsrichter und ein Offizieller der Uefa involviert. Die entsprechenden Namen wurden nicht bekanntgegeben.

Die Mitteilung der Uefa erfolgte nach einem dreistündigen Treffen an ihrem Sitz im schweizerischen Nyon, an dem Verbandsvertreter aus Österreich, Belgien, Bosnien, Kroatien, Ungarn, Slowenien, der Schweiz, der Türkei und Deutschland teilnahmen. Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) war Generalsekretär Wolfgang Niersbach dabei. "Alle sind an einer raschen, lückenlosen Aufklärung interessiert. Trotzdem dürfen wir nicht in Hektik verfallen, sondern müssen den Behörden die nötige Zeit geben. Und wie bitter auch immer die Wahrheit sein mag: Sie muss komplett auf den Tisch, und die Sanktionen werden knallhart sein", sagte Niersbach.

DFB-Präsident Theo Zwanziger handelte sich derweil Ärger mit Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball ein: "Wir waren sehr verwundert, als wir die Zitate von Zwanziger gelesen haben und haben daraufhin den direkten Kontakt gesucht." Der DFB-Chef hatte eingeräumt, er sei seit längerem in die Ermittlungen eingeweiht gewesen. Allerdings sei der DFB nicht offiziell unterrichtet worden. Inzwischen habe ihm Zwanziger einen Irrtum eingeräumt, sagte Rauball. "Er hat mir erklärt, dass er seine Äußerungen so getätigt und autorisiert habe. Ihm sei jedoch später bewusst geworden, dass er sich geirrt habe", sagte Rauball: "Er sei allgemein über Gerüchte über Manipulationen von der Uefa informiert worden, nicht aber über die Tätigkeit der Staatsanwaltschaft Bochum und Verdachtsmomente in Deutschland."

Auch die Politik wird sich mit der Wett-Affäre beschäftigen. Der neue Bundestags-Sportausschuss will als erste Maßnahme am kommenden Mittwoch über das Thema sprechen. "Das ist ein Skandal, der den Sport in seinen Grundfesten erschüttern kann", sagte die Vorsitzende Dagmar Freitag. Der Deutsche Olympische Sportbund lehnt noch mehr Verbote auf dem Wettmarkt und ein Gesetz gegen Sportbetrug ab. "Zu glauben, die Wetten würden kontrollierbarer, wenn wir sie verbieten, ist ein großer Trugschluss", sagte Generaldirektor Michael Vesper: "Korruption ist ein Krebsleiden der Gesellschaft, das auch vor dem Sport nicht haltmacht und nur in Zusammenarbeit von Sport und Staat bekämpft werden kann."Verl. Der immer stärker in den Fokus geratene Regionalligist SC Verl hat gestern mitgeteilt, dass ein weiterer Spieler möglicherweise in Manipulationen verwickelt sein soll. "Es sind nach unseren Erkenntnissen drei Spieler betroffen, einer von ihnen ist nicht mehr hier beschäftigt", sagte der zweite Vorsitzende Jochen Scholz.

Am Vortag hatte der Club die Spieler Patrick Neumann und Tim Hagedorn vom Spiel- und Trainingsbetrieb suspendiert. Sie haben nach Vereinsangaben aber keine Geständnisse abgelegt. Zuvor hatten zwei andere Spieler vom SC Verl ihre Erkenntnisse über Manipulationen bei zwei Partien der vergangenen Saison der Staatsanwaltschaft Bochum mitgeteilt.

Die Ostwestfalen hatten Hinweise erhalten, dass bei den Spielen der vergangenen Saison bei Borussia Mönchengladbach II (4:3) und gegen den 1. FC Köln II (0:1) Manipulationen versucht worden seien. Daraufhin hatte Verl seine Erkenntnisse den Behörden zu Protokoll gegeben. dpa

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