Volleyball Neue Reicherts braucht das Land

Saarbrücken · Der Saarländische Volleyballverband plant ein weiteres Leistungszentrum für Damen – und hofft auf neue Toptalente.

 Moritz Reichert hat es vom TV Bliesen aus weit geschafft. Vom deutschen Volleyball-Bundesligisten United Volleys Rhein-Main ist er in diesem Sommer zum französischen Europapokalsieger Tours VB gewechselt.

Moritz Reichert hat es vom TV Bliesen aus weit geschafft. Vom deutschen Volleyball-Bundesligisten United Volleys Rhein-Main ist er in diesem Sommer zum französischen Europapokalsieger Tours VB gewechselt.

Foto: Gregor Biskup

Einer, der ganz nach oben wollte: Als Gerd Rauch ins Saarland und zum TV Bliesen kam, hatte er ein Ziel: seine Mannschaft groß zu machen. Siegen sehen. „Dieser Ehrgeiz von Gerd war der Beginn in Bliesen mit dem Volleyball“, erzählt Erhard Rubert, Präsident des Saarländischen Volleyballverbandes. In Bliesen trainiert und spielt heute der Nachwuchs – in einem Leistungszentrum, das der Verband vor rund fünf Jahren  mit dem Verein gegründet hat. An diesem Ort wurde auch Moritz Reichert groß. U19-Beachvolleyball-Weltmeister, Spieler der Nationalmannschaft. Zuletzt spielte er für den Bundesligisten United Volleys Rhein-Main. Im Frühjahr gab er seinen Wechsel zum Europapokalsieger Tours VB nach Frankreich bekannt. Von Bliesen in die Welt.

Bliesen selbst spielt 3. Liga. Und will irgendwann in die 2. Bundesliga – mit den Jungs aus dem Leistungszentrum am Ort. Dazu arbeiten unter anderem Jugendtrainer mit den umliegenden Schulen zusammen, um Nachwuchs zu entdecken und begeistern. Was bei den Männern gut läuft, will der Verband auch für die Frauen auf die Beine stellen. „Wir haben ein paar Vereine, die 3. Liga spielen, also mindestens so gut sind wie der 1. FC Saarbrücken im Fußball“, sagt Rubert. Er meint den TV Holz und den TV Lebach. An welchem Ort ein Leistungszentrum entstehen soll, das entscheide sich erst in den nächsten Wochen. Trainer gebe es genug, sagt Rubert. Denn sie werden im Saarland selbst ausgebildet. Gerade seien über 20 fertig geworden mit der Ausbildung. Und könnten jetzt in die Vereine gehen.

Doch die Stützpunkte sorgen auch für Sticheleien. Gegenseitiges Abwerben. Probleme, die die Vereine unter sich ausmachen müssen, sagen die Verantwortlichen beim Verband. Dennoch ist sich Rubert sicher, dass sie auf dem richtigen Weg sind, den Volleyball im Saarland erfolgreicher zu machen. Wenn das auch nicht immer einfach ist. „Wir kriegen im kleinen Saarland immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen“, sagt er. Zum Beispiel mit dem Wegfall der dritten Sportstunde in den Schulen. Auch die finanzielle Förderung durch den Landessportverband für das Saarland kritisiert Rubert: „Es ist nicht gut, dass die Polititk immer mehr Einfluss in den Sport hält.“ In anderen Bundesländern laufe das besser. Dort stehe Verbänden mehr Geld zur Verfügung.

Kleines Bundesland. Kleiner Verband. Das spüren die Saarländer immer wieder, findet Rubert. Das Spielsystem werde gerade umgebaut. Alles digitalisiert. Spielergebnisse, Spielerpässe – das ist dann alles online verfügbar. Es soll die Vereine in ihrer Arbeit entlasten. Doch es kostet auch Geld. Der Verband alleine könne das nicht stemmen. „Dabei haben wir die letzten Jahre alle Kosten selbst aufgefangen und die Vereine verschont“, sagt Rubert: „Aber das schaffen wir jetzt nicht mehr.“ Das bedeutet, dass die Vereine wohl nach über zehn Jahren ihre Mitgliederbeiträge erhöhen müssten. „Der Geldsack wird immer dünner und schlapper“, sagt der Verbands-Präsident.

Die verfügbaren Mittel nutzt der Verband hauptsächlich, um die Leistungs-Kader zu stärken. Eine Lösung sah Rubert schon zum Greifen nah: in einem großen Verband mit Rheinland-Pfalz zusammenarbeiten. Doch dann bekam der Nachbar-Verband einen neuen Vorstand, und die Zusammenarbeit sei ins Stocken geraten. „Doch ich kämpfe weiter dafür“, sagt Rubert. Und damit kann man den Verbandspräsidenten beim Wort nehmen. Für die Saar-Volleyballer setzt er sich schon seit 27 Jahren an der Spitze des Verbandes ein. Und auch dem bundesweiten Volleyballverband ist er schon fast genauso lange als Vizepräsident treu. Dafür wurde Erhard Rubert auch als Ehrenmitglied des Dachverbandes ausgezeichnet.

 Erhard Rubert ist sei 27 Jahren Vorsitzender des saarländischen Volleyballverbandes.

Erhard Rubert ist sei 27 Jahren Vorsitzender des saarländischen Volleyballverbandes.

Foto: Oliver Dietze

Bei all seinem Engagement findet Rubert aber auch kritische Worte zu der Zusammenarbeit mit dem Bundesverband. Er sieht die Sichtungsweise der Bundestrainer problematisch. Statt der wenigen Sammeltermine sollten die Bundestrainer besser in unregelmäßigen Abständen in den Landesverbänden vorbeischauen. Ein saarländisches Talent wie der Lebacher Moritz Reichert darf einem Bundestrainer schließlich nicht durch die Lappen gehen. Der legt ja gerade eine Weltkarriere hin.

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