Basketball-Bundesliga der Frauen Neue Führung, neue Hoffnung

Saarlouis · Die turbulenten Zeiten bei Basketball-Bundesligist Saarlouis Royals sollen mit einem Führungswechsel zu Ende sein.

 Reiner Calmund, Karl Heinz Becker, Tom Störmer, Paul Kast, Sascha Schmidt und Ralf Anstätt (von links) äußerten sich zur Zukunft der Royals.

Reiner Calmund, Karl Heinz Becker, Tom Störmer, Paul Kast, Sascha Schmidt und Ralf Anstätt (von links) äußerten sich zur Zukunft der Royals.

Foto: Ruppenthal

„Der Sport wird immer im Vordergrund stehen.“ Das ist die erste Botschaft vom neuen Mann an der Spitze des BC Saarlouis, dem Trägerverein des Frauen-Basketball-Bundesligisten Saarlouis Royals. Karl-Heinz Becker ist am Mittwoch auf der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung des Clubs einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Der Unternehmer, seit 25 Jahren Leiter eines Bedachungsbetriebs mit aktuell 20 Beschäftigten, ist das Gesicht des Umschwungs, den sie sich beim deutschen Ex-Meister nach den Turbulenzen der vergangenen Monate erhoffen. Nach einer Phase, in der das Handeln der Verantwortlichen zeitweise eher einer Komödie à la Heinz Becker glich, soll dessen Namensvetter nun die Ziele der Royals vorantreiben: „Sportliche Konsolidierung mit dem jüngsten Team der Damen-Bundesliga und Lösung der großen wirtschaftlichen Probleme“, nennt Becker sein Ansinnen.

Was die Finanzen angeht, kommt dem neuen 2. Vorsitzenden des BC Saarlouis eine wichtige Rolle zu: Paul Kast, seit 35 Jahren selbstständiger Unternehmer in der Speditions- und Logistikbranche, wird den klammen Royals unter die Arme greifen. „Ich sichere das Finanzielle für das erste Jahr ab. Wir sind dabei, den Sponsorenpool wieder auszubauen, nachdem es da zuletzt bröckelte. Für die neue Saison müssen wir uns wirtschaftlich erst mal keine Gedanken machen – so haben wir etwas Vorlaufzeit“, erläutert Kast.

Ihm gehe es nicht zuletzt um das Miteinander. Als Unternehmer habe er „halbwegs erfolgreich gewirtschaftet – und wenn man ein paar Euros mehr hat, kann man der Gesellschaft auch was zurückgeben“, sagt Kast. Wirklichen Bezug zum Basketball habe er nicht, er sieht aber einen „Familiensport“ und die „Hoffnung, dass wir auf diesem Weg das soziale Miteinander weiter fördern können. Ein Ziel ist es, mit dem Bundesliga-Team verstärkt an Schulen zu gehen, um mehr Kinder für den Sport zu begeistern“, ergänzt der Chef von etwa 150 Firmen-Mitarbeitern.

Er habe gute Kontakte zur hiesigen Wirtschaft und sehe dort durchaus die Bereitschaft, den Saarlouiser Basketballerinnen finanziell zu helfen. „Da ist manch einer mit dem Herzen bei den Royals. Deshalb ist mir nicht bange. Es muss ja nicht gleich ein Reifen sein, sodass das Auto nicht mehr fährt. Auch ein Stück vom Kühlergrill hilft uns weiter“, veranschaulicht Kast.

Wie nötig es ist, sich bei den Sponsoren breit aufzustellen, zeigt die Vergangenheit. Bereits im März 2017 war es zu großen Veränderungen gekommen, als erstmals nicht mehr der TV Saarlouis, sondern der neue BC die Bundesliga-Lizenz beantragte. Es war zugleich das Ausscheiden des bis dato wichtigsten Geldgebers Dieter Therre, der über die M.U.T. Sportmarketing GmbH seit 2010 den Spielbetrieb organisiert hatte. Nach dem Abschied des Ingenieurs begann eine turbulente Phase, die im November 2017 den Rücktritt des BC-Vorsitzenden Marc Tepest und im Dezember die Trennung von Trainer Hermann Paar nach sich zog.

Danach ging es für die Royals sportlich weiter bergab. Die Playoffs wurden erstmals wieder verpasst. Kurz vor Beginn der laufenden Runde trat dann überraschend Royals-Manager Sascha Schmidt zurück – um jetzt wieder mit im Boot zu sitzen. Nach einer beruflichen Umorientierung sei er zeitlich flexibler und könne den Manager-Posten wieder übernehmen, sagt Schmidt: „Die Royals sind für mich eine Herzenssache.“ Unterstützt werde er laut Becker von Ralf Anstätt, der zuvor kommissarisch BC-Vorsitzender war und am Mittwoch wie der komplette alte Vorstand von den 21 anwesenden Mitgliedern entlastet wurde. Zur Wiederwahl hatte sich nur Kassierer Mario Martin Jakobs gestellt – und erhielt erneut das Vertrauen.

Das bekomme auch die vor der Runde umgekrempelte Mannschaft um Neu-Trainer Ondrej Sykora, wie Schmidt betont: „Da gibt es viele Ansätze, die uns positiv stimmen.“ Nicht nur wegen ihm ist es ein Neuanfang mit vielen alten Gesichtern: So wird Oliver Kraulich, der die Royals-Entwicklung zur deutschen Topadresse von Anfang an mitgeprägt hat, laut Becker als sportlicher Berater fungieren. Und auch ein ganz Prominenter unterstützt die Royals: Rainer Calmund, Ex-Manager von Bayer Leverkusen und schon länger in Saarlouis heimisch, war am Mittwoch ebenfalls vor Ort. „Meine Hilfe wird bescheiden ausfallen, sonst bekomme ich Ärger mit meiner Frau“, verriet er – zumindest erwies sich „Calli“ im anschließenden Heimspiel gegen Nördlingen als Glücksbringer: Mit einem 74:54-Erfolg rückte Sykoras Team vor auf einen Playoff-Platz. Somit stand tatsächlich der Sport im Vordergrund – verbunden mit der Hoffnung, dass das künftig so bleibt.

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