Neue Akademie sorgt für einen Bundestags-Wahlkampf
Frankfurt · An diesem Sonntag entscheiden die Frankfurter Bürger über die neue DFB-Zentrale, die 89 Millionen Euro kosten soll. Die Gegner, die den Bau auf dem Gelände der Galopprennbahn verhindern wollen, haben alle Register gezogen.
Plakatwälder in der Stadt, Propagandaschlachten in den Medien, Polemik von vielen Seiten: Das Getöse vor dem Bürgerentscheid über die neue Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt erinnert fast an eine Bundestagswahl. Nach der Abstimmung werden die Gegner und Befürworter des 89 Millionen Euro teuren Projekts am frühen Sonntagabend wissen, ob sich ihr Kampf mit harten Bandagen gelohnt hat.
Als Folge des aggressiven Wahlkampfs der Gegner, die den Bau auf dem Gelände der Galopprennbahn im Stadtteil Niederrad verhindern wollen, ging kurz vor der ersten Abstimmung dieser Art in der Mainmetropole der DFB in die Offensive. "Es handelt sich um ein Leuchtturmprojekt des Fußballs", sagte Projektleiter Oliver Bierhoff : "Es ist mit Sicherheit auch für die Stadt Frankfurt ein Leuchtturmprojekt."
Bierhoff machte keinen Hehl daraus, was eine Entscheidung gegen den DFB bedeuteten würde. Sollten 25 Prozent der Wahlberechtigten (rund 124 000 Bürger ) der Initiative "Pro Rennbahn" folgen, droht der Manager der Nationalmannschaft mit dem Abschied des Verbands aus der Stadt. "Dann wären wir sehr enttäuscht und schockiert", sagte Bierhoff, der seine Idee von einer Akademie erstmals vor acht Jahren formuliert hatte: "Auf der einen Seite wollen wir die Stadt nicht abstrafen, wenn es nicht klappen sollte. Auf der anderen Seite müssten wir für diesen Fall über neue Optionen diskutieren."
Damit dieser Fall nicht eintritt, rührte auch der DFB-Sportdirektor Hansi Flick die Werbetrommel. "Viele europäische Fußball-Nationen, darunter Spanien, haben bereits Leistungs- und Kompetenzzentren", sagte Flick: "Da sind sie uns einen Schritt voraus. Und deshalb ist es umso wichtiger, dass der DFB einen Ort hat, wo er seine gesamte Fußballkompetenz versammelt."
Das sehen die Gegner völlig anders. Auf unzähligen Plakaten, im Internet, auf Versammlungen, mit Flugblättern und via Medienmitteilungen machten sie in der vergangenen Wochen Front gegen das Projekt auf dem 15 Hektar großen Areal (plus Erweiterungsoption um fünf Hektar). Dass die Stadt dem Verband das Gelände per Erbbauvertrag (99 Jahre Laufzeit, 6,835 Millionen Euro kapitalisierter Erbbauzins) auf dem Silbertablett serviert hat, bietet genügend Angriffsfläche.
Die Gegner sprechen von einer "lächerlichen Pacht" und einem "84 Millionen Euro teuren Geschenk der Stadt an die DFB-Bosse". Sie bezichtigen den schwarz-grünen Magistrat und den DFB der "Klüngelei". Ein Plakat rückt DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sogar in die Nähe von Fifa-Boss Joseph S. Blatter - und damit nahe an die Skandale beim Weltverband. "Die Dinge so miteinander zu vermischen, finde ich geschmacklos", sagte Bierhoff, der 2018 mit dem DFB in die neue Zentrale unweit des bisherigen Sitzes umziehen möchte: "Wir wollen mit der Akademie weltweit führend sein."
Zum Thema:
HintergrundDie Bürger von Frankfurt entscheiden am Sonntag, ob es beim Ende der Galopprennbahn bleibt oder die Pläne des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für ein Leistungszentrum gekippt werden. Stimmberechtigt sind nach Auskunft des städtischen Wahlamts rund 498 000 Bürger , darunter auch erwachsene EU-Staatsangehörige, die am Tag der Abstimmung seit mindestens drei Monaten ihren Hauptwohnsitz in Frankfurt haben. Ob die Abstimmung Folgen hat, hängt von der Zahl der Stimmen ab. Die Mehrheit genügt nicht. Nach der hessischen Gemeindeordnung muss die Mehrheit mindestens 25 Prozent der Stimmberechtigten repräsentieren (also etwa 124 000), damit sie die Wirkung eines endgültigen Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung erreicht. dpa