Neuanfang mit Nachsitzen

Leipzig · Die Software-Unternehmerin Gabi Dörries soll den Deutschen Schwimm-Verband als Präsidentin auf Erfolg umprogrammieren. Nach dem erneut enttäuschenden Abschneiden bei Olympischen Spielen steht der Verband unter Druck.

Nach dem klaren Votum für die neue Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) stimmten die Delegierten dem ersten großen Projekt von Gabi Dörries nur teilweise zu. Nach längerer Debatte gab es am vergangenen Samstag beim Verbandstag des DSV in Leipzig einen Kompromiss bei der erbetenen Anschubfinanzierung: Nur ein Jahr statt zwei Jahre zahlen die Landesverbände 50 Cent pro Mitglied mehr an den Dachverband. Danach wird neu überlegt. "Im nächsten Jahr werden wir nachsitzen und über Alternativen reden müssen, wie wir die nötigen Finanzmittel bekommen. Insofern ist es vielleicht kein kompletter Neuanfang", erklärte Dörries.

Die Software-Unternehmerin aus Schleswig-Holstein war von 89 Prozent der Delegierten zur Nachfolgerin von Christa Thiel gewählt worden. Thiel trat nach 16 Jahren nicht wieder an. Sie wurde bei einigen Gegenstimmen und Enthaltungen zur Ehrenpräsidentin gewählt. Dörries übernimmt den DSV nach mehreren enttäuschenden Ergebnissen bei Olympischen Spielen in schweren Zeiten. Als Fachsparten-Vorsitzende der Schwimmer wurde sie dank ihrer lösungsorientierten Art vom Schwimmer-Lager unterstützt und verschaffte sich zunehmend Rückhalt bei den anderen Fachsparten. Als erstes will die 55-Jährige nun die zum Jahresende auslaufenden Verträge der Trainer verlängern. "Die warten drauf. Das Jahr ist fast rum, und sie wollen Sicherheit haben", sagte Dörries. Die Vertragsverlängerung von Chefbundestrainer Henning Lambertz stand trotz der medaillenlosen Spiele von Rio bereits fest. Viele Sportler wie Britta Steffen oder Paul Biedermann hatten für Dörries geworben - und wollen unter ihr im Verband mitarbeiten. Biedermann sagte: "So sehr ich mich für Gabi freue, sie hat einen Berg Arbeit vor sich. Aber ich glaube fest, dass sie das schafft."

Dörries trat mit einer kompletten Präsidiums-Mannschaft an. Clemens Stewing setzte sich als neuer Vizepräsident Recht gegen Anselm Öhlschlegel durch. Wolfgang Hein bleibt Vizepräsident Verbandsentwicklung. Andrea Thielenhaus ist neue Vizepräsidentin Finanzen. Ihr Amtsvorgänger Peter Obermark trat zur Wahl nicht mehr an. Er war als einziges Mitglied des bisherigen Präsidiums nicht entlastet worden. Rechtliche Konsequenzen hat die Entscheidung der Delegierten nicht, allerdings demonstriert das Votum die Unzufriedenheit mit dem DSV-Finanzgebaren. "Wir werden beim Jahresabschluss 2016 versuchen, viel mehr auf die Wünsche der Länder zu hören, was die Transparenz angeht", versprach Dörries.

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