Fußball-Bundesliga Schlussakkord in Leipzig

Leipzig · Fußball-Nationalspieler Timo Werner muss sich entscheiden, ob er bleiben oder wechseln will. Der FC Bayern lockt.

 Nationalspieler Timo Werner von RB Leipzig ist begehrt, seine Zukunft ab Sommer noch nicht geregelt.

Nationalspieler Timo Werner von RB Leipzig ist begehrt, seine Zukunft ab Sommer noch nicht geregelt.

Foto: dpa/Jan Woitas

Zärtlich strich Timo Werner über die Saiten des Violoncellos. Sein Blick war gesenkt, als „Dirigent“ Ralf Rangnick mit ausladenden Gesten den Takt vorgab. Es ist nicht überliefert, ob der Stürmer von RB Leipzig in diesem Moment vielleicht in sich gegangen ist. Sich womöglich fragte, ob er auch in den kommenden Jahren in diesem Orchester weiterspielen will oder sich einem Welt-Ensemble anschließt.

Natürlich ist der 22-Jährige am Ball wesentlich begabter als am Cello, und natürlich war der Besuch des Fußball-Bundesligisten beim renommierten Leipziger Gewandhaus-Orchester nur ein Marketing-Gag für eine große Kampagne, die dem geneigten Fan in der neusten Ausgabe des RB-Magazins entgegenspringt. Die Frage nach Werner bleibt jedoch. Verlängert der „Star-Cellist“ der Leipziger seinen Vertrag? Er muss sich schon sehr bald entscheiden.

Mit dem Start der Rückrunde an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Tabellenführer Borussia Dortmund steigt auch der Druck auf Werner. Es könnten seine letzten 17 Liga-Spiele im Leipziger Trikot sein. Das ist nach den Äußerungen von Geschäftsführer Oliver Mintzlaff zu Jahresbeginn völlig klar. Das Vorgehen sei auch mit Werner und dessen Berater-Umfeld abgesprochen, erläuterte Mintzlaff.

„Wir müssen logischerweise spätestens nach dem Saisonende wissen, wie es weitergeht. Denn natürlich kann sich ein Verein wie wir nicht erlauben, mit Timo Werner in ein letztes Vertragsjahr zu gehen“, hatte Mintzlaff im kicker gesagt. Und dies wäre der Fall, sollte Werner seinen noch bis 2020 laufenden Kontrakt nicht um ein paar Jahre ausweiten. Dann will Leipzig mit Werner Kasse machen.

Entweder mit ihm als Erfolgsgaranten im Sturm oder als Multi-Millionen-Ware in der Auslage – Interessenten gibt es scheinbar genug. Da wäre Bayern München, dessen Trainer Niko Kovac Werner als „Spieler, der sehr gute Fähigkeiten hat“, bezeichnete. Auch Werner liebäugelt schon länger mit dem Rekordmeister. „Wenn man bei RB Leipzig spielt und in Deutschland bleiben will, gibt es eigentlich nur einen Verein, zu dem man wechseln kann“, erklärte Werner einmal vielsagend.

Jene These würde im Übrigen Dortmund aus dem Spiel nehmen. Der kommende RB-Gegner, der von der Spielanlage vielleicht sogar besser zum Tempo-Sprinter passt, wurde in jüngerer Vergangenheit immer wieder mit Werner in Verbindung gebracht. Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer des BVB, sagte – angesprochen auf das Interesse seines Vereins an Werner und dem Gladbacher Thorgan Hazard: „Ich habe das Gefühl, dass einer der beiden seine Zukunft bereits geregelt hat – und zwar nicht mit uns.“ Auch das klingt eher nach Werners Wechsel zu den Bayern. Sollte ihn sein Weg nicht nach München führen, riecht es jedoch mehr nach Ausland, nach Glamour. Jürgen Klopps FC Liverpool und Dauer-Interessent Real Madrid sind offenbar in der Verlosung.

Werner selbst hatte vor Mintzlaffs Machtwort immer bekundet, seinen Vertrag in Leipzig erfüllen und gerne noch unter dem neuen RB-Trainer Julian Nagelsmann spielen zu wollen. Daraus wird ohne Verlängerung aber nichts. Eine mögliche Champions-League-Qualifikation und das dicke Pfund Nagelsmann könnten Werner vielleicht sogar überzeugen.

In Leipzig sind sie jedenfalls kontrolliert optimistisch. „Wir spüren, dass unsere Argumente bei Spieler und Berater angekommen sind“, sagte Mintzlaff. Wahr ist aber auch, dass RB die Personalie am liebsten schon 2018 geklärt hätte, der Ball liegt in Werners Feld. Er wird noch einmal in sich gehen und dann entscheiden müssen – und das zeitnah.

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