Nagelsmann ist bereit für den „Höllentrip“

Sinsheim · Julian Nagelsmann ist deutlich früher als geplant zum jüngsten Bundesliga-Trainer aufgestiegen. Der 28-Jährige sollte die TSG 1899 Hoffenheim eigentlich erst im Sommer übernehmen. Doch schon jetzt ist er gefordert.

Obwohl auf Julian Nagelsmann ein "Höllentrip" aus Abstiegskampf, Prüfungsstress und Medienrummel wartet, war der 28-Jährige bereit, Geschichte zu schreiben. Nagelsmann hat noch vor dem Abstiegs-Duell an diesem Samstag bei Werder Bremen (15.30 Uhr/Sky) die Nachfolge von Huub Stevens bei 1899 Hoffenheim angetreten und ist damit zum jüngsten Bundesliga-Cheftrainer aufgestiegen.

Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, glühten gestern im TSG-Trainingszentrum in Zuzenhausen die Drähte. Sportchef Alexander Rosen wählte sich die Finger wund. Er musste die Verantwortlichen der Hennes-Weisweiler-Akademie davon überzeugen, dass der Abschluss des Fußballlehrer-Lehrgangs und der Trainerjob von Nagelsmann unter einen Hut gebracht werden können. "Natürlich spielt Julian in unseren Überlegungen eine Rolle. Der Lehrgang ist in der Endphase, es gibt kaum noch Präsenzzeiten", erklärte Rosen , der die Verpflichtung eines neuen Kurzzeit-Trainers "zum jetzigen Zeitpunkt" ausschloss.

Rosen ist sich darüber im Klaren, dass das vorzeitige Engagement des bisherigen U19-Trainers bei den Profis auch ein großes Risiko birgt. Sollte der Vorletzte, der fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz aufweist und bereits sieben Zähler vom rettenden Ufer entfernt ist, am Ende absteigen, wäre die Karriere von Nagelsmann sofort mit einem Makel behaftet. "Wir sind uns aller Eventualitäten bewusst", äußerte Rosen mit Blick auf Nagelsmann, der das Team der Kraichgauer eigentlich erst im Sommer übernehmen sollte und einen Vertrag bis Juni 2019 unterschrieben hat. Doch die Herzprobleme von Stevens machten diesen Plan zunichte.

Im Kraichgau hoffen nun alle darauf, dass sich Geschichte wiederholt. Schließlich installierte Mehrheitseigner Dietmar Hopp vor drei Jahren in einer ähnlich aussichtslosen Lage den Trainer-Neuling Markus Gisdol. Damals war die Rettung vor dem Abstieg gar nicht mehr vorgesehen, sondern der Neuaufbau in der 2. Liga. Doch der Vorgänger von Stevens schaffte den Ligaverbleib.

Nagelsmann hat aber noch andere Aufgaben zu bewältigen. Zwischen dem 22. Februar und dem 7. März stehen die letzten fünf Prüfungen bei der Weisweiler-Akademie in Hennef auf dem Programm. Doch vor Prüfungen hatte Nagelsmann noch nie Angst. Das hat er im Laufe seiner jungen Karriere schon bewiesen. Vor zwei Jahren gewann er mit der U19 der TSG die deutsche Meisterschaft, die A-Lizenz bestand er mit der Note 1,0. "Ich bin Perfektionist und spiele in der Liga gerne oben mit, weil ich den Erfolg liebe", verriet er zuletzt. Als Spieler blieben ihm große Erfolge allerdings verwehrt. Zahlreiche Verletzungen sorgten für das Ende seiner aktiven Karriere im Alter von nur 20 Jahren.

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