Boxen Von der Anklagebank zurück in den Ring

Köln · Der Dopingprozess gegen den früheren Box-Weltmeister Felix Sturm ist geplatzt. Auch Manuel Charr greift wieder an.

 Felix ist glücklich: Der ehemalige Box-Weltmeister Sturm muss sich nicht vor Gericht verantworten. Stattdessen will er wieder boxen.

Felix ist glücklich: Der ehemalige Box-Weltmeister Sturm muss sich nicht vor Gericht verantworten. Stattdessen will er wieder boxen.

Foto: dpa/Arne Dedert

Die Doping-Wirren um die Profiboxer Felix Sturm und Manuel Charr gehen in die nächste Runde: Die sechsmonatige Sperre gegen Schwergewichts-Weltmeister Charr (34) wurde vom Weltverband WBA aufgehoben, zudem platzte der Prozess gegen den früheren Champion Sturm (39). Zwei Wirkungstreffer, die Fragen im Anti-Doping-Kampf aufwerfen.

„Im Profiboxsport fehlt es leider immer noch an einem von der Welt-Anti-Doping-Agentur anerkannten Dopingkontrollsystem mit vorschriftsmäßigen Sanktionen“, sagt Lars Mortsiefer, Justiziar und Vorstandsmitglied der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada): „Nach wie vor erkennen weder der internationale Boxsport noch der nationale Sportfachverband, also der Bund Deutscher Berufsboxer, den Welt-Anti-Doping-Code an.“

Bei Charr wurden im vergangenen September vor dem Kampf gegen Fres Oquendo (Puerto Rico) bei einem Urintest laut der Voluntary Anti-Doping Association (VADA) die Anabolika Epitrenbolon und Drostanolon nachgewiesen. Die VADA hatte Charr jedoch keine Möglichkeit gegeben, bei der Öffnung der beantragten B-Probe anwesend zu sein – ein Verfahrensfehler. Die Untersuchung einer dritten Probe soll einen negativen Befund erbracht haben. „Wegen der Zeitspanne zwischen der A- und B-Probe und der von Charr öffentlich gemachten Kommunikations-Probleme wird die Sperre zurückgenommen“, heißt es in der WBA-Mitteilung.

An diese Entscheidung sind jedoch Bedingungen geknüpft. Dazu gehört die Pflichtverteidigung gegen Oquendo binnen 60 Tagen. Zudem machte die WBA unmissverständlich klar, dass Charr bei einem erneuten positiven Dopingbefund gesperrt und ihm der Weltmeister-Titel aberkannt werde.

Sowohl Charr als auch Sturm hatten immer wieder ihre Unschuld beteuert. „29 Jahre in diesem Sport, 29 Jahre sauber. Ich komme zurück“, twitterte Sturm. Die Staatsanwaltschaft Köln hatte den früheren Weltmeister nach dessen positiver Dopingprobe Anfang 2016 auch wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt und damit juristisches Neuland betreten. Umsonst.

Die Eröffnung des Hauptverfahrens wurde von der 8. Großen Strafkammer in Köln abgelehnt. „Das Gericht ist der Argumentation der Verteidigung gefolgt, wonach ein vorgenommenes Gutachten zu dem Schluss kommt, dass keine doping­relevanten Spuren vorhanden sind“, sagte Sturms Anwalt Gottfried Reims. Nada-Vorstandsmitglied Mortsiefer entgegnet: „Wir sehen es weiterhin sehr kritisch, dass der Fall sportrechtlich vom internationalen Sportverband nicht nach den Vorgaben des Welt-Anti-Doping-Codes behandelt wurde.“

Einen Profikampf hat der fünfmalige Weltmeister Sturm seit dem 20. Februar 2016 nicht mehr bestritten. Nach der WM-Revanche gegen den Russen Fjodor Tschudinow wurde Sturm in A- und B-Probe positiv auf die anabole Substanz Hydroxy-Stanozolol getestet. Weder der Weltverband WBA noch der Bund Deutscher Berufsboxer hatte Sturm trotz einer positiven Probe gesperrt. „Da wird immer mehr der Ruf nach staatlichen Dopingkontrollen laut. Das kann man nicht auf die Verbände abwälzen, die dafür finanziell gar nicht in der Lage sind“, sagt Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer: „Das dürfen auch auf keinen Fall private Organisationen wie die Wada oder die Nada machen.“

Trotz der Doping-Schlagzeilen könnte vor allem die Wende im Fall Sturm den Profiboxsport in Deutschland wieder zum Leben erwecken. Denn es scheint ein großer Kampf in der Mache zu sein. Supermittelgewichtler Sturm und sein Management peilen ein Aufeinandertreffen mit dem früheren Weltmeister Artur Abraham (38) an.

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