Nach der WM ist Schluss

Bern · Die Schweiz muss spätestens 2014 einen neuen Fußball-Nationaltrainer suchen: Ottmar Hitzfeld wird seinen Vertrag mit den Eidgenossen nicht verlängern. Der Deutsche gilt als einer der Großen der Branche.

Immer perfekt gekleidet, immer höflich, immer mit der Attitüde eines Gentlemans: So ist Ottmar Hitzfeld in der oft ruppigen Fußballbranche bekannt. Selbst kritische Fragen von Journalisten beantwortete er zumeist galant. In absehbarer Zukunft wird man ihn in der Szene vermissen: Der 64-Jährige wird seinen 2014 auslaufenden Vertrag mit dem Schweizer Verband nach dann sechs Jahren nicht verlängern. "Das wird meine letzte Station sein. Danach werde ich nicht mehr Fußballtrainer sein. Ich möchte zum richtigen Zeitpunkt aufhören", sagte er gestern.

Es sei die "schwierigste Entscheidung meiner Trainer-Laufbahn", bekannte der im südbadischen Lörrach geborene Hitzfeld. Der frühere Erfolgs-Coach von Borussia Dortmund und Bayern München, mit denen er die Champions League gewann, hatte die Eidgenossen ungeschlagen zur WM-Endrunde in Brasilien geführt. Und sie dürfen weiter auf ihn bauen: Er will die Verantwortlichen bei der Suche nach einem Nachfolger tatkräftig unterstützen: "Wenn der Verband einen Rat braucht, kann er einen bekommen."

Mit seiner frühzeitigen Rücktrittsankündigung hat Hitzfeld dem Schweizer Verband viel Zeit gegeben. "Ottmar Hitzfeld ist auch in dieser Lage ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle und lässt uns viel Zeit. Das ermöglicht uns, nicht gleich am Kandidaten-Karussell zu drehen, sondern erst einmal inne zu halten", erklärte Generalsekretär Alex Miescher.

Hitzfeld betreut die Eidgenossen seit 2008 und war "ein Glücksfall für den Schweizer Fußball", wie Torwart Diego Benaglio festhielt. Verbandspräsident Peter Gilliéron ging in seiner Wertschätzung für Hitzfeld sogar noch weiter: "Ihm verdanken wir Anerkennung in der ganzen Welt und einen unschätzbaren Imagegewinn für unseren Sport."

Nach seinem Nein zur Offerte des Schweizer Fußballverbandes SFV sprach der Lörracher von einer Vernunfts-Entscheidung in einem Umfeld, das "absolut problemfrei und gut" sei, wie er betonte. Der SFV wolle Hitzfelds Beschluss "akzeptieren und respektieren", hieß es.

Nun also soll bald Schluss sein mit der Hatz nach Erfolgen, die mit dem Chef Hitzfeld eigentlich eine Garantie waren - egal wo er arbeitete. Hitzfeld ist ein Fußball-Fachmann mit einem riesigen Renommee und einer hohen Akzeptanz. Dabei galt und gilt er als Pragmatiker, der sein Tun nur einem unterordnete: dem Erfolg.

Und der Erfolg gab ihm immer recht - wie zuletzt auch in der Schweiz, wo er auf die Jugend setzte und U17-Weltmeister wie Granit Xhaka, Ricardo Rodriguez oder Haris Seferovic höchst erfolgreich in das A-Team integrierte. Bei der WM 2010 in Südafrika scheiterte die Schweiz trotz eines Vorrundensieges gegen den späteren Weltmeister Spanien allerdings in der Gruppenphase. Und die Qualifikation für die EM 2012 in Polen und der Ukraine misslang. Auch deshalb hat sich Hitzfeld zum Abschluss seiner Karriere noch einmal große Ziele gesetzt: "Ziel ist das Achtelfinale. Und wenn man mal dort ist, dann will man natürlich auch ins Viertelfinale."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort