Spanierin triumphiert klar Muguruza gehört die Zukunft

London · Als auch Venus Williams‘ letzter Schlag die Grundlinie um Zentimeter verfehlt hatte, sank Garbiñe Muguruza auf die Knie. In der Royal Box klatschte ihr König Juan Carlos Beifall, auf dem „Heiligen Rasen“ weinte die Spanierin Tränen des Glücks. Mit 7:5, 6:0 hatte sie die erstaunliche Altmeisterin aus den USA bezwungen und erstmals in Wimbledon triumphiert.

 Im Balancieren so gut wie im Tennisspielen: Garbiñe Muguruza balanciert nach ihrem Sieg die „Venus Rosewater Dish“-Trophäe auf dem Kopf.

Im Balancieren so gut wie im Tennisspielen: Garbiñe Muguruza balanciert nach ihrem Sieg die „Venus Rosewater Dish“-Trophäe auf dem Kopf.

Foto: dpa/Steven Paston

„Venus ist so eine unglaubliche Person, ich habe sie schon spielen sehen, als ich aufgewachsen bin. Natürlich war ich heute nervös, habe es aber nicht gezeigt“, sagte Muguruza mit der Venus-Rosewater-Schale in der Hand. Die hatte vor ihr nur eine einzige Spanierin in der 131-jährigen Turniergeschichte gewonnen: Conchita Martinez, die als Teilzeit-Trainerin einen großen Anteil am zweiten Grand-Slam-Sieg der 23-Jährigen hatte.

Anscheinend hatte Martinez, die 1994 Rekordsiegerin Martina Navratilova bezwungen hatte, die richtigen Tipps parat. Im ersten Durchgang behielt Muguruza gegen die 14 Jahre ältere Williams in den entscheidenden Momenten die Nerven und wehrte zwei Satzbälle ab. „Das war einer der besten ersten Sätze, die ich je in einem Wimbledonfinale gesehen habe“, schwärmte der dreimalige Titelträger Boris Becker.

Allzu hochklassig blieb es jedoch nicht. Muguruza hielt das Tempo hoch, Williams brach ein und zeigte beim zweiten Aufschlag Schwächen. Dennoch trug sie die Niederlage in ihrem ersten Wimbledonfinale seit 2009 mit Fassung und kündigte an, in der kommenden Saison mit 38 Jahren den nächsten Anlauf zu nehmen: „Ich glaube, es wird noch weitere Möglichkeiten für mich geben.“

Sicher ist, dass Muguruza in den kommenden Jahren um weitere Grand-Slam-Titel spielen wird, mit erst 23 Jahren gehört ihr die Zukunft. 2015 hatte sie noch im Wimbledonfinale gegen Serena Williams verloren, im vergangenen Jahr schlug sie die größte Spielerin ihrer Zeit bereits im Finale der French Open. Die jüngere der beiden Williams-Schwestern konnte ihren Titel in Wimbledon nicht verteidigen, weil sie bald ihr erstes Kind erwartet.

Nach dem Triumph in Roland Garros war Muguruza in ein Loch und aus den Top Zehn der Weltrangliste gefallen. Kein einziges Finale hatte sie seitdem erreicht, beim Vorbereitungsturnier in Eastbourne war sie gegen die Tschechin Barbora Strycova mit 1:6, 0:6 untergegangen.

Im All England Club gab sie nur gegen Vorjahresfinalistin Angelique Kerber (Kiel) einen Satz ab und deklassierte die fünfmalige Titelträgerin Venus Williams im Finale im zweiten Durchgang. Nur 77 Minuten dauerte das Match unter dem erstmals seit 2009 wieder bei einem Damenfinale geschlossenen Dach des Centre Courts.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort