Müller glaubt nicht mehr an WM

Minutenlang lehnt Laura Müller an der Wand. Ihr Arm hängt über ihrem hochroten Kopf, die Lunge pumpt pausenlos. Kaum ein Wort bringt sie heraus. Die Enttäuschung überwiegt in diesem Moment bei der 19-Jährigen aus Dudweiler - und das, obwohl sie bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Nürnberg über 400 Meter Silber hinter Ruth Spelmeyer (VfL Oldenburg, 52,41 Sekunden) gewonnen hat."Die Lockerheit war heute nicht da", sagte die Vizemeisterin von der LSG Saarbrücken-Sulzbachtal, die im Finale gestern 52,51 Sekunden gebraucht hat: "Schade.

Ich dachte, dass es heute schneller geht." So wie am Tag zuvor, als Müller als schnellste Deutsche im Vorlauf in 52,33 Sekunden eine persönliche Bestzeit aufgestellt hatte. "Der Gegenwind vom Start bis zu den 200 Metern war heftig. Der Lauf hat sich nicht so gut angefühlt."

Ein ganz anderes Gefühl hatte Luisa Valeske (SV Saar 05 Saarbrücken) im selben Rennen. Sowohl im Vorlauf (54,03) als auch im Finale (53,95) feierte sie Bestzeiten und schnappte sich Bronze. "Das war eher ein Traum als ein Ziel", sagte Valeske überglücklich. Die Hürdenläuferin startete nur über die 400 Meter: "Das war trainingsmethodisch klüger, damit ich zwischen den Hürden schneller werde."

Müller und Valeske waren nicht die einzigen Saarländer, die es mit Bestleistungen ins Finale geschafft haben: Robert Hind (Saar 05) schraubte seine Zeit über 400 Meter im Vorlauf auf 46,64 Sekunden und belegte im Endlauf Rang sechs (47,06). "Das Finale war das Ziel", sagte er: "Für mehr fehlt auf den letzten Metern noch das Stehvermögen." Für Aufsehen sorgte auch der Dreispringer und ehemalige Athlet des LC Rehlingen , Martin Jasper, der seit Januar mit Bundestrainer Tamas Kiss beim VfB Stuttgart trainiert, mit 15,91 Metern und Bronze. Die 3 x 1000-Meter-Staffel seines Ex-Vereins verteidigte derweil ihren U 20-Titel mit Philip Lonmon, Christian von Eitzen und Frederik Jakob mit einer Saisonbestzeit von 7:23,18 Minuten.

Für eine Bestweite hat es bei Johannes Vetter (Saar 05) nicht gereicht - dafür aber für Silber im Speerwurf. Nachdem der 22-Jährige Ende Mai die deutsche Jahresbestweite von 85,40 Metern aufgestellt hatte, verpasste er bei der U 23-EM mit 79,78 Metern eine Medaille. "Ich war in den vergangenen Wochen nicht mehr im Rhythmus", sagte Vetter: "Mit diesem zweiten Platz könnte es mir jetzt nicht besser gehen. Ich bin mega zufrieden."

Bei seinem zweiten Versuch in Nürnberg, der bei 83,12 landete, "ist so viel Ballast von mir abgefallen". An die 84,73 Meter des Titelverteidigers Thomas Röhler vom LC Jena kam er zwar nicht ran, "aber das ist voll zu verkraften. Ich hätte in diesem Jahr nicht mit so einem Leistungssprung und der WM gerechnet".

Die Norm dafür hat Vetter erfüllt. Dass der Deutsche Leichtathletik-Verband ihn für die WM nominiert - das ist so gut wie sicher. Laura Müller glaubt wegen der verpassten B-Norm nicht an einen Staffel-Start in Peking. "Ich habe alles rausgeholt", sagte sie: "Ich kann mir nichts vorwerfen."

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