Mourinho oder Madrid

München · Drei mögliche Gegner, zwei mögliche Reisen: Dem FC Bayern München wird heute im Halbfinale der Champions League Atlético Madrid, Real Madrid oder der FC Chelsea zugelost.

Die ungewöhnliche Ausgelassenheit bei Pep Guardiola nach dem Halbfinal-Einzug währte nicht allzu lange. Dann ging der Blick des Trainers von Bayern München Richtung Nyon. Die heutige Auslosung (12 Uhr/Eurosport) könnte Guardiola ein brisantes Treffen mit seinem Erzfeind José Mourinho und dessen FC Chelsea bescheren. Zudem warten im Lostopf Atlético oder Real Madrid auf dem Weg zum Finale in Lissabon.

"Jede Mannschaft hat ihre Qualitäten und etwas Besonderes", sagte der 43-Jährige nach dem 3:1 (0:0) des deutschen Fußball-Rekordmeisters gegen Manchester United (Hinspiel 1:1) und genoss zumindest kurz den Augenblick. "Ich bin sehr stolz auf diesen Verein und auf diese Spieler. Sie haben Herz, sie wollen mir folgen. Es ist eine Ehre, hier zu sein", sagte er.

Wie groß der Druck war, zeigte sich bei Guardiola nach dem Abpfiff. Freudestrahlend herzte er an der Außenlinie alle Spieler und Betreuer, mit Sportvorstand Matthias Sammer gab es gar eine innige Umarmung. Derart emotional hatte er sich nicht einmal beim Gewinn der deutschen Meisterschaft vor zwei Wochen gezeigt. Guardiola war sichtlich erleichtert, nicht mit dem Makel leben zu müssen, nach zuletzt zwei Finalteilnahmen der Bayern in der Königsklasse frühzeitig zu scheitern.

"Wenn man kontinuierlich unter den vier besten Mannschaften in Europa ist, dann ist das eine Auszeichnung. Wir werden jetzt alles dafür tun, dass wir es auch nach Lissabon schaffen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. In Portugals Hauptstadt steigt am 24. Mai das Finale. Davor steht am 22./23. und 29./30. April erst einmal das Halbfinale an. "Die Rechnung ist einfach. Es geht zu 66,6 Prozent nach Madrid, ein Drittel bleibt für London. Wir nehmen es, wie es kommt", sagte Rummenigge gelassen und fügte selbstsicher an: "Bayern München ist sicher kein Traumlos für die anderen." Dies zeigten die Münchner im Rückspiel gegen United zumindest in der letzten halben Stunde. Anstatt nach dem überraschenden 0:1 von Patrice Evra (57. Minute) zu hadern, schlugen sie im Stile einer Spitzenmannschaft eiskalt zurück. Bis zum Ausgleich von Mario Mandzukic dauerte es 69 Sekunden. Thomas Müller (65.) und der überragende Arjen Robben (76.) schossen den Titelverteidiger schließlich zum 16. Mal ins Halbfinale der Champions League oder des Landesmeister-Wettbewerbs.

Guardiola freut sich auf die kommenden Aufgaben: "Die schönste Zeit der Saison ist jetzt da." Zunächst mit einem Heimspiel morgen gegen Borussia Dortmund (18.30 Uhr), in dem es eher ums Prestige geht. Für Guardiola aber offenbar nicht einmal darum: "Die Bundesliga ist vorbei. Jetzt ist das wichtigste Spiel das Pokal-Halbfinale gegen Kaiserslautern." Das steigt am Mittwoch. Erst danach geht es gegen Mourinho oder Madrid.Nach der Demütigung schlich Lionel Messi mit gesenktem Blick und hängenden Schultern vom Feld. Und die vernichtenden Schlagzeilen nach dem Viertelfinal-K.o. des FC Barcelona bei Atlético Madrid (0:1) dürften ihm sauer aufstoßen. "Ein schwerfälliges Barça, das unter der Ineffektivität von Messi litt", schrieb die Zeitung "Sport" nach dem frühesten Ausscheiden des spanischen Meisters in der Champions League seit 2007. Die Zeitung "La Gazzetta dello Sport" beschwor das "Ende der Barcelona-Ära" herauf. Fast schon dramatisch vor dem Hintergrund, dass der Club nach der vom Weltverband Fifa wegen der Verpflichtung minderjähriger Talente aus dem Ausland für zwei Wechselperioden verhängten Strafe keine Transfers tätigen darf (wir berichteten).

Um Messis Hilflosigkeit an einem denkwürdigen Abend zu dokumentieren, wurde vor allem auf seine Laufleistung im Viertelfinal-Rückspiel (Hinspiel 1:1) verwiesen. Der Argentinier legte nur 1,5 Kilometer mehr zurück als Barcelonas Torwart José Manuel Pinto, der 5,3 Kilometer lief. Kapitän Xavi wollte indes das Ausscheiden nicht so recht akzeptieren. "Wir haben Herz gezeigt, hatten vier, fünf klare Chancen und hätten ein Unentschieden verdient gehabt", klagte der Mittelfeldspieler. Sein Trainer Gerardo Martino zeigte sich überrascht von der Tatsache, dass seine Mannschaft in den ersten 20 Minuten an die Wand gespielt wurde. "Da war ein großer Unterschied zu sehen", sagte der Argentinier.

Barcelona muss das Aus in der Champions League durch das Tor von Koke (5. Minute) schnell abhaken. Am Mittwoch soll der erste Titel der Saison eingefahren werden - im Pokal-Finale wartet in Valencia Erzrivale Real Madrid.

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