Motiviert wie am ersten Tag

Frankfurt · Joachim Löw erfüllt seinen Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Bundestrainer. Gestern beendete der 54-Jährige die Ungewissheit, die seit dem Gewinn des WM-Titels in Brasilien geherrscht hatte.

Mit Joachim Löw zum historischen Double: Zehn Tage nach dem WM-Triumph von Brasilien hat der Bundestrainer auch die letzten Zweifel über seine Zukunft beseitigt und der Fußball-Nation die frohe Botschaft verkündet. An einen Rücktritt habe er "keine Sekunde gedacht. Ich habe meinen Vertrag mit dem DFB nicht bis zum Jahr 2016 verlängert, um ihn vorzeitig zu beenden", sagte Löw gestern in einem auf der Internetseite www.dfb.de veröffentlichten Interview.

Er könne sich "nichts Schöneres vorstellen, als mit dieser Mannschaft weiterzuarbeiten, sie zur Europameisterschaft nach Frankreich zu führen, das Team, die einzelnen Spieler weiter zu entwickeln. Ich bin so motiviert wie am ersten Tag beim DFB", betonte der 54-Jährige. Er könne "nur sagen, dass ich mich unglaublich auf die nächsten Monate freue".

Am 3. September geht es in Düsseldorf mit der Neuauflage des WM-Endspiels gegen Argentinien weiter. Vier Tage später steht für die deutsche Auswahl in Dortmund die erste Begegnung der EM-Qualifikation gegen Schottland auf dem Programm. Bei der EM 2016 in Frankreich will sich Löw einen weiteren Traum erfüllen. Noch nie hatte die deutsche Nationalmannschaft einen Erfolg beim folgenden Turnier bestätigen können. "Wir haben in Brasilien einen gigantischen Erfolg gefeiert, es gibt aber noch weitere Ziele, die wir erreichen wollen. Die WM 2014 war für alle ein Höhepunkt, sie war aber noch kein Abschluss", sagte Löw.

Nach dem triumphalen Empfang in Berlin habe er sich "ein wenig zurückgezogen und die Zeit bei der Familie und mit Freunden genossen", führte Löw aus. Er habe "einfach ein paar Tage gebraucht, um alles sacken zu lassen, um die Emotionen in den Griff zu bekommen, um den Blick wieder klar nach vorn zu richten".

Offen ist noch, wer künftig die Rolle von Hansi Flick als Assistent einnimmt. Doch Löw verspürt "überhaupt keinen Zeitdruck oder akuten Handlungsbedarf, wir haben schon noch Zeit", sagte er. Als heiße Kandidaten für Flick, der Sportdirektor beim DFB wird, werden Marcus Sorg, Trainer der deutschen U 19-Nationalmannschaft, und Frank Wormuth, U 20-Trainer und Chefausbilder beim DFB, gehandelt. "Ich habe hier Ideen, jeder darf sicher sein, dass wir alle nun den bevorstehenden Urlaub nutzen werden, um uns Gedanken für die anstehenden großen Aufgaben zu machen. Wir werden für alle Fragen gute Lösungen finden", ergänzte Löw. Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und Torwarttrainer Andreas Köpke bleiben dem Stab von Löw erhalten. Verzichten muss er neben Flick künftig auch auf seinen Kapitän Philipp Lahm , der zurücktrat. Löw bezeichnete dies nun noch einmal als "großen Verlust".

Den WM-Triumph in Brasilien ("Eine unglaubliche Teamleistung.") habe er inzwischen realisiert, meinte der Bundestrainer , der 2006 nach der WM im eigenen Land den Posten seines Chefs Jürgen Klinsmann übernommen hatte. Der Titelgewinn in Südamerika sei ein "unbeschreiblich schönes Gefühl. Dass wir mit unserem Auftreten und letztlich dem Erfolg in Brasilien große Glücksgefühle hier in der Heimat ausgelöst haben, das erfüllt uns schon mit großer Freude."

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HintergrundPhilipp Lahm ist nach seinem überraschenden Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft "froh, mich befreit zu haben", schrieb der 30-Jährige in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung Zeit. Ihm sei durch die "extremen Erfahrungen, die ich innerhalb eines Jahres machte", bewusst geworden, "dass ich mich nicht vom Leistungssport treiben lassen will. Mein Leben gehört mir. Wenn ich glücklich bleiben will, auch über meine Fußball-Karriere hinaus, dann muss ich mein Leben selbst bestimmen, das heißt: Entscheidungen treffen, bevor sie mich einholen", betonte Lahm. Die Entscheidung zum Rücktritt nach der WM habe er bereits im Herbst 2013 getroffen. sid

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