Mosley gewinnt Machtkampf

Paris. Mit einer überraschend deutlichen Mehrheit hat Max Mosley die Vertrauensabstimmung gewonnen und darf seinen Posten als Fia-Präsident behalten. Doch der ADAC zog am Dienstag als erster der großen Automobilclubs Konsequenzen aus dem Votum von Paris

 Max Mosley verlässt das Fia-Hauptquartier in Paris mit einem Siegerlächeln.Foto: dpa

Max Mosley verlässt das Fia-Hauptquartier in Paris mit einem Siegerlächeln.Foto: dpa

Paris. Mit einer überraschend deutlichen Mehrheit hat Max Mosley die Vertrauensabstimmung gewonnen und darf seinen Posten als Fia-Präsident behalten. Doch der ADAC zog am Dienstag als erster der großen Automobilclubs Konsequenzen aus dem Votum von Paris. Noch bevor der Weltverband das Ergebnis nach der zweistündigen Krisensitzung veröffentlichte, erklärte der Allgemeine Deutsche Automobil-Club, seine Mitarbeit in der Fia ruhen zu lassen, so lange der Brite im Amt ist. "Der ADAC nimmt die Entscheidung der Generalversammlung mit Bedauern und Unverständnis zur Kenntnis. Dies ist für Europas größten Automobilclub ein Grund, ab sofort seine Ämter und die Mitarbeit im Weltverband ruhen zu lassen", teilte der ADAC mit. Die Mehrheit in der Fia aber sah es anders: 103 Stimmen pro Mosley standen 55 gegen ihn gegenüber. Der 68-Jährige bleibt so - mindestens - bis Oktober 2009 höchster Automobil-Funktionär der Welt.

"Es ist ein sehr unglücklicher Ausgang, es ist ein sehr unglücklicher Tag für die Fia", sagte der amerikanische Delegierte Robert Darbelnet. Auch er will sich überlegen, ob und wie es eine künftige Kooperation mit einer Fia mit Mosley an der Spitze geben kann. 24 große Automobilclubs hatten vor der Sitzung Mosleys Rücktritt gefordert. Gleiches galt für Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, der warnte: "Das Problem ist: Wenn Mosley bis 2009 bleibt, wird er noch einmal antreten."

Bei der Sitzung sei Mosley, der seit 1993 die Fia anführt, sehr gefasst gewesen, schilderten Teilnehmer. Anwalt Anthony Scrivener, der von der Fia eingesetzt worden war, um die von der Zeitung "News of the World" hergestellten Nazi-Bezüge zu prüfen, habe gesagt: "Das hatte mit Nazis nichts zu tun." Mosley, dessen Vater Oswald Faschistenführer in Großbritannien war, hatte die von dem Blatt erhobenen Nazi-Vorwürfe von Beginn an bestritten. Seine Teilnahme an den SadoMaso-Spielen mit fünf Prostituierten hatte er eingeräumt.

Mosley bleibt im Amt - Ruhe wird aber nicht einkehren. Schließlich repräsentiert ein Präsident auch einen Verband. Dies war Mosley zuletzt schwer gefallen. Beim Formel-1-Rennen in Bahrain hatte ihn die Königsfamilie des Wüstenstaats ausgeladen. Auch die Fürstenfamilie von Monaco wünschte keine gemeinsamen Fotos.

In der geheimen Wahl votierten offensichtlich vor allem kleinere Clubs für Mosley. "Er hat viele Kontakte zu den kleineren Clubs", meinte der Niederländer Guido van Woerkom. Der Fia-Chef hatte vor seiner Abwahl gewarnt. Dem Verband drohe ein Machtverlust in den derzeitigen Verhandlungen mit den Inhabern der Formel-1-Rechte um Bernie Ecclestone. Mosley spricht seit Bekanntwerden des Videos von einer Verschwörung gegen ihn. dpa

Hintergrund

Konflikte und Konfrontationen hat Max Mosley noch nie gescheut. Nach erfolglosen Versuchen als Formel-2-Rennfahrer und Chef des March-Teams wurde Mosley, der in Oxford Physik und Jura studiert hat, Rechtsberater von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und begann seinen Aufstieg in der Verbands-Hierarchie. 1991 löste er nach einer Kampfabstimmung Jean-Marie Balestre als Chef des Motorsport-Weltverbandes Fisa ab, zwei Jahre später übernahm er die Führung des Dachverbandes Fia. 1994, als Ayrton Senna und Roland Ratzenberger tödlich verunglückten, begann Mosley eine Kampagne für mehr Sicherheit in der Formel 1. Kritiker werfen ihm einen diktatorischen Führungsstil vor. Mit Verweis auf das Regelwerk ging er immer wieder rigoros gegen Verfehlungen von Teams und Piloten vor, zuletzt 2007 gegen McLaren. dpa

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