Monsieur Fourcades Gespür für Erfolg

Herr Fourcade, Sie bestreiten gerade mit dem französischen Team ein Trainingslager in den Alpen - waren Sie schon draußen mit den Skirollern unterwegs?Martin Fourcade: Oh ja, ich arbeite auch auf den City-Biathlon hin. Wir trainieren hier sehr abwechslungsreich und halten uns mit einer Menge unterschiedlicher Sportarten fit

Herr Fourcade, Sie bestreiten gerade mit dem französischen Team ein Trainingslager in den Alpen - waren Sie schon draußen mit den Skirollern unterwegs?Martin Fourcade: Oh ja, ich arbeite auch auf den City-Biathlon hin. Wir trainieren hier sehr abwechslungsreich und halten uns mit einer Menge unterschiedlicher Sportarten fit. Morgens sind wir immer mit den Skirollern unterwegs und nachmittags steht mit Laufen oder Radfahren vor allem Ausdauertraining auf dem Programm. Dazwischen arbeiten wir auch immer wieder am Muskelaufbau. Der Wettkampf in Püttlingen ist ein super Abschluss des Trainingslagers.

Sie kommen bereits zum fünften Mal nach Püttlingen. Der Innenstadt-Biathlon scheint Ihnen offensichtlich Spaß zu machen. Was ist in Ihren Augen das Besondere an diesem Wettkampf?

Fourcade: Püttlingen ist außergewöhnlich. Die Strecke ist nicht so flach wie bei vergleichbaren Veranstaltungen. Es gibt spannende Anstiege und Abfahrten. Der City-Biathlon ist keine Show, sondern er bietet echte Wettkampfbedingungen - wie im Winter-Weltcup. Das macht diesen Wettkampf für uns Athleten sehr interessant.

Schon als 18-Jähriger gingen Sie in Püttlingen an den Start. Sie haben also einen hervorragenden Überblick: Wie beurteilen Sie die Entwicklung, die diese Veranstaltung bisher vollzogen hat?

Fourcade: Ich hatte Glück. Ich war eigentlich für das Nachwuchsrennen vorgesehen, doch dann konnte ich im Hauptrennen starten, weil ein anderer Athlet ausgefallen war. Der City-Biathlon war damals schon eine große Sache und ist seitdem ständig gewachsen. Von Jahr zu Jahr werden es mehr begeisterte Zuschauer, die für super Stimmung sorgen. Und es gehen immer großartige Athleten an den Start.

Biathlon genießt hierzulande eine hohe Popularität und ist seit geraumer Zeit eine der beliebtesten Fernseh-Sportarten der Deutschen. Wie ist der Stellenwert in Frankreich?

Fourcade: In Frankreich sind die Sommersportarten immer noch beliebter als der Wintersport, aber das Interesse und die Medienberichte nehmen zu. Wir sind noch nicht so populär wie die deutschen Athleten bei Ihnen, aber wir geben uns Mühe, tolle Leistungen zu bringen, damit auch bei uns die Aufmerksamkeit wächst. Und klar: Ich bin kein Fußball-Star, aber ein paar Fans erkennen mich doch schon. Gerade war ich als Zuschauer in London bei Olympia und wurde dort sowohl von deutschen als auch französischen Fans angesprochen.

Was haben Sie sich bei Olympia angeschaut?

Fourcade: Ich habe viele unterschiedliche Wettkämpfe verfolgt, meine Interessen sind da sehr breit gestreut. Es waren auch viele Athleten in London, mit denen ich befreundet bin. Yannick Agnel zum Beispiel konnte ich zu seinen Goldmedaillen im Schwimmen gratulieren. Und es hat mich auch besonders gefreut, Jan Frodeno zu treffen. Ich habe ihn 2008 in Püttlingen kennengelernt und seitdem ein paar Mal wiedergesehen. Ich mag Triathlon sehr, und da Jan Französisch spricht, fällt es mir immer leicht, mit ihm zu fachsimpeln. Natürlich habe ich dann auch seinen Wettkampf angeschaut.

Vom Triathlon zurück zum Biathlon: Kommen eigentlich viele Fans aus Frankreich ins nah gelegene Saarland, um Sie in Püttlingen zu unterstützen?

Fourcade: Ja, ich freue mich jedes Jahr über die Unterstützung der zahlreichen Fans aus meiner Heimat, die extra nach Püttlingen kommen. Die Kommunikation rund um den City-Biathlon läuft naturgemäß hauptsächlich in deutscher Sprache über deutsche Medien - da ist es nicht ganz leicht, ihn auch in Frankreich bekannter zu machen. Ich hoffe aber, dass sich das in Zukunft etwas einfacher gestaltet.

Ihr vier Jahre älterer Bruder Simon zählt auch zur absoluten Weltspitze. Er war anfangs der bessere Biathlet. Parallel zu Ihrem Aufstieg folgte aber bei Ihrem Bruder das Tal. Wie sind Sie beide damit umgegangen? Kam es da zu Spannungen?

Fourcade: Mein Bruder und ich trainieren zusammen und finden es wundervoll, diesen Sport gemeinsam ausüben zu können - aber natürlich sehen wir jede Saison auch als familieninternen Wettkampf an. Als er mit Krankheiten und Formschwäche zu kämpfen hatte, war es schon schwierig für ihn, hinter seinen kleinen Bruder zurückzufallen. Aber mittlerweile hat er das akzeptiert. Wir verhelfen uns gegenseitig zum Erfolg.

Ihr Cheftrainer Stephane Bouthiaux hat Sie beide einmal so beschrieben: Simon denkt 24 Stunden nur an Biathlon, hat aber im Wettkampf manchmal Aussetzer. Martin dagegen denkt frühestens fünf Minuten vor dem Wettkampf an Biathlon, ist dann aber hoch konzentriert. Ist diese Leichtigkeit und Lockerheit ein Geheimrezept von Ihnen?

Fourcade: In der Tat ist das bestimmt ein wichtiger Erfolgsfaktor für mich. Aber ich nehme den Sport auch sehr ernst. Ich habe sogar mit 16 Jahren meine Heimat, Familie und Freunde am Mittelmeer zurückgelassen, um an meinem neuen Wohnort in den Alpen optimal trainieren zu können. Das war ein entscheidender Moment in meinem Leben. Biathlon bedeutet, unheimlich viel und intensiv trainieren zu müssen. Aber ich habe für mich eine gute Balance gefunden, denn auch wenn mir das Training Spaß macht und der Sport einen großen Teil meines Lebens einnimmt, so ist es eben nicht alles. Es tut mir gut, auch mal nicht an Biathlon zu denken. Familie und Freunde, Reisen und andere sportliche Hobbys sind ein großer Teil meines Lebens. Diese Entspannung macht es mir möglich, im Wettkampf dann absolut fokussiert an den Start zu gehen.

Es heißt, Sie wollen im Februar 2013 bei der nordischen Ski-WM in Val di Fiemme im Langlauf antreten. Wollen Sie die Sportart wechseln?

Fourcade: Nein, ich mag Biathlon und werde dabei bleiben. Ich möchte nur gerne austesten, wie ich mich im Langlauf-Wettkampf schlage. Ich glaube, das ist ein gutes Training.

Was haben Sie sich für Sonntag in Püttlingen vorgenommen?

Fourcade: Das Schießen war in Püttlingen bisher immer meine Schwachstelle und die will ich jetzt ausmerzen. Zur Unterstützung bringe ich dieses Jahr sogar extra meinen Schießtrainer mit. Ich will zeigen, was ich kann - und dann am besten gewinnen, ist doch klar.

city-biathlon.de

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