Mit Vollgas zurück in die Erfolgsspur?

Le Mans · An diesem Samstag fällt die Startflagge für das 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Porsche-Pilot Timo Bernhard aus Homburg gehört mit seinem Team wieder zu den Anwärtern auf den Sieg, aber bisher verlief seine Saison nicht gut.

Kein Moment der Ruhe. Kaum Schlaf. Stattdessen 24 Stunden Stress und Strapazen. Timo Bernhard freut sich drauf. "Le Mans ist fast schon ein magischer Ort", sagt der Homburger Porsche-Werksfahrer. "Und dieses Rennen ist der Wahnsinn, einer der größten Klassiker, die es auf der Welt gibt." Am Samstag ist es wieder so weit. Um 15 Uhr fällt die Startflagge für das legendäre 24-Stunden-Rennen.

Le Mans ist einzigartig. Eines der letzten Abenteuer im Motorsport. Ein Tanz auf der Rasierklinge. Im Regen. Bei Dunkelheit. Mit Tempo 350. Und das teilweise auf normalen Landstraßen, über die an 350 Tagen im Jahr schwere Brummis rumpeln und Spurrillen in den Asphalt fahren. "Diese Kombination aus Landstraße und Rennstrecke ist sonst so gut wie ausgestorben", sagt Bernhard. Und sie fordert den Piloten alles ab. Acht Stunden sitzt jeder am Steuer, so viel wie Formel-1-Fahrer in fünf Rennen . Drei Kilo nehmen Bernhard und seine Kollegen in den 24 Stunden ab. "Und trotzdem macht es einfach nur Spaß", sagt der Porsche-Pilot.

Er muss es wissen: 2010 hat er das Rennen gewonnen. In den vergangenen zwei Jahren verpasste er einen weiteren Erfolg nur knapp. Auch 2016 gehört Bernhard mit seinen Kollegen Mark Webber und Brendon Hartley im 900 PS starken Porsche 919 Hybrid wieder zu den Siegkandidaten. Doch er fährt mit gemischten Gefühlen nach Le Mans . "Wir wissen, dass wir ein gutes Auto haben", sagt Bernhard. Dennoch steht das Weltmeister-Team in dieser Saison nach zwei Rennen fast mit leeren Händen da.

Beim Saisonauftakt in Silverstone kollidierte Hartley in Führung liegend mit einem überrundeten Auto, flog von der Strecke. In Spa stoppte ein aufgeschlitzter Reifen und ein daraus resultierender Folgeschaden das Team - wieder in Führung liegend. "Ich hatte ein kleines Trümmerteil überfahren. Bei Tempo 300 kannst du das nicht sehen", sagt Bernhard. Es war Pech. Was den Homburger wurmt: "Wir hatten in beiden Rennen das schnellste Auto - und haben dennoch nur einen 27. Platz dastehen."

Gelingt in Le Mans die Rückkehr in die Erfolgsspur? Mit dem Klassiker hat Bernhard noch eine Rechnung offen. 2014 stoppte ihn ein Defekt, vergangenes Jahr wurde er Zweiter. Den Sieg holte damals keine der beiden Porsche-Stammbesetzungen, sondern ein mit Gaststartern wie Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg besetztes drittes Auto. Bernhard würde es so nie sagen, aber Kollege Romain Dumas gibt zu: "Es war für Timo und mich hart, mit anzuschauen, als die drei Jungs gewannen, weil sie zur Entwicklung des Autos nichts beigetragen hatten."

Wer in diesem Jahr vorne ist? Aus Spargründen setzen Porsche und Audi nur noch zwei statt drei Autos ein. Dazu kommen noch zwei Toyota . In den ersten beiden Rennen bestimmte Porsche lange Zeit das Tempo. Bei den letzten Tests in Le Mans aber waren alle drei auf Augenhöhe. "Das Rennen wird eine richtig enge Kiste. Audi sah beim Test stark aus", sagt Bernhard. Er weiß: "In Le Mans gewinnt nicht immer der Schnellste. Es kommt auf die Haltbarkeit an und darauf, beim Überrunden gut durchzukommen." Genau das scheint so schwer wie noch nie zu werden. In diesem Jahr sind 60 Autos am Start, mehr als je zuvor. "Da brauchst du Erfahrung und auch etwas Glück", sagt Bernhard. "Le Mans gewinnst du nicht, Le Mans lässt dich gewinnen."

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