Mit viel Energie zum dritten Meister-Titel?

Köllerbach. Das Thermometer in der Sauna zeigt 80 Grad Celsius. Es ist die Sauna in der Köllerbacher Kyllberg-Halle. Ein 1,62 Meter großer, durchtrainierter Ringer des KSV Köllerbach nimmt sich die Schöpfkelle und macht einen Aufguss: Es ist Vladimir Togousov (42 Jahre)

 Vladimir Togousov in der Sauna der Kyllberg-Halle in Köllerbach. Der Ringer des KSV Köllerbach muss bis am Samstag sein Kampfgewicht von 55 Kilogramm noch erreichen. Foto: Rixecker

Vladimir Togousov in der Sauna der Kyllberg-Halle in Köllerbach. Der Ringer des KSV Köllerbach muss bis am Samstag sein Kampfgewicht von 55 Kilogramm noch erreichen. Foto: Rixecker

Köllerbach. Das Thermometer in der Sauna zeigt 80 Grad Celsius. Es ist die Sauna in der Köllerbacher Kyllberg-Halle. Ein 1,62 Meter großer, durchtrainierter Ringer des KSV Köllerbach nimmt sich die Schöpfkelle und macht einen Aufguss: Es ist Vladimir Togousov (42 Jahre). Bereits nach wenigen Minuten läuft dem aus Wladikawkas aus Russland stammenden Freistil-Athleten der Schweiß die Stirn herunter. Trainiert wird an diesem Dienstag nicht, lediglich eine Runde Sauna gönnt sich der 42-jährige. Er scherzt: "Ich bin alt, ich kann nicht mehr so viel trainieren."

"Sauna bringt mir nichts"

Aber wer denkt, dass Togousov durch die Sauna sein Kampfgewicht von 55 Kilo erreichen will, irrt sich. "Die Sauna bringt mir nichts. Vielleicht mal 100 Gramm", erklärt er und wischt sich den Schweiß von der Stirn. "Ich mache das oft nach dem Training einfach so. Aber nur zwei Durchgänge. Jeweils zehn bis 15 Minuten", erklärt er.

Zum so genannten "Abkochen" hat er seine eigenen Methoden. "Ich ziehe mir zwei, drei Trainingsanzüge an und springe eine Stunde auf der Stelle", schildert Togousov. Zusätzlich geht er neben dem üblichen Training fünf Mal die Woche joggen. 57,5 Kilo wiegt er an diesem Dienstag noch. 2,5 Kilo müssen also bis zum Finale am Samstag noch runter.

Togousov ist mit 42 Jahren der älteste Athlet in seiner Mannschaft. Ans Aufhören hat der Europameister von 1996 auch schon öfters gedacht - gemacht hat er es bis jetzt nicht. "Ich sage schon seit fünf, sechs Jahren, dass ich aufhöre. Doch irgendwie mache ich immer weiter. Das ist komisch", sagt er und scheint sich dabei über sich selbst zu wundern.

Und nach dieser Saison? Beendet er nun mit dem möglichen dritten deutschen Meister-Titel seine Karriere? "Zu 80 Prozent werde ich weitermachen. Wenn der KSV sagt, dass ich ihm helfen soll", sagt er. Der 42-Jährige wirkt nicht müde, macht nicht den Eindruck eines Athleten, der kurz vor seinem Karriereende steht. Vielmehr scheint er besessen von dem Sport zu sein. Er sprüht nur so vor Energie. Immer wieder erhebt er sich in der Sauna während seiner Erzählungen und spricht mit Händen und Füßen, zieht eine Grimasse und lacht. Togousov ist alles andere als ein "alter Mann". "Wenn einer zu mir sagt ,Du bist ein alter Mann', dann antworte ich ihm: Guck dir an, wie ich auf der Matte ringe. So ringt doch wohl kein alter Mann." Sagt es, steht dabei wieder auf und imitiert verschiedene Grifftechniken.

Am Samstag in der Völklinger Hermann-Neuberger Halle (14.30 Uhr) wird das Energiebündel wieder zeigen wollen, was es kann. Dann heißt der Gegner Luckenwalde. Im vergangenen Jahr verlor Togousov seine Kämpfe gegen den Bulgaren Radoslav Velikov. "Weil ich ein Dummkopf war", sagt er, während er unter sich schaut, als hadere er immer noch mit sich. "Velikov hat mich angreifen lassen und hat nur abgewartet. Das ist doch kein Ringen. Er ist Weltmeister und jünger. Eigentlich muss er was machen", sagt er empört und fährt fort: "Ich war in der russischen Ringer-Schule. Da muss man immer Gas geben, und nicht in der bulgarischen, wo man nur abwartet." Und der ehrgeizige Togousov will nicht nur immer gewinnen. Er wolle den Zuschauern auch etwas bieten, erklärt er. Das hat er in den vergangenen elf Jahren in Köllerbach oft gemacht - vor allem, wenn er zu seiner Beinschraube ansetzt und seine Gegner ein ums andere Mal über die Matte dreht.

"Am Samstag gewinnen wir"

Auf Velikov wird Togousov wohl erst im Rückkampf treffen. Im Hinkampf heißt sein Gegner vermutlich Emanuel Krause (18 Jahre). Togousov, mittlerweile dann doch seit einer Stunde in der Sauna, sagt mutig: "Eigentlich muss ich vier Punkte holen. Mein Gegner ist nicht so stark." Er strotzt vor Selbstvertrauen und fügt hinzu: "Ich denke, dass wir wieder Meister werden. Am Samstag gewinnen wir mit sechs bis acht Punkten Vorsprung." Wenn das keine Kampfansage ist.

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