Mit Schreien zum Erfolg

Es gibt ja viele neue Sitten im Fußball, an die vor 30 Jahren noch niemand gedacht hat. Darunter sind hübsche wie weniger hübsche. Und auch laute Sitten, die für manche Unsitten sind, haben Einzug gehalten. So ist mittlerweile ein Ritual namens "Der Kreis" selbst bei den kleinsten Jugendmannschaften Usus

Es gibt ja viele neue Sitten im Fußball, an die vor 30 Jahren noch niemand gedacht hat. Darunter sind hübsche wie weniger hübsche. Und auch laute Sitten, die für manche Unsitten sind, haben Einzug gehalten. So ist mittlerweile ein Ritual namens "Der Kreis" selbst bei den kleinsten Jugendmannschaften Usus. Dabei stecken die Spieler die Köpfe zusammen und legen die Arme auf die Schultern ihrer Nebenmänner. Dann schreit einer, meistens der Kapitän, eine meist originell wie laute Floskel à la "Was werden wir?" Und alle schreien "Siegen". Verlieren ist ja auch nicht so beliebt. Manch Anwohner oder Zuschauer zuckt bei diesem Brauch zusammen. Einschwören nennt man das wohl. Mir persönlich fraglich ist nur der Sinn dieses Rituals. Wird mit gemeinsamer Schreierei der Teamgeist verbessert? Glaube ich nicht. Vielleicht soll es ja auch ein wenig den Gegner verunsichern. Lautstark jubelte am Wochenende sicherlich auch Boris Schellenberg von der DJK Elversberg. Sein Team lag beim SV Kohlhof in der Kreisliga A Höcherberg mit 1:2 hinten. "Schelle" wird in der 86. Minute beim 2:2 eingewechselt. Und trifft in der letzten Minute zum 3:2 für die DJK. Seltene Wonnen eines Abwehrspielers. Sich fragen, wie man einen Sieg bejubelt, musse ein Verein in dieser Liga allerdings nicht. Der Türkische SC Neunkirchen ist noch ohne jeden Punkt Letzter. Die Niederlagen fallen aber nie hoch aus, das verrät das Torverhältnis von 5:65 nach zwölf Spielen. Abseits des Tagesgeschehens ist jedenfalls Fakt, dass Fußballmannschaften auch ohne das Kreisgebrülle gewinnen können. Ging ja früher auch. Erfolg gleich Schreien, diese Gleichung stimmt nicht immer. Aber vielleicht ist es ja auch so, dass das Schreien den Jungs einfach Spaß macht und befreiend wirkt.

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