Mit Psycho-Tricks zu den Paralympics

Riepsdorf. Bettina Eistel gehen die Ideen nie aus. Die studierte Psychologin und mehrmalige Paralympics-Medaillengewinnerin in der Dressur gewöhnt ihre Pferde mit Psychotricks an Rollstühle, trinkt bei ihnen im Stall Glühwein und führt lange Gespräche mit den Vierbeinern über die nächste gemeinsame Flugreise

 Bettina Eistel putzt Fabuleux, eines ihrer Pferde. Die Moderatorin will 2012 bei den Paralympics in London starten. Foto: dpa

Bettina Eistel putzt Fabuleux, eines ihrer Pferde. Die Moderatorin will 2012 bei den Paralympics in London starten. Foto: dpa

Riepsdorf. Bettina Eistel gehen die Ideen nie aus. Die studierte Psychologin und mehrmalige Paralympics-Medaillengewinnerin in der Dressur gewöhnt ihre Pferde mit Psychotricks an Rollstühle, trinkt bei ihnen im Stall Glühwein und führt lange Gespräche mit den Vierbeinern über die nächste gemeinsame Flugreise. "Gegen Baustellenfahrzeuge sind meine Pferde seit der Renovierung unseres Stalles immun, an Rollstühle habe ich sie erst gewöhnen müssen", sagte die 49-Jährige, die Contergan-geschädigt auf die Welt kam.

Um die Pferde für Paralympics-Auftritte und ihre besondere Umgebung mit vielen Behinderten fit zu machen, fuhr sie wochenlang auf dem Hof mit Rollstühlen durch Kies. Einfallsreich muss Eistel auch immer sein, wenn sie den zehnjährigen Cherubin trainiert. "Das ist ein ganz frecher, der gern bei Siegerehrungen durchdreht, wenn die Musik laut wird und alle klatschen", erzählt sie. Schon im Training werden solche Situationen simuliert: "Wir haben gelegentlich Führungsdiskussionen", erzählt sie munter: "Und weil ich ja ohne Arme schon gar nicht kräftiger bin, muss ich halt schlauer sein."

Gegen angepasste Dressurpferde hat Eistel grundsätzlich etwas: "Ich halte nichts von Gehorsam, dann haben sie keinen Ausdruck und Esprit." Wenn alles gut läuft, hat sie im Wettkampf das Gefühl, mit ihrem Pferd zu tanzen: "Wenn ich ihm ein Zeichen geben will und er es vorausahnt, das sind die Sternstunden. Dann bekommt man viel Energie zurück."

Und weil Erfolg süchtig macht, will die TV-Moderatorin, die samstags in der ZDF-Reihe "Menschen - das Magazin" zu sehen ist, auch noch mit 51 Jahren 2012 in London starten. "Wenn man sich ein Ziel setzt, ist man konsequenter in der Arbeit", meint die Ost-Holsteinerin. 2011 muss sie sich mit ihrer neuen siebenjährigen Stute Benetton Fantaghira erstmal international präsentieren. Von einer halben Stelle als Diplom-Psychologin in einer Hamburger Jugendberatung bezahlt sie den hohen Aufwand für die Pferde und vor allem die Transporte zu Turnieren.

Ihre Pferde sattelt sie mit den Zähnen, ihr Gesicht schminkt sie mit den gelenkigen Füßen - bei den Fahrten zu Wettkämpfen ist sie aber auf Hilfe angewiesen. Für den großen Aufwand vor den Paralympics hofft sie nun auf mehr Unterstützung durch die Sporthilfe und die Aufnahme ins Top Team für London. Bisher bekommt sie lediglich 140 Euro im Monat - davon kann sie sich keine großen Sprünge erlauben. dpa