Mit Papier und Bleistift

Shanghai. High Tech oder Magie und Zauberei? Am Anfang waren lediglich Papier und Bleistift - und Adrian Newey. "Er ist nach wie vor einer, der im Zeitalter der Computer unverändert am Reißbrett steht und zeichnet", sagt Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel

 Red-Bull-Chefdesigner Adrian Newey (links) und Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel jubeln nach Vettels Sieg beim Großen Preis von Malaysia in Kuala Lumpur. Vettels Rennwagen, der RB7, ist seit mehr als einem Jahr auch dank Newey das Maß aller Dinge in der Formel 1. Foto: dpa

Red-Bull-Chefdesigner Adrian Newey (links) und Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel jubeln nach Vettels Sieg beim Großen Preis von Malaysia in Kuala Lumpur. Vettels Rennwagen, der RB7, ist seit mehr als einem Jahr auch dank Newey das Maß aller Dinge in der Formel 1. Foto: dpa

Shanghai. High Tech oder Magie und Zauberei? Am Anfang waren lediglich Papier und Bleistift - und Adrian Newey. "Er ist nach wie vor einer, der im Zeitalter der Computer unverändert am Reißbrett steht und zeichnet", sagt Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. Ob mit Williams, McLaren oder nun mit Red Bull - dort, wo der etwas kauzige Design-Guru Newey ist, lässt Erfolg nicht lange auf sich warten.Das weiß auch die Konkurrenz. Unter anderem soll sich auch Ferrari bemüht haben, den britischen Sieggaranten abzuwerben. Vergeblich. Nicht nur Vettel band sich weiter bis 2014 an Red Bull, auch Newey soll einen langfristigen Kontrakt unterzeichnet haben. Die Mannschaft um den Champion aus Heppenheim ist bereit für eine neue Formel-1-Ära.

Und Newey ist einer der wichtigsten Faktoren. "Er ist zwar teurer, aber wenn man mal auf die Leute im Fahrerlager schaut, dann ist da einer, der schlauere Ideen hat", sagte einmal Vettel-Landsmann Adrian Sutil über Newey. "Jeder hier ist zu guten Taten fähig, aber es gibt immer wieder einen Menschen, der eine extreme Idee hat, die funktioniert." Dem ersten Raunen und Staunen über Neweys Geistesblitze folgt nicht selten Argwohn. Newey habe "besondere Fähigkeiten", urteilte Force-India-Fahrer Sutil. "Danach machen es alle nach."

Auch in dieser noch so jungen Saison äußerte Rivale McLaren bereits Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Red-Bull-Frontflügels. Verdacht unbegründet, stellte der Internationale Automobilverband aber klar. "Man muss die Regeln studieren und schauen, welche Möglichkeiten sie eröffnen und welche Gebiete man dadurch erkunden kann", lautet das Credo von Newey, der 2006 zu Red Bull kam. Gut vier Jahre später ist der studierte Luftfahrtingenieur wieder dort, wo er mit Williams und McLaren schon war: Ganz oben. "Eine fantastische Reise", sagte der 62-Jährige nach dem Double mit dem Fahrer- und Konstrukteurstitel für Red Bull im vergangenen Jahr.

"Wir alle wissen, was wir an ihm haben", sagte Vettel über Newey: "Wenn ich bei ihm in England in der Fabrik vorbeischaue und all die Schablonen, Lineale und Zirkel auf dem Tisch liegen sehe, dann ist das schon was Besonderes." Dass Newey selbst leidenschaftlich gern Rennen fährt, macht das Verständnis für die Bedürfnisse der Piloten noch größer.

Besonders willkommen sind Newey gravierende Regeländerungen in der Formel 1. "Das erlaubt es einem, sich mit einem weißen Blatt Papier in der Hand zurückzulehnen, um von den ersten Grundlagen ausgehend die besten Lösungsmöglichkeiten zur Umsetzung dieser Regeln auszutüfteln", erklärte er.

Und so wird Newey auch weiterhin mit Papier und Bleistift die Autos entwerfen. "Ich kann am Computer einfach keine Autos zeichnen", sagt er. Wie auch immer, für seine Fahrer sind sie ein Gedicht. Wen wundert's: Stammt Newey, der seit 30 Jahren in der Formel 1 wirkt, doch aus der Shakespeare-Stadt Stratford upon Avon.

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