Mit oder ohne Kevin Kuranyi?

München. Darf Kevin Kuranyi wieder ran? Das ist die Frage, die Bundestrainer Joachim Löw bei der Klausur mit seinem Trainerstab zu beantworten hat. Die Rückkehr des Stürmers des Fußball-Bundesligisten FC Schalke in die Nationalmannschaft ist keine Frage von Begnadigung. Auch wenn Löw die 2008 verkündete Verbannung überdenken will

 Bei der Europameisterschaft 2008 wechselte Bundestrainer Joachim Löw (links) Kevin Kuranyi beim 1:2 gegen Kroatien ein. Im Oktober 2008 verbannte er den Stürmer. Foto: dpa

Bei der Europameisterschaft 2008 wechselte Bundestrainer Joachim Löw (links) Kevin Kuranyi beim 1:2 gegen Kroatien ein. Im Oktober 2008 verbannte er den Stürmer. Foto: dpa

München. Darf Kevin Kuranyi wieder ran? Das ist die Frage, die Bundestrainer Joachim Löw bei der Klausur mit seinem Trainerstab zu beantworten hat. Die Rückkehr des Stürmers des Fußball-Bundesligisten FC Schalke in die Nationalmannschaft ist keine Frage von Begnadigung. Auch wenn Löw die 2008 verkündete Verbannung überdenken will. "Er wird nur ans Wohl der Mannschaft denken", sagte gestern Nationalelfs-Manager Oliver Bierhoff. Persönliche Gefühle würden hintenanstehen. Doch Löw sagte: "Teamwork und Teamgeist stehen bei mir ganz oben - und ich werfe so wichtige Dinge wie diese nicht einfach über den Haufen." Er erinnerte an Kuranyis Verhalten 2008 in Dortmund beim 2:1 gegen Russland, als er aus Frust über die Reservistenrolle in der Pause aus dem Stadion flüchtete.

Bei der dreitätigen Klausur mit Co-Trainer Hansi Flick, Torwart-Trainer Andreas Köpke und Chefbeobachter Urs Siegenthaler in Baiersbronn wird die Frage beantwortet, wie Löw im Angriff plant. Seit der Europameisterschaft 2008 hat er in allen wichtigen Partien das 4-2-3-1-System gewählt. Plant er auch für Südafrika mit einem Stürmer? Dann hätte er in Miroslav Klose und Mario Gomez (Bayern München), Stefan Kießling (Bayer Leverkusen) und Kuranyi vier ähnliche Typen für eine Stelle zur Auswahl. Wer wäre der Streichkandidat?

Für Kuranyi sprechen 18 Saisontore. So oft hat auch Kießling getroffen. Gomez hat zehn Tore erzielt. Darum spräche alles gegen Bankdrücker Klose, der zwei Treffer erzielt hat.

Löw könnte am 6. Mai alle vier in den vorläufigen, größeren Kader berufen. Einen Tag vor dem Abflug nach Südafrika am 6. Juni muss er den endgültigen 23-Mann-Kader melden.

Löw wird bei Personalien an sein wichtigstes Credo denken: "Entscheidend ist für mich, was ein Spieler bei uns leistet." Es geht um Verdienste in der Nationalmannschaft, die sich gerade Klose und Lukas Podolski (1. FC Köln) erworben haben. "Festzustellen ist, dass einige Spieler zur Zeit nicht die ganz große Form haben", räumt Löw ein: "Da macht man sich als Trainer Gedanken. Obwohl ich natürlich weiß, was beispielsweise Klose oder Podolski können." Im deutschen Trikot leisteten Klose (94 Länderspiele/48 Tore) und Podolski (70/37) mehr als Gomez (32/11), Kießling (3/0) und Kuranyi (52/19). Klose war WM-Torschützenkönig 2006, 2002 traf er fünf Mal. Podolski gelangen 2006 drei Tore. Mit derselben Anzahl war er 2008 bei der EM bester deutscher Torschütze vor Klose (2). Für die trefferlosen Gomez und Kuranyi war die EM eine Enttäuschung.

Auch in der Qualifikation für die WM 2010 waren Klose (7 Tore) und Podolski (6) die Toptorschützen. Und als 2009 viele Kießling forderten, schoss Klose das Tor beim 1:0 im entscheidenden Spiel in Russland. Löws Schlüsselfrage dreht sich darum nicht um Kuranyi, sondern um die Bundesliga-Sorgenkinder Klose und Podolski. "Wie können wir die auf Top-Niveau bringen?", fragt er. dpa

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