Mit neuer Kraft in die Wüste

Saarbrücken · Das Jahr 2016 bot Lisa Klein viele Höhepunkte. Jetzt darf die Radfahrerin aus Lauterbach eine weitere Premiere feiern: In Katar nimmt sie an der Elite-WM teil und hat sogar eine Medaille im Blick.

40 Grad im Schatten, hohe Luftfeuchtigkeit. Schon unangenehm ohne Anstrengung. Ab Sonntag müssen sich allerdings die besten Radfahrerinnen und Radfahrer mit diesen Bedingungen und starken Windböen herumschlagen. In der Wüste von Katar geht es für die Asse des Bundes Deutscher Radfahrer bei der Weltmeisterschaft um Medaillen . Neben dem absoluten Höhepunkt, dem Straßenrennen der Männer, wo das Team mit Kapitän André Greipel und Marcel Kittel gleich zwei Eisen im Feuer hat, gibt es auch im Damenbereich gute Medaillenchancen - auch für eine Saarländerin. Lisa Klein aus Lauterbach ist erstmals bei einer Elite-WM dabei und hat in der Hitze gleich zwei Starts.

"Ich bin seit Montag hier. Am Anfang waren die Temperaturen ein echter Schock. Mittlerweile haben wir uns alle aber ganz gut an die Bedingungen angepasst", berichtet Klein. Bei den Wettkämpfen, die von Sonntag bis Sonntag stattfinden, geht sie im Mannschafts-Zeitfahren über 40 Kilometer zum Auftakt der WM an diesem Sonntag um 9.30 Uhr deutscher Zeit und im Straßenrennen am kommenden Samstag (11.45 Uhr) an den Start. Ihrer Mannschaft traut sie beim ersten Kräftemessen auf jeden Fall einiges zu. "Wir sind richtig schnell. Wenn wir keine Medaille gewinnen würden, wäre das für alle eine große Enttäuschung", sagt die 20-Jährige, schränkt allerdings ein: "Man steckt da aber nicht drin. Es ist und bleibt Sport, da kann einfach vieles passieren."

Beim Straßenrennen weiß sie um ihre Rolle. "Da ist es meine Aufgabe, unseren Weltklasse-Sprinterinnen zu helfen. Die flache Strecke mit einigen Kurven und Windkanten sollte mir liegen", sagt Klein, die sich Mitte September die EM-Bronzemedaille im Zeitfahren der U23 sichern konnte. "Das war ein sehr emotionaler Moment für mich. Ich hatte nicht damit gerechnet, und als es dann klar war, sind sofort die Tränen geflossen", erzählt sie.

Dabei musste Klein in ihrem so erfolgreichen Jahr die größte Enttäuschung ihrer noch jungen Karriere verkraften. Sie durfte als Ersatzfahrerin für den Bahnrad-Vierer mit zu den Olympischen Spielen in Rio und war in absoluter Topform. Trotzdem bekam sie noch nicht mal im Training eine Chance, sich zu beweisen. Stattdessen musste sie von der Tribüne aus mitfiebern und mitansehen, wie das Team ohne sie Letzter wurde. "Ich war sehr enttäuscht. In der Vorbereitung war ich meiner Meinung nach eine der Besten im Vierer. Die Leistungsdaten haben Schwarz auf Weiß gezeigt, dass ich richtig gute Werte hatte, daher hat mir das schon sehr weh getan", erinnert sie sich. Doch aus dieser Enttäuschung schöpfte sie auch neue Kraft.

Direkt nach den Spielen flog sie zu ihrer Profi-Mannschaft, erreichte in einem World-Tour-Mannschaftszeitfahren Platz drei. Statt wie geplant in die Heimat zu reisen, entschied sie sich, in Erfurt zu bleiben und weiter zu trainieren. Als Lohn für die harte Arbeit gab es dann Bronze bei der U23-EM - und die WM-Nominierung.

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