Mit internationaler Klasse in die 2. Liga

Saarlouis. Lange hatte es gedauert, ehe die HG Saarlouis ihre ersten Neuzugänge vermelden konnte. Nachdem bereits seit Monaten klar ist, dass gleich vier Spieler den Handball-Regionalligisten verlassen werden, war dieser Moment herbeigesehnt worden

 Peter Vozar (links) soll der HG Saarlouis die nötige Durchschlagskraft im rechten Rückraum geben. Das war zuletzt eine Schwachstelle des Handball-Regionalligisten. Foto: Bernd Wolfenberg

Peter Vozar (links) soll der HG Saarlouis die nötige Durchschlagskraft im rechten Rückraum geben. Das war zuletzt eine Schwachstelle des Handball-Regionalligisten. Foto: Bernd Wolfenberg

Saarlouis. Lange hatte es gedauert, ehe die HG Saarlouis ihre ersten Neuzugänge vermelden konnte. Nachdem bereits seit Monaten klar ist, dass gleich vier Spieler den Handball-Regionalligisten verlassen werden, war dieser Moment herbeigesehnt worden. Schließlich will die HG Saarlouis einen erneuten Angriff auf Meisterschaft und Zweitliga-Aufstieg unternehmen - und das hängt wesentlich von der Zusammenstellung der Mannschaft ab.

Ein Neuanfang in Saarlouis

Nur stellt sich die Frage: Wie gut sind die Neuzugänge Peter Vozar (32), Tomas Bednarik (26, Foto: SZ) und Pascal Simon (19)? "Mit Peter und Tomas werden wir uns qualitativ deutlich verstärken. Pascal ist noch eine unbekannte Größe, er soll reinschnuppern, viel lernen. Wir haben jetzt zehn Feldspieler, sind aber noch auf der Suche. Das Ziel ist, mit zwölf Feldspielern in die Saison zu starten", sagt Manager Richard Jungmann.

Peter Vozar wird in der Startformation Marius Versickas ersetzen. Der lethargische Litauer hatte in seinen zwei Jahren in Saarlouis nur selten überzeugen können. Der 32-jährige Vozar, der mit der slowakischen Nationalmannschaft gerade die Qualifikation für die WM 2009 geschafft hat, wird das Saarlouiser Angriffsspiel, das zu stark auf die linke Rückraumseite fixiert war, deutlich flexibler machen. Der Zwei-Meter-Riese gilt als "Shooter". Beim Zweitligisten OHV Aurich kam er ausschließlich im Angriff zum Einsatz, in Saarlouis soll er auch Abwehr spielen. "Das muss man von einem Zwei-Meter-Mann in der Regionalliga erwarten können", sagt Jungmann.

Hinter der aktuellen Leistungsfähigkeit Vozars steht allerdings ein Fragezeichen. Die vergangene Saison war seine mit Abstand schlechteste beim OHV Aurich. Als der Zweitligist wegen finanzieller Schwierigkeiten kurz vor der Weihnachtspause um eine Gehaltskürzung bat, weigerten sich zwei Spieler: Vitali Feshchanka und Peter Vozar. Beide erhielten die Freigabe. Feshchanka wechselte zu Bayer Dormagen. Vozar stand damals kurz vor dem Wechsel nach Saarlouis, sagte aber am Tag vor der Vertragsunterschrift ab - offenbar auf Drängen seines damaligen Spielerberaters. Vozar fand bis zur Wechselfrist keinen Verein, trainierte zwar in Aurich weiter, spielte aber nicht mehr. Spielpraxis fehlt dem 32-Jährigen, der als umgänglicher, netter Mensch gilt. Der Wechsel zur HG Saarlouis soll für die gesamte Familie ein Neuanfang sein.

Das ist er zweifelsohne auch für den Tschechen Tomas Bednarik. Der 26-Jährige wird in der Startformation die Position am Kreis einnehmen, die bisher mit Marcin Szulc oder Dennis Koppenburg besetzt war. Bednariks Vorteil: Er ist hierzulande weithin unbekannt, kann im Grunde nur positiv überraschen. Mit seinem Heimatverein HC Barnik OKD Karvina hat der Kreisläufer sechs Jahre in Folge in der Champions League gespielt. Er verfügt über eine enorme internationale Erfahrung - auch dank Spielen gegen den THW Kiel oder die SG Flensburg-Handewitt.

Vozar als Dolmetscher

"Wer in der Champions League gegen diese Mannschaften aufgestellt wird, kann mit Sicherheit in der Regionalliga Südwest bestehen. Er wollte nach Deutschland und hat bei uns eine neue Herausforderung gefunden", sagt Jungmann.

Die entscheidende Frage: Wie kommt der 1,87 Meter große Bednarik, der seine Heimat bislang nicht verlassen hat, in Saarlouis zurecht? Er spricht kein Deutsch und nur wenig Englisch. Ein Schlüssel dürfte sein, wie schnell die Kommunikation mit den Mitspielern klappt. Dolmetschen wird zunächst Peter Vozar. Wobei Jungmann hofft, dass Bednarik und seine Frau schnell Deutschen lernen werden.

Für den zweiten Kreisläufer Pascal Simon ist das kein Problem. Der 19-Jährige rückt aus der zweiten Mannschaft auf. "Er wird sich sehr viel erarbeiten müssen", sagt Simons bisheriger Trainer in der Saarlandliga, Dirk Mathis, über das 1,94 Meter große Talent. "Aber er hat die Körpergröße, das Potenzial und vor allem die Einstellung, um in der Regionalliga Fuß zu fassen." Das wird er auch müssen, um Tomas Bednarik am Kreis zu entlasten.

Meinung

Kleiner Kader ist ein Problem

Von SZ-Redakteur

Kai Klankert

Sind aller guten Dinge wirklich drei? Im dritten Anlauf will die HG Saarlouis den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffen. Und sie ist geradezu verdammt dazu, um die entfachte Handball-Begeisterung am Leben zu halten.

Gerade zum Ende der vergangenen Saison war eine Stagnation in der Entwicklung unverkennbar. Der Verein hat die Konsequenzen gezogen und sich in der sportlichen Leitung breiter aufgestellt: Richard Jungmann ist jetzt Manager, Christoph Barthel der neue Trainer. Dieser Schritt hin zu mehr Professionalität war längst überfällig.

Mit Peter Vozar und Tomas Bednarik sollen Schwachstellen innerhalb der Mannschaft behoben werden. Beide können enorme Verstärkungen sein, beide sind aber auch ein Risiko: Vozar hat kaum Spielpraxis, Bednarik spricht kein Wort Deutsch. Ihrer Integration gilt höchste Priorität - eine echte Herausforderung für den neuen Trainer Barthel.

Doch selbst wenn dies gelingt, bleibt ein Problem: der zu kleine Kader mit derzeit nur zehn Feldspielern. Die HG Saarlouis braucht noch zwei Spieler - vor allem einen starken für die Abwehr. Sonst steht auch der dritte Anlauf zur Meisterschaft von Beginn an auf wackeligen Füßen. Ein Scheitern wäre programmiert.

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