Leichtathletik Mit ganz viel Lust nach Nürnberg

Saarbrücken · Leichtathletin Louisa Grauvogel aus Ottweiler könnte bei den deutschen Meisterschaften am Wochenende ihre erste Medaille holen.

 Louisa Grauvogel ist nicht nur im Siebenkampf wie hier im Kugelstoßen stark, sondern auch im Sprint.

Louisa Grauvogel ist nicht nur im Siebenkampf wie hier im Kugelstoßen stark, sondern auch im Sprint.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Louisa Grauvogel ist entspannt, sie strahlt. Die Siebenkämpferin von der LG Saar 70 hat auch allen Grund zu guter Laune, schließlich ist ihre Teilnahme an der Leichtathletik-Europameisterschaft (7. bis 12. August) im Berliner Olympiastadion sicher. Die deutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende im Max-Morlock-Stadion in Nürnberg kann sie ohne jeden Druck angehen – und zur Form­überprüfung nutzen.

Grauvogel startet am Samstagabend über die 100 Meter Hürden. Dort ist sie in Deutschland momentan die Drittbeste – hinter Cindy Roleder und Pamela Dutkiewicz. „Eine Medaille wäre schon richtig krass“, sagt Grauvogel. Bei ihrer zweiten DM-Teilnahme wäre es das erste Edelmetall bei den Erwachsenen. „Manche haben zu mir gesagt, dass das doch stressig werden würde, aber ich habe voll Bock auf Nürnberg. Es ist einfach schön, in so einem Stadion zu laufen“, sagt die 22-Jährige. Schon vergangenes Jahr machte ihr die Teilnahme an ihrer ersten DM in Erfurt viel Spaß. „In Nürnberg war ich schon vor Jahren mal als Zuschauerin. Das Stadion ist voll, wir laufen abends, man wird einzeln vorgestellt: Das ist schon cool.“

Nach den Titelkämpfen in Franken startet Grauvogel nur vier Tage später am 25. Juli beim Deichmeeting der LG Rhein-Wied in Neuwied. Dort gilt es, einen abgespeckten Vierkampf zu absolvieren. „Dort kommen auch immer viele Zuschauer. Es ist super schön und macht mit der familiären Atmosphäre, die dort herrscht, viel Spaß“, findet Grauvogel, die sich dort auch schon für die EM in Stellung bringen kann. Einer ihrer Vorteile in Nürnberg neben der Formstärke: „Ich muss niemandem was beweisen, habe keinerlei Druck, bin entspannt und locker.“ Wegen des Wettkampfs in Neuwied startet sie in Nürnberg auch nur in einer Disziplin, von den erreichten Normen her hätte die Saarländerin bei der DM auch noch über die Flachdistanzen 100 und 200 Meter starten können.

Nach den starken 6162 Punkten beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen Mitte Juni trainiert die Ottweilerin jetzt seit dreieinhalb Wochen an der Saarbrücker Hermann-Neuberger-Sportschule mit Disziplin-Bundestrainer Ulrich Knapp. Mit dem Sprint- und Weitsprung-Spezialisten konnte sie ihre Bestzeit über 100 Meter am vergangenen Sonntag beim Sommersportfest der MTG Mannheim von 11,98 Sekunden auf fulminante 11,43 Sekunden steigern. Damit lief Grauvogel sogar in die Top ten der deutschen Jahresbestenliste (Platz neun). „Auch im Weitsprung bin ich zuversichtlich, dass sie da noch eine Steigerung hinbekommt“, sagt Knapp.

Grauvogel staunt fast ein bisschen über sich selbst. „Ich habe gedacht, dass ich nach der langen anstrengenden Saison mental müde werden könnte. Das war aber überhaupt nicht so“, berichtet sie und erzählt: „Eine Woche Kopf freibekommen – das hat nach Ratingen gereicht. Ich hatte viele anstrengende Trainingseinheiten, aber auch immer Bock drauf. Die Spannung ist weiter hoch.“

Schon die 100 Meter in Mannheim war die Saarländerin quasi nur zum Spaß gelaufen. Speziell trainiert hatte Grauvogel den Sprint nicht. „Ich weiß selbst nicht, warum ich so schnell war. Ich hatte zum Beispiel keine Starts trainiert, wusste noch nicht mal, mit welchem Fuß ich starte, weil es ja anders ist als über die 100 Meter Hürden.“

Die Zusammenarbeit mit Knapp, den sie in den höchsten Tönen lobt, klappt also bestens. Grauvogel fühlt sich fit, dazu trägt auch die Zusammenarbeit mit den Physiotherapeuten in Saarbrücken bei. Knapp sei „ein ganz erfahrener Trainer, menschlich toll und super sympathisch. Dazu hat er eine ruhige Art, einem sein riesengroßes Fachwissen zu vermitteln“, sagt die 22-Jährige.

Die beiden knieten sich auch im Weitsprung gleichermaßen in die Arbeit, Technik und Weitsprung-Grube. „Wir haben viel gemacht. Zum Beispiel habe ich mein Absprungbein von links nach rechts gewechselt“, erklärt die Siebenkämpferin. Und oft wird durch die Umstellung dann auch „die richtige Seite“ besser, berichtete die Ottweilerin von einem interessanten Trainingseffekt. So könnte sie ihre Bestleistung von genau 6,00 Metern, die sie in diesem Mai in Halle sprang, vielleicht ebenso deutlich steigern wie die zuletzt im Sprint. Ob sie dann bei der EM in Berlin dann mit dem linken oder rechten Bein abspringt, weiß Grauvogel noch gar nicht. Aber eins scheint sicher: Mit ganz viel Lust und Spaß an der Sache wird sie mit Sicherheit an den Start gehen.

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