Mit Engels-Geduld und großem Ehrgeiz"Es gibt keine Sprach-Barrieren"Selina Krein eifert ihrem großen Vorbild im eigenen Verein nach

Saarbrücken. Schnell hat sich die Frage erübrigt, warum die anwesenden Kinder gerne ins Badminton-Training des Polizeisportvereins (PSV) Saarbrücken kommen: Trainer Kunibert Jochem (58) heißt der Mann, der höchste Beliebtheit bei seinen Schützlingen genießt. In der Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle wuseln sie um ihn herum, löchern ihn mit Fragen und wollen ihm ihr Können beweisen

 Kunibert Jochem (rechts) zeigt den Spielerinnen im Training die richtige Schlagtechnik. Fotos: Oliver Dietze

Kunibert Jochem (rechts) zeigt den Spielerinnen im Training die richtige Schlagtechnik. Fotos: Oliver Dietze

Saarbrücken. Schnell hat sich die Frage erübrigt, warum die anwesenden Kinder gerne ins Badminton-Training des Polizeisportvereins (PSV) Saarbrücken kommen: Trainer Kunibert Jochem (58) heißt der Mann, der höchste Beliebtheit bei seinen Schützlingen genießt. In der Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle wuseln sie um ihn herum, löchern ihn mit Fragen und wollen ihm ihr Können beweisen."Kuni kümmert sich einfach um uns", sagt die kleine Selina, elf Jahre, begeistert über Jochem, der neben seiner Trainertätigkeit auch Jugendwart des PSV ist. Und die elfjährige Samantha lässt nicht locker, bis sie endlich mit dem Trainer spielen darf. "Ich hatte einen anderen Trainer, der hat immer geschrien. Aber Kunibert ist immer nett und erklärt die Sachen immer ruhig", sagt sie. Auch an diesem Abend, an dem er keine Unterstützung aus seinem sonst vierköpfigen Trainerteam hat, bleibt Jochem gelassen. Er hat seine Augen überall, sieht, wo es hapert und erklärt den Jugendlichen geduldig die Schläge. "Ich hatte nie Probleme, mit Jugendlichen umzugehen", sagt der 58-Jährige und ergänzt: "Natürlich braucht man auch ab und zu starke Nerven." Die scheint Jochem zu haben. Neben rund 30 Jugendlichen sind an diesem Abend auch zwei Neulinge da, denen er die Grundschläge erklären muss.Weiterer Zuwachs also für die in den vergangenen Jahren stetig wachsende Jugendabteilung. Im Jahr 1992 waren es lediglich 16 Jugendliche, 2002 schon 35. Und als Jochem 2003 das Amt des Jugendwarts übernahm, gab es einen richtigen Aufschwung. Mittlerweile tummeln sich 68 Schüler und Jugendliche beim PSV. Und erfolgreich sind sie noch dazu. Bei den Saarlandmeisterschaften im Jahr 2009 sicherten sich die Jugendlichen des PSV sieben Podestplätze und waren damit hinter dem 1. BC Bischmisheim am erfolgreichsten. Grund genug für den Landessportverband für das Saarland und die ARAG Sportversicherung, den Polizeisportverein mit einer Hermann-Neuberger-Medaille (dritter Platz) auszuzeichnen. Diese wird am 19. März in Saarbrücken verliehen.Doch nicht nur die Erfolge zeichnen die Jugendabteilung des PSV aus. "Wir haben viele Jugendliche mit Migrations-Hintergrund. Drei, vier Nationen werden es sein", erzählt Jochem und fängt an aufzuzählen: "Chinesen, Inder, Marokkaner." Die verschiedenen Charaktere muss er erst einmal unter einen Hut bringen. Außerdem ist die Devise beim PSV Saarbrücken, keinen aufgrund des Geldbeutels auszuschließen. "Der Mitgliederbeitrag beträgt fünf Euro im Monat für die Jugendlichen", sagt Jochem, "das sind 0,35 Cent pro Trainingsstunde." Mit geringen Mitteln schafft es der PSV also, Großes auf die Beine zu stellen. "Wir wirtschaften solide und hatten im vergangenen Jahr zwei Sponsoren", sagt Jochem. Darüber hinaus legen Jochem und seinem Trainerteam Wert darauf, "den Kindern soziale Kompetenzen vorzuleben und zu vermitteln, die ihnen nicht nur beim Badminton zugute kommen", wie es in der Bewerbung des Vereins für den Hermann-Neuberger-Preis heißt. Den Verantwortlichen ist es mittlerweile gelungen, sechs Jugendliche, von denen drei noch in den Jugendklassen antreten könnten, in den Bereich der Aktiven zu integrieren. Allen voran Viviane Charoloy, die als deutsche Jugend-Meisterin des vergangenen Jahres das Aushängeschild des Vereins ist - und auch schon Begehrlichkeiten anderer Vereine geweckt hat. "Wenn das Umfeld stimmt, gibt es keinen Grund zu wechseln", sagt Jochem. Doch er ergänzt: "Ich werde keinem Steine in den Weg legen. Wir sehen uns als Talentschmiede." Und bei einem solch beliebten Trainer, wird sich jeder Spieler zwei Mal überlegen, ob er wechselt oder nicht. Herr Jochem, Ihr Verein erhält die Hermann-Neuberger-Medaille 2009. Was bedeutet die Auszeichnung für den PSV?Kunibert Jochem: Es ist eine Anerkennung des Geleisteten und natürlich der Ansporn, auf diesem Weg weiterzumachen. Wofür wird das Preisgeld, immerhin 1500 Euro, verwendet?Jochem: Das Geld ist teilweise schon für Aktivitäten wie ein dreitätiges Trainingslager in der Burg Stahleck in Bacharach verplant. Die Verbindung zwischen Freizeit und Sport ist sehr wichtig. So haben wir in der Vergangenheit schon einen Ski-Kurs gemacht oder waren im Saarbrücker Wildpark klettern. Das schweißt zusammen und fördert den Teamgeist. Badminton ist eine Randsportart, und im Saarland steht der 1. BC Bischmisheim oft im Fokus der Öffentlichkeit. Wie schaffen Sie es dennoch, die Talente zu Ihrem Verein zu locken?Jochem: Wir kooperieren mit dem Deutsch-Französischem Gymnasium und der Gesamtschule Rastbachtal, wo wir Lehrer als Kontaktleute haben, die talentierte Kinder an uns verweisen. Wir binden auch die umliegenden Grundschulen am Eschberg, Rotenberg und die Ostschule mit ein und führen dort Schnupperkurse durch. Außerdem organisieren wir Eltern-Kind-Turniere. Mittlerweile geht es aber auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Wie wichtig schätzen Sie heute den sozialen Aspekt bei Ihrer Arbeit als Jugendtrainer ein?Jochem: Als sehr wichtig. Wir haben viele Spielerinnen und Spieler mit Migrations-Hintergrund, die sich im Sport profilieren wollen, da sie in der Schule teilweise noch mit Sprachbarrieren zu kämpfen haben. Im Sport aber gibt es keine Sprach-Barrieren. Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?Jochem: Ich bin ehrgeizig. Wir waren im vergangenen Jahr so erfolgreich wie nie zuvor. Daher würde ich gerne auf diesem Niveau weiterarbeiten.Saarbrücken. Neugierig blickt sie durch ihre Brille. Aber ein wenig schüchtern sitzt Selina Krein doch auf ihrem Stuhl in der Joachim-Deckarm-Halle in Saarbrücken. Als sie von Trainer Kunibert Jochem hört, dass an diesem Abend das Aufwärm-Programm kürzer ausfällt, huscht ihr ein Lächeln über die Lippen. Laufen scheint nicht gerade ihre Leidenschaft zu sein. Da macht ihr Badminton selbst viel mehr Spaß. Und das vor allem beim Polizeisportverein (PSV) Saarbrücken. "Ich spiele seit ungefähr einem Jahr", erklärt die Schülerin, "meine Schwester Aileen hat Badminton in der Schule gespielt, ist hier in den Verein gegangen und hat mich dann mal mitgenommen." Seitdem ist Selina dabei - und zwar mit viel Eifer. Vier Mal in der Woche schwingt sie den Schläger. "Zwei Mal im Verein und zwei Mal in der Schule", sagt sie. Und erfolgreich ist sie auch schon. Bereits im ersten Jahr sicherte sie sich den Saarlandmeistertitel in ihrer Altersklasse (U11). Damit ist sie eine von vier Titelträgerinnen des PSV und ein Beispiel für die erfolgreiche Jugendarbeit des Vereins. "Sie hat eine gute Antizipation", sagt Trainer Jochem über sein Talent. Talent hat Selina auf jeden Fall, und vielleicht schafft sie es auch, in den nächsten Jahren in die Fußstapfen von Viviane Charoloy zu treten, die als mehrmalige Saarlandmeisterin in verschiedenen Jugendklassen und deutsche Jugend-Meisterin des Vorjahres das Aushängeschild des Vereins ist. "Sie ist mein Vorbild", erzählt Selina. "Sie kann einfach gut spielen. Ich habe mit ihr auch schon mal im Training gespielt, und da gibt sie mir Tipps", sagt die Elfjährige. Dabei weiß die kleine Selina ganz genau, was eine gute Badminton-Spielerin ausmacht. "Man muss schnell sein und alles im Auge haben, um den Gegner auch mal auszutricksen", erklärt sie. Und woran sie noch arbeiten muss, auch das weiß sie sehr genau. "An der Rückhand", sagt sie und ahmt die Bewegung nach. Denn ihr Ziel für die Zukunft ist einfach. "Ich will besser werden", sagt sie lächelnd und fügt schnell hinzu: "Und noch mal Saarlandmeisterin werden." Dann schnappt sie sich einen Badminton-Schläger und spielt unbekümmert drauf los. Und schüchtern wirkt sie dabei gar nicht. "Kunibert ist immer nett und erklärt die Sachen immer ruhig."Samantha (11)

 Die elfjährige Selina Krein ist eines der größten Talente des Polizeisportvereins Saarbrücken und könnte in die Fußstapfen von Aushängeschild Viviane Charoloy treten.

Die elfjährige Selina Krein ist eines der größten Talente des Polizeisportvereins Saarbrücken und könnte in die Fußstapfen von Aushängeschild Viviane Charoloy treten.

 Kunibert Jochem ist der Macher in der Jugendarbeit des PSV Saarbrücken.

Kunibert Jochem ist der Macher in der Jugendarbeit des PSV Saarbrücken.

Auf einen BlickDie Badminton-Abteilung des Polizeisportvereins Saarbrücken wurde 1961 gegründet; Mitglieder: 195, davon 68 Jugendliche und Schüler; Ansprechpartner ist Kunibert Jochem, Telefon (06 81) 3 89 25 50; weitere Infos im Internet unter www.psv-saar-badminton.de.Erfolge: Meister der Sonderklasse West 2005/2006, 2006/2007; Meister der Sonderklasse Ost 2008/2009; Saarlandmeister mit der Jugendmannschaft 2005/2006, 2008/2009; Viviane Charoloy wird im Februar 2009 deutsche Jugend-Meisterin im Damendoppel U15 und Fünfte im Dameneinzel U15; bei den Saarlandmeisterschaften im November 2009 belegt der PSV Saarbrücken vier Mal Platz eins und drei Mal Platz drei. rix

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