Mit einer Münze im Helm zu Gold

Whistler. Nach dem Olympia-Coup blickte Tatjana Hüfner ihre Glücksmünze innig an. In vollen Zügen genoss sie den Aufstieg zur neuen Rodel-Königin. Im Minutentakt gab die 26-Jährige im Deutschen Haus in Whistler bis spät in den Abend Interviews. Doch im Moment ihres größten sportlichen Triumphes hob die Gold-Rodlerin nicht ab. "Ich habe jede Sekunde genossen

Whistler. Nach dem Olympia-Coup blickte Tatjana Hüfner ihre Glücksmünze innig an. In vollen Zügen genoss sie den Aufstieg zur neuen Rodel-Königin. Im Minutentakt gab die 26-Jährige im Deutschen Haus in Whistler bis spät in den Abend Interviews. Doch im Moment ihres größten sportlichen Triumphes hob die Gold-Rodlerin nicht ab. "Ich habe jede Sekunde genossen. Aber ich stehe mit beiden Füßen auf der Erde. Ich hoffe, ich bleibe derselbe Mensch" sagte Hüfner nach der bewegenden Medaillenzeremonie auf der Medals Plaza in Whistler. Keine großen Worte, sondern Taten: "Ich will kein Star sein", lautet das Credo der Oberwiesenthalerin.

Die Überfliegerin der vergangenen drei Jahre hatte in ihrem Helm eine kanadische 10-Cent-Münze versteckt. "Das ist eine Sonderprägung zum Jahr der Freiwilligen", erklärte sie ihren Glücksbringer, nachdem sie nach ihrer letzten Fahrt zu Gold die Eisrinne von Whistler geküsst hatte. Und wie schmeckte das Eis der Bahn? "Ich habe sie nicht gegessen, ich habe sie geküsst. Wenn man verliebt ist, küsst man sich halt", erklärte Hüfner. Danach feierte sie ausgelassen mit Zimmergenossin und Bronze-Fahrerin Natalie Geisenberger.

Nur im ersten Lauf hatte die zweimalige Weltmeisterin Hüfner Zweifel an ihren Gold-Ansprüchen aufkommen lassen. Auf Rang drei lag die große Favoritin - und schon wurden Erinnerungen an die WM vor einem Jahr wach, als die Titelverteidigerin mit Rang sechs brutal entthront wurde. Doch Hüfner konterte nervenstark, fuhr in den Läufen zwei bis vier die Konkurrenz in Grund und Boden und war danach gelöst wie selten. "Ich habe Jahre darauf hingearbeitet, endlich ganz oben zu stehen. Ein Traum ist wahr geworden."

Aufregende Sekunden hatte Geisenberger im letzten Lauf zu überstehen. Als die 22-Jährige schon zum Start ansetzte, löste ein Fotograf versehentlich einen Notknopf aus - und die Miesbacherin musste noch einmal vom Schlitten steigen. Konzentration dahin, alles noch einmal. "Das war dann ein Chaos-Lauf", beschrieb Geisenberger ihre Zitterfahrt zu Bronze. Am Ende konnte die junge Bayerin aber mit ihren Eltern und Freund Egmont ausgelassen feiern. "Das war der schwerste Wettkampf meiner bisherigen Karriere", gestand Geisenberger und schenkte ihrer Medaille einen strahlenden Blick. "Und jetzt ist es einer der schönsten Tage meines Lebens."

Kritik am Olympia-Rennen wurde dennoch laut. "Es war unwürdig", sagte die zweimalige Olympiasiegerin Sylke Otto nach dem schwierigen Rennen. Nach dem Unfalltod des Georgiers Nodar Kumaritaschwili waren die Rodlerinnen vom Junioren-Start ins Rennen gegangen und hatten dabei auf den ersten Metern einen regelrechten Slalom-Schwung absolvieren müssen. dpa

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