Mit einem guten Gefühl ins neue Jahr

Mailand · Das Länderspiel-Jahr ist seit Dienstag für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beendet. Durch das 0:0 gegen Italien blieb die DFB-Elf das sechste Spiel in Folge ohne Gegentor und stellte einen Rekord ein.

Als sich Bundestrainer Joachim Löw in Mailand von seinen Nationalspielern verabschiedete, tat er dies mit einem guten Gefühl. "Wir haben einige Spieler an die Mannschaft herangeführt, daher schaue ich sehr positiv auf das nächste Jahr", sagte Löw nach dem 0:0 am Dienstagabend im Klassiker in Italien zum Abschluss des Länderspieljahres 2016 und fügte mit dem Anflug eines Lächelns hinzu: "Wir haben eine gute Perspektive."

Das stimmt. Beim Abpfiff des Duells der viermaligen Weltmeister im Giuseppe-Meazza-Stadion standen mit Manuel Neuer , Jérôme Boateng , Mats Hummels , Toni Kroos , Sami Khedira , Mesut, Özil, Thomas Müller , Julian Draxler und André Schürrle neun Weltmeister und Leistungsträger nicht oder nicht mehr auf dem Platz. Stattdessen boten junge Spieler wie Jonathan Tah, Serge Gnabry und Yannick Gerhardt den Italienern die Stirn. "Wir haben eine ziemliche Tiefe im Kader", stellte Ersatz-Kapitän Thomas Müller zufrieden fest.

Diese Mischung aus jungen, aufstrebenden Profis und gestandenen Spielern lässt die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Mission Titelverteidigung bei der WM 2018 in Russland mit großem Selbstbewusstsein angehen. "Der Start nach der EM macht mir unheimlich Freude. Man merkt den Schwung, dass eine neue Mannschaft entsteht. Wir haben den Konkurrenzkampf noch einmal erhöht", sagte Teammanager Oliver Bierhoff .

Trotz des Ausscheidens im EM-Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich (0:2) zog Löw ein "positives Fazit" des Jahres. Acht Talente gaben 2016 ihr Debüt im Nationaltrikot, von 16 Spielen gingen nur drei verloren und mit der sechsten Partie ohne Gegentor in Serie stellte das DFB-Team seinen 50 Jahre alten Rekord ein. "Man kann sehr zufrieden sein, auch wenn nicht alles perfekt gelaufen ist. Wir haben nach der EM noch eine Schippe draufgelegt", sagte Hummels. Die meisten Spiele und Minuten im Nationaltrikot im Jahr 2016 absolvierte wie bereits im Jahr zuvor der Auersmacher Jonas Hector.

Die makellose Bilanz von zwölf Punkten und 16:0 Toren nach vier Spielen in der WM-Qualifikation lässt Löw gemeinsam mit Bierhoff entspannt zur Auslosung des Confed Cups (17. Juni bis 2. Juli 2017) am 26. November im russischen Kasan fliegen. Löw wird die Zeit in Russland nutzen, um sich "Hotels und Trainingsmöglichkeiten" anzuschauen: "Ich lasse mich in Russland ein bisschen inspirieren und überraschen." Denn Löw und seine Spieler wollen auf der Jagd nach dem zweiten WM-Titel in Folge nichts dem Zufall überlassen. Müller warnt daher vor zu großer Zufriedenheit. Man müsse effizienter werden. Das Ergebnis stehe über allem. Deswegen sei es kein toller Sommer gewesen, fand der 27-Jährige.

Für den Offensivspieler waren auch die vergangenen Tage nicht so toll. Nach seiner Aussage nach dem 8:0 in der WM-Qualifikation in San Marino ("Das hatte nichts mit professionellem Fußball zu tun") wurde Müller von den italienischen Fans in Mailand gnadenlos ausgepfiffen. "Ich habe beide Seiten beleuchtet und auch Verständnis für die San Marinesen gezeigt. Ich habe das unterschätzt, aber ich werde weiterhin meine Meinung sagen, auch wenn ich sie um die Ohren bekomme", sagte Müller. Rückendeckung erhielt er vom Bundestrainer . "Ich glaube nicht, dass er sich despektierlich geäußert hat. Ich fand die Reaktionen ein bisschen überzogen", sagte Löw und verließ Mailand trotz der Nebengeräusche mit einem guten Gefühl.Gianni Infantino sah zwar keine Tore, der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa verließ das Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand aber mit einem Lächeln. Der 46-jährige Schweizer zog nach dem Video-Testlauf beim Länderspiel zwischen Italien und Deutschland ein positives Fazit. "Wir sind zufrieden. Natürlich ist noch nicht alles perfekt, aber wir testen ja", sagte Infantino.

In der zweiten Halbzeit habe es "drei Szenen" gegeben, in denen der sogenannte "Video Assistant Referee" dem portugiesischen Schiedsrichter Artur Soares Dias Hilfe gegeben habe, führte Infantino aus. Zweimal sei die Frage gewesen, "Elfmeter oder nicht", einmal hatte Soares Dias bei einem vermeintlichen Tor von Kevin Volland nach Hereingabe von Joshua Kimmich auf Abseits entschieden. "In allen drei Fällen hat der Video-Schiedsrichter die Entscheidungen sofort bestätigt", sagte der Boss des Weltverbandes.

In der Bundesliga wird der Videobeweis derzeit noch "offline" getestet. Zwischen dem Assistenten und dem Schiedsrichter gibt es keinen Kontakt. Zur Saison 2017/18 soll der Videobeweis in der Bundesliga "online" gehen.

"Wir üben seit Saisonstart. Unsere Schiedsrichter werden trainiert und ausgebildet", sagte Hellmut Krug , Mitglied der Schiedsrichterkommission Elite des Deutschen Fußball-Bundes. Es sei "schwierig, herauszufiltern, was ist eine völlig falsche Entscheidung. Man muss ein Gefühl für die Szenen entwickeln." Beim aktuellen Offline-Testlauf in Deutschland hätten Korrekturen nicht länger als 15 oder 20 Sekunden gedauert, sagte Krug. Eine endgültige Entscheidung, ob der Videobeweis eingeführt wird, wird der International Football Association Board 2018 treffen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort