Mit aller Kraft gegen den AbstiegWinfried Kleins Vertrag aufgelöst

Saarbrücken. Stephan Fröhlich ist Realist. Luftschlösser zu bauen, liegt dem neuen Trainer der Fußball-Frauen des 1. FC Saarbrücken fern

Saarbrücken. Stephan Fröhlich ist Realist. Luftschlösser zu bauen, liegt dem neuen Trainer der Fußball-Frauen des 1. FC Saarbrücken fern. Deshalb sagt er im Redaktions-Gespräch bei der Saarbrücker Zeitung auch ganz ungeniert Sätze wie: "Wenn wir nach den ersten beiden Spieltagen gegen Potsdam und Frankfurt null Punkte und ein Torverhältnis von 3:10 haben, können wir uns noch freuen, dass wir drei Buden gemacht haben." Fröhlich weiß, dass er nach dem Wiederaufstieg des FCS in die 1. Bundesliga vor einer Mammut-Aufgabe steht. Nachdem sieben Stammspielerinnen den Verein verlassen haben, muss der frühere Trainer des 1. FFC Frankfurt II der Mannschaft ein neues Gesicht geben, aus überwiegend jungen Spielerinnen eine Truppe formen, die den Klassenverbleib schafft. Irgendwie.

Dafür setzte Fröhlich an zwei Punkten an: an der Taktik und am Teamgeist. Anstatt auf berauschenden Offensivfußball will der Trainer zunächst einmal auf eine starke Defensive setzen. "Wir werden mehr aus der Tiefe heraus spielen, mit schnellen Pässen nach vorne", sagt Fröhlich. Auch die optimale Verwertung von Standardsituationen steht auf seinem Trainingsfahrplan für die kommenden Wochen. Vor allem aber will der 39-Jährige seine Spielerinnen zu einer Einheit zusammenschweißen. "Wir müssen alle volle Kraft für den Klassenverbleib geben. Wir brauchen Teamgeist und den Mut, Verantwortung zu übernehmen."

Der Mut fehlte laut Teammanagerin Denise Gorges vielen Spielerinnen, die der FCS gern verpflichten wollte. "Manche haben kurz vor der Vertragsunterzeichnung ihre Meinung geändert", erklärt die 28-Jährige, die zwischen 1997 und 2000 selbst für den FCS spielte. Dass sie möglicherweise von den Ereignissen zum Ende der letzten Saison abgeschreckt wurden, glaubt Gorges nicht. Damals klagten viele FCS-Spielerinnen zunächst über Verzögerungen bei Vertragsverhandlungen und entschieden sich dann für einen Wechsel. "Ich habe damals mit allen Spielerinnen gesprochen und ihnen die Perspektiven aufgezeigt. Viele waren aber auch in einem Alter, in dem man sich verändern will. Auch die Unsicherheit, ob wir in der 1. oder 2. Liga spielen, hat eine Rolle gespielt."

Trotz aller Schwierigkeiten bei der Suche nach Verstärkung hoffen Gorges und Fröhlich bis Ende August noch auf zwei Neuverpflichtungen. Vor allem in der Offensive hat der Weggang von Nadine Keßler, Dzsenifer Maroszan und Co. große Lücken gerissen. "Wir hätten noch gern eine Stürmerin und einen klassischen Zehner", sagt Fröhlich. Dafür schauen sie sich in Belgien und den USA um. "Der deutsche Markt ist abgegrast", so Gorges. Testspielerinnen sollen bald kommen.Saarbrücken. Winfried Klein (Foto: Holzhauser) und der 1. FC Saarbrücken gehen getrennte Wege. Der 56-Jährige, der mit den FCS-Frauen der Wiederaufstieg in die Bundesliga schaffte, hatte noch bis 2010 einen Vertrag als Cheftrainer. Dieser wurde jetzt gegen eine Abfindung aufgelöst. Das bestätigten Teammanagerin Denise Gorges und Klein selbst.

Grund für die Trennung waren unterschiedliche Vorstellungen von Kleins zukünftiger Rolle im Verein. Der FCS sah Kleins Aufgabe nach der Verpflichtung von Stephan Fröhlich für die Bundesliga-Mannschaft in der Koordination der Nachwuchsarbeit. Klein selbst wollte zwar nicht mehr auf dem Trainingsplatz stehen, das Bundesliga-Team aber als sportlicher Leiter betreuen. "Da wir uns nicht einigen konnten, mussten wir eine andere Lösung finden", sagt Klein. Die ihm zugedachten Aufgaben übernehmen jetzt Gorges und Fröhlich. mast

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