Ehemaliger DFB-Chefankläger Der Fußball trauert um Horst Hilpert

Bexbach · Ehemaliger Chefankläger des DFB im Alter von 82 Jahren gestorben. Volljurist aus Bexbach schrieb Fußball-Geschichte.

 Die SZ besuchte Horst Hilpert vor gut anderthalb Jahren in seinem Haus in Bexbach, wo der Jurist aus dem Fußball-Nähkästchen plauderte.

Die SZ besuchte Horst Hilpert vor gut anderthalb Jahren in seinem Haus in Bexbach, wo der Jurist aus dem Fußball-Nähkästchen plauderte.

Foto: Oliver Dietze

Horst Hilpert, einer der profiliertesten deutschen Fußballfunktionäre der letzten Jahrzehnte, ist am Dienstag im Alter von 82 Jahren gestorben. Das teilte der Saarländische Fußball-Verband (SFV) am Mittwoch mit. Hilpert war 40 Jahre ehrenamtlich im Rechtsbereich des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), des Regionalverbandes Südwest und des SFV tätig. 1971 begann der damalige Richter am Landgericht Saarbrücken die lange Liste seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten beim SFV als Vorsitzender der Spruchkammer Aktive. Von 1999 bis 2009 gehörte er als Justiziar dem Vorstand des SFV an.

1992 übernahm Hilpert den Vorsitz des DFB-Kontrollausschusses, als DFB-Chefankläger trat er die Nachfolge von Hans Kindermann an. Eine bewegte Zeit begann. Unter Hilpert wurde das Ahnden von sogenannten „simulierten Foulspielen“ – also Schwalben – eingeführt. Am 20. April 1995 schrieb Hilpert deutsche Fußballgeschichte, als er Andreas Möller wegen einer Schwalbe für zwei Spiele sperrte. Möller, damals bei Borussia Dortmund, hatte eine Woche zuvor im Heimspiel gegen den Karlsruher SC beim Stand vom 0:1 einen Elfmeter geschunden, als er im KSC-Strafraum nach einem vermeintlichen Foul von Dirk Schuster spektakulär abhob. Der BVB bekam seinen Elfmeter, Michael Zorc traf zum Ausgleich, Dortmund drehte das Spiel, gewann durch ein Tor von Matthias Sammer mit 2:1 und wurde deutscher Meister. Mit einem Punkt Vorsprung vor Werder Bremen.

Die Fernsehbilder bewiesen: Zwischen Schuster und Möller gab es keinen Kontakt. Möller wurde vor das DFB-Sportgericht zitiert, saß eine Woche später in Frankfurt vor Hilpert. Das Urteil: zwei Spiele Sperre und eine Geldstrafe in Höhe von 10 000 Mark. Auch Bundestrainer Berti Vogts reagierte und verzichtete für die nächsten Länderspiele auf den Einsatz von „Schwalben-Möller“. Der Bexbacher Sportjurist Hilpert hatte ein Stück Fußballgeschichte geschrieben. „Ich bin von vielen Seiten damals angegriffen und als Traumtänzer bezeichnet worden“, sagte er der Saarbrücker Zeitung einmal. Doch die Zeit gab seiner Kriegserklärung an die Schwalbe und letztlich ihm recht, wie er damals feststellen durfte: „Heute ist die Schwalbe verpönt und wird geahndet.“

Ebenfalls unter sein Wirken fiel die Aufarbeitung des Wett- und Manipulationsskandals um Skandal-Schiedsrichter Robert Hoyzer. Anfang 2005 hatte Hoyzer zugegeben, gegen Sach- sowie Geldzuwendungen den Ausgang von ihm geleiteter Fußballspiele beeinflusst zu haben, um Teilnehmern an Sportwetten Gewinne zu ermöglichen. Hoyzer wurde lebenslang gesperrt.

 Der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger (rechts) war im November 2006 zu Gast bei Horst Hilperts 70. Geburtstag.

Der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger (rechts) war im November 2006 zu Gast bei Horst Hilperts 70. Geburtstag.

Foto: BECKER&BREDEL/bub

Auch nach Ende seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten blieb der Volljurist aktiv, veröffentlichte sechs Bücher zu Rechtsfragen des Sports. Im November 2011 erwarb Hilpert den Doktor der Rechte mit der höchsten Auszeichnung „summa cum laude“. Im Alter von 75 Jahren schrieb Hilpert, der von 1986 bis 1999 Präsident des Landesarbeitsgerichts und parallel dazu Präsident des Verfassungsgerichtshofes und damit oberster Richter des Saarlandes war, seine Dissertation zum Thema „Die Geschichte des Sportrechts“.

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