Mit 26 auf dem Weg zur Legende

Falun · Heute soll sich bei der WM die unglaubliche Erfolgsgeschichte von Kombinierer Eric Frenzel fortsetzen. Die Stärke des Olympiasiegers überrascht sogar Bundestrainer Hermann Weinbuch – und Frenzel selbst.

Manchmal ist sich Eric Frenzel selbst ein Rätsel. "Ich bin wirklich überrascht, wie gut es wieder läuft", sagt der weltbeste Kombinierer vor seinem ersten Griff nach Gold bei der WM im schwedischen Falun : "Denn nach dem stressigen Jahr mit Olympia haben wir die Belastungen im Training doch etwas zurückgefahren." Geschadet hat es nicht: 2015 verläuft so, wie eben ein typisches Eric-Frenzel-Jahr verläuft. Der 26-Jährige dominiert, führt im Weltcup nach sieben Saisonsiegen praktisch uneinholbar und ist auch heute (10 und 16 Uhr/ARD und Eurosport) in der WM-Entscheidung von der Normalschanze der große Favorit. Alles andere als Gold wäre eine Enttäuschung.

"Mit diesem Anspruch bin ich aber eigentlich noch nie zu einem Großereignis gegangen", sagt Frenzel: "Mir war immer wichtig, meine beste Leistung, meinen besten Sprung zu zeigen, läuferisch auf meinem höchsten Level zu sein. Dann weiß ich, ich kann vorne dabei sei. Ich gehe locker an die ganze Sache heran. Und dann schauen wir, was passiert."

Vielleicht ist dies die zwangsläufige Herangehensweise, wenn man schon alles erreicht hat: Frenzel, dieses 60 Kilogramm leichte Sprung- und Laufwunder, ist Olympiasieger , zweimaliger Weltmeister und Gesamtweltcup-Sieger. Seit acht Jahren stolzer Vater, seit knapp einem Jahr ebenso stolzer Ehemann und Häuslebauer. Im heimischen Erzgebirge gibt es den Eric-Frenzel-Wanderweg, im Heimat-Städtchen Geyer neuerdings die Eric-Frenzel-Schanze. Beweisen muss Frenzel niemandem mehr etwas.

Niemandem? "Ich habe einen Sohn, für den ich ein gutes Vorbild sein will", sagt der Sachse: "Philipp sieht mich oft im Fernsehen, und ich merke schon, dass er mein Auftreten dort entsprechend wahrnimmt." In Falun wird der Sprössling an der Strecke mitfiebern. Grund genug für Frenzel, im Kampf mit den starken Norwegern um Jörgen Graabak, aber auch mit den Mannschaftskollegen Fabian Rießle und Johannes Rydzek den berühmten Turbo zu zünden und selbst den so erfahrenen Bundestrainer Hermann Weinbuch zu verblüffen.

"Er ist ein cooler Hund, ist so locker, dass er alles, was er hat, auch bringen kann", sagt Weinbuch: "Andere verkrampfen schnell mal in Drucksituationen, aber Eric wird mit den Erfolgserlebnissen noch stärker. Mich hat überrascht, wie er seine Wettkämpfe im Laufen gestaltet hat. Da ist er noch einmal besser geworden. Von der Taktik, der mentalen Stärke."

Mit seinen erst 26 Jahren hat Frenzel noch viel Luft, sich weiterzuentwickeln, neue Ziele zu definieren. In Falun schon könnte er Rekord-Weltmeister werden, müsste dazu allerdings den "Grand Slam" schaffen und alle vier Titel abräumen.

"Mein Anreiz ist, mich in den Geschichtsbüchern zu verewigen. Für mich gehört einer erst dann zu den Besten, wenn er über einen langen Zeitraum erfolgreich war", sagt er: "Es wäre schön, wenn man bei dem Namen Eric Frenzel später an die Nordische Kombination denkt." Das dürfte bereits auf Jahrzehnte garantiert sein.

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Auf Einen BlickDie norwegischen Skilanglauf-Asse Marit Björgen und Petter Northug haben bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Falun gestern die ersten Titel geholt. Im Klassik-Sprint der Frauen setzte sich die 34 Jahre alte Björgen vor 18 000 Zuschauern vor der Schwedin Stina Nilsson sowie Olympiasiegerin Maiken Caspersen Falla (Norwegen) durch und gewann ihr 13. WM-Gold. Bei den Männern siegte der 29 Jahre alte Northug vor dem Kanadier Alex Harvey und Olympiasieger Ola Vigen Hattestad (Norwegen). Die besten deutschen Starter waren jeweils im Viertelfinale der besten 30 ausgeschieden. sid

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