Millionenschweres Schleifchen-Turnier

Dubai · Eine neue millionenschwere Tennis-Profiliga mit Teilnehmern wie Rafael Nadal, Novak Djokovic oder Serena Williams sorgt für Aufsehen. Für einzelne Auftritte sollen bis zu einer Million US-Dollar gezahlt werden.

Maria Scharapowa ist dem Ruf des Geldes nicht erlegen. Die bestverdienende Sportlerin der Welt sagt derzeit noch "njet", wenn es um ihre Teilnahme an der neuen millionenschweren Tennis-Profiliga (IPTL) geht. Wie der russische Star mit seiner eigenen Gummibärchen-Linie will auch Grand-Slam-Rekordsieger Roger Federer erst einmal abwarten, "ob dieses Ding überhaupt abhebt", wie der Schweizer es ausdrückt.

Diesem "Ding" liegt eine Idee zugrunde, die Novak Djokovic als "revolutionär" bezeichnet. Kein Wunder, dass es der ehemalige Weltranglistenerste aus Serbien kaum erwarten kann, zwischen dem 28. November und 13. Dezember 2014 als Kopf des Teams Dubai aufzuschlagen. Das ergab die Auktion am vergangenen Wochenende im Wüstenemirat, bei der ein großer Teil des 17,4 Millionen-Euro-Budgets der International Premier Tennis League in die Vorzeigeprofis investiert wurde. Vertreter aus Dubai, Mumbai, Singapur und Bangkok ersteigerten sich die Stars für ihre insgesamt vier Städteteams.

Branchenprimus Rafael Nadal zum Beispiel spielt in der eigentlich turnierfreien Zeit für das indische Mumbai und soll, so wird gemunkelt, pro Auftritt (!) eine Million US-Dollar kassieren - ausgerechnet der latent kniekranke Spanier, der immer dafür plädierte, den Turnierkalender zwecks längerer Erholungspausen zusammenzustreichen. Mehr als die Handvoll Dollars wird sich auch Nadals weibliches Pendant Serena Williams (USA) ihren Einsatz für die Auswahl des Stadtstaats Singapur kosten lassen.

Die Moneten-Liga ins Leben gerufen hat der ehemalige Profi Mahesh Bhupathi. Der 39-jährige Inder war einst der beste Doppelspieler der Welt (52 Titel). Und er will sich jetzt den Traum erfüllen, den Tennissport im potenten asiatischen Raum mit viel Innovation zu einem Fernseh-Krösus zu machen. "Wir haben jetzt wahre Blockbuster-Teams", sagt Bhupathi: "Dieses frische Format lockt die großen Spieler an." Als Vorbild dient Bhupathi die höchst erfolgreiche indische Cricket-Liga, in der ebenfalls Städteteams mit zusammengekauften Mannschaften und Stars gegeneinander spielen.

Als Konkurrenz zur ATP- und WTA-Tour oder gar zu den Majors sieht Bhupathi die IPTL aber nicht. Die Grand Slams - Australian Open, French Open, Wimbledon und US Open - seien "unantastbar, die wird man nie herausfordern können", sagt der Ideengeber aus Mumbai. Doch das Konzept scheint zu überzeugen. Der britische Wimbledonsieger Andy Murray aus dem "Team Bangkok" ist sogar als Teilhaber eingestiegen.

Der Modus allerdings erinnert eher an ein Schleifchen-Turnier im heimischen Tennis-Club als an eine ernsthafte Serie. Die Teams treten in Heim- und Auswärtsspielen gegeneinander an. Dabei werden ein Männer-, ein Frauen-, ein Legenden-Einzel sowie ein Männer-Doppel und ein Mixed gespielt - jeweils nur über einen einzigen Satz. "Das hat der Tennissport gebraucht", sagte Boris Becker jüngst der englischen Tageszeitung The Telegraph - und meinte es offenbar ernst.

Deutsche Profis sind in der ersten Runde noch nicht verpflichtet worden. Allerdings sollen Tommy Haas, Angelique Kerber und Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki auf der Wunschliste einzelner Investoren stehen. Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner steht der neuen Serie skeptisch gegenüber. "Eigentlich bin ich dafür, dass nach dem eigentlichen Saisonende keine Turniere gespielt werden", sagte Rittner.

Einige Rückschläge mussten Bhupathi und Partner auch schon verkraften. Neben Scharapowa und Federer wollen auch die beiden Australian-Open-Champions Stanislas Wawrinka (Schweiz) und Li Na nicht mitspielen. Vor allen Dingen der Verzicht der Chinesin, die in Asien ein Superstar ist und massenhaft weitere Sponsoren akquirieren könnte, wiegt schwer. Li Nas umtriebiger Manager Max Eisenbud gibt als Begründung die Meinung etlicher Experten wieder: "Ich weiß nicht, wie das Konzept der IPTL funktionieren soll. Aber ich hoffe, ich irre mich."

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Auf einen BlickAm Sonntag wurden auch die ersten ehemaligen Stars auf die Städteteams der neuen International Tennis Premier League verteilt. So soll Pete Sampras für das indische Mumbai spielen. Für Dubai sind Martina Hingis und Goran Ivanisevic vorgesehen. Für Singapur soll Andre Agassi aufschlagen, für Bangkok Carlos Moya. Gespielt wird zwischen dem 28. November und 13. Dezember, das Heimteam tritt jeweils von Freitag bis Sonntag gegen die drei anderen an. dpa

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