Mickelson zähmt den Tiger

Augusta. Phil Mickelson ließ nach seinem Triumph den Tränen freien Lauf. Tief gerührt umarmte er minutenlang seine krebskranke Frau Amy, herzte seine drei Töchter und genoss den tosenden Beifall der Fans. "Es ist ein sehr emotionales Jahr gewesen

Augusta. Phil Mickelson ließ nach seinem Triumph den Tränen freien Lauf. Tief gerührt umarmte er minutenlang seine krebskranke Frau Amy, herzte seine drei Töchter und genoss den tosenden Beifall der Fans. "Es ist ein sehr emotionales Jahr gewesen. Und ich bin sehr stolz darauf, wie meine Frau kämpft", erklärte Mickelson nach seinem dritten Sieg beim US-Masters im Augusta National Golf Club, "auf der Siegerseite zu stehen und diesen besonderen Jubel zu spüren, ist einfach unglaublich.""Der Sieg war gerecht"Im Stil eines Champions hatte Mickelson zuvor Tiger Woods, den vermeintlichen Hauptdarsteller dieses einwöchigen Dramas, im exklusivsten Golfclub der Welt an die Wand gespielt. Nach 272 Schlägen für die vier Runden auf dem Par 72-Kurs bekam der Weltranglisten-Dritte vom entthronten Titelverteidiger Angel Cabrera in der Nacht zu Montag das grüne Jackett des Siegers übergestreift. "Der Sieg von Phil war fair und gerecht", lobte der zweitplatzierte Engländer Lee Westwood (275). Dritter wurde US-Amerikaner Anthony Kim (276) vor Tiger Woods und dem Südkoreaner K.J. Choi (beide 277).Der TV-Sender ESPN.com, der am Eröffnungstag eine um 47 Prozent höhere Einschaltquote als 2009 registrierte, titelte im Internet: "Tigers wilde Woche endet auf Platz vier." Der "San Francisco Chronicle" schrieb: "Tigers Rückkehr ist eine Achterbahn." Und tatsächlich: Woods scheiterte nach fünfmonatiger Wettkampfpause wegen außerehelicher Affären und einer 45-tägigen Therapie an sich selbst. "Das ist nicht das, was ich hier erreichen wollte. Ich bin hergekommen, um zu gewinnen. Aber je länger das Turnier dauerte, desto schlechter wurden meine Schläge", analysierte er enttäuscht. Erst nach drei Runden hatte der Tiger seinen Plan, die Konkurrenz am letzten Tag zu überflügeln, nicht mehr in den Griff bekommen.Keiner konnte dem risikofreudigen Hasardeur Mickelson folgen. Mit spektakulären Schlägen aus schwierigsten Lagen konnte er sich immer wieder retten. So wie in Runde drei, als Mickelson nacheinander zwei Mal ein Eagle und ein Birdie auf den Rasen zauberte und sich damit letztlich das entscheidende Selbstvertrauen in diesem Schachspiel holte. Weder Westwood, als bester Golfprofi der Welt noch ohne Major-Titel, noch der 24-jährige Kim konnten Mickelson am Ende ernsthaft angreifen. Auch der 50 Jahre alte Fred Couples (279 Schläge), immerhin Sechster, war am Ende kaum mehr als ein unterhaltsamer Mitläufer. Die deutschen Fahnen waren nach dem verpassten Cut von Bernhard Langer und Martin Kaymer ohnehin schon in der Nacht zu Samstag eingerollt worden. Woods nimmt AuszeitUnd Tiger Woods? Er blieb bis zum letzten Schlag immerhin der Liebling des Boulevards. Doch der Branchenriese musste anerkennen, dass fünf Monate unter höchstem psychischen Druck wegen seines Doppellebens nicht einfach wegzustecken sind. "Ich werde mir jetzt eine Auszeit nehmen und alles überdenken", sagte Woods nach seinem letzten Schlag am 18. Grün. Just in diesem Moment lochte Mickelson sein letztes Birdie zum Sieg ein. dpa

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