Mercedes vor der ScheidungVermisse meine Schlittschuhe!

Hier im Wüstenstaat ist es schon zum Durchdrehen! Nicht nur der Temperaturen wegen. Alles ist etwas "strange" - fremd und eigenartig. "Yasalam" sagt der Dhabi'n, der Einheimische, "Wow!" der gebildete Mitteleuropäer. Beides ein Ausdruck des Staunens über die super Formel-1-Anlage. Dabei wissen die Dhabi'ns gerade gar nix von dem rasenden Zirkus

Hier im Wüstenstaat ist es schon zum Durchdrehen! Nicht nur der Temperaturen wegen. Alles ist etwas "strange" - fremd und eigenartig. "Yasalam" sagt der Dhabi'n, der Einheimische, "Wow!" der gebildete Mitteleuropäer. Beides ein Ausdruck des Staunens über die super Formel-1-Anlage. Dabei wissen die Dhabi'ns gerade gar nix von dem rasenden Zirkus. Glauben aber, wie mein Taxifahrer Mohammed, "Schuhmakker" fährt immer noch im Kreis. Vielleicht lehrt sie das ja irgendein Wüstengeist. Die soll es ja schließlich hier noch geben. Mohammed, der Taxifahrer, schwört jedenfalls auf Kamelrennen. "Da geht es noch um Ruhm und Ehre", gibt er mir zu verstehen. Golf, Polo, Hochseefischen ist ja auch noch okay. Aber Schlittschuhlaufen? Doch, doch, wenn es dem Dhabi'n zu heiß wird, geht er aufs Eis. "Yasalam!" Gestern Morgen habe ich dies mit eigenen Augen gesehen. Abu Dhabi hat zwei Eisbahnen. Und einen Eishockey-Club mit 80 Spielern. Donnerstag- und Freitagmorgens ist Training. Warum habe ich als passionierter Schlittschuhläufer nur meine Kufenschuhe vergessen? Zum Durchdrehen! Abu Dhabi. Knapp 6000 Kilometer vom fröstelnden Deutschland entfernt klettert der Temperatur-Anzeiger im arabischen Emirat Abu Dhabi derzeit schon vormittags mal locker auf 31 Grad. Doch kein Vergleich mit den Hitzegraden in der Formel 1-Gerüchteküche. Dort im Fahrerlager der Grand-Prix-Strecke brodelt es. Die einst als Musterehe geführte Partnerschaft zwischen dem britischen Rennstall McLaren und seinem schwäbischen Motorenlieferanten steht vor den Trümmern. Nach 15 Jahren soll die Verbindung vorzeitig gelöst werden. Und das trotz des Treueschwurs bis Ende 2011.

Knackpunkt soll dabei ein Alleingang von McLaren gewesen sein. Fakt ist: Die Briten haben ihren neuen Super-Sportwagen wenige Tage vor der Präsentation des neuen Mercedes SLS auf der IAA selbst vorgestellt - und so ihrem Partner die Show gestohlen. "Geknistert hat es schon lange, die Risse wurden immer tiefer. Heute ist das Verhältnis zwischen den beiden Partnern nicht mehr zu kitten", meinte gestern vor Ort ein Insider der Szene.

Vielsagend ist auch die Information, dass Vorstands-Vorsitzender und Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche am Wochenende mit Gefolge am Persischen Golf einschweben wird. Aber nicht, um am Sonntag die Premiere der Welt modernster Grand-Prix-Strecke zu erleben. Vielmehr, um die Entscheidung der Scheidung mit den Anwälten beider Partner voranzutreiben. Schließlich soll aus dem heftigen Flirt mit dem neuen Partner eine starke Liebesbeziehung werden. Der Auserwählte ist kein Geringerer als BrawnGP. Bekanntlich hat das Team die Marken-WM und mit Jenson Button auch die Fahrer-Wertung gewonnen - angetrieben von einem Mercedes-Motor. Ins Steuer greifen soll dann neben Button ein Fahrer, den Mercedes endlich selbst bestimmen darf. Dazu noch ein Deutscher: Nico Rosberg. Der geborene Wiesbadener wird nach vier Jahren im Williams-Team Rubens Barrichello ersetzen. Mit Rosberg an Bord wird Mercedes ein neues Werksteam, zugeschnitten auf den 24-Jährigen, aufbauen.

Doch nichtssagend äußerte sich Mercedes-Sportchef Norbert Haug zu dem heißen "Menü" aus der Gerüchteküche: "Derzeit ist nichts spruchreif. Gerüchte kommentieren wir nicht." Auch Rosberg schweigt, schwärmt aber in höchsten Tönen von BrawnGP: "Ein tolles, starkes Team, das meine Hochachtung verdient." Zu seiner eigenen Situation meinte Rosberg nur knapp: "Am Sonntag werde ich mein letztes Rennen für Williams fahren. Und 2010 werde ich auch weiter in der Formel 1 am Start sein."

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