Fußball-Regionalliga Mendler macht den Unterschied

Saarbrücken · Der 1. FC Saarbrücken gewinnt bei den Stuttgarter Kickers, verliert aber ein Toptalent aus der eigenen Jugend.

 FCS-Mittelfeldspieler Markus Mendler hat den Tabellenführer mit seinen beiden Treffern zum Sieg geschossen.

FCS-Mittelfeldspieler Markus Mendler hat den Tabellenführer mit seinen beiden Treffern zum Sieg geschossen.

Foto: BeckerBredel

Ist er schlecht rasiert, wollen einige Fans eine Ähnlichkeit mit dem britischen Sänger Ed Sheeran erkennen. Andere erinnert Markus Mendler eher an „Chucky, die Mörderpuppe“ aus den Gruselfilmen von Regisseur Tom Holland. Um die Leistung des Mittelfeldspielers vom Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken beim 2:1-Erfolg über die Stuttgarter Kickers zu beschreiben, kann man sich getrost beider Lager bedienen.

Für die 200 FCS-Fans war Mendlers Vorstellung einfach „Peferct“ (so heißt die aktuelle Platte von Sheeran), schließlich hat er den Tabellenführer mit seinen beiden Treffern zum Sieg geschossen. Sie feierten den 25-Jährigen bei seiner Auswechslung in der 86. Minute mit stehenden Ovationen. Für die Fans der Kickers war die Rückkehr des Rotschopfes an seine alte Wirkungsstätte (er spielte in der Saison 2015/2016 für die Blauen) aber eher ein Horror, den sie mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten. „Das macht mir relativ wenig. Es motiviert mich sogar, wenn ein Stadion mich auspfeift“, sagte Mendler.

Während beim ersten Tor (23. Minute) der Ball erst im Nachstochern über die Linie kullerte, traf Mendler in der 70. Minute trocken und humorlos aus 20 Metern ins Eck. „Das zeichnet Markus aus. Auch in den Phasen, wo er zu Saisonbeginn viel draußen gesessen hat, hat er immer weiter an sich gearbeitet“, beschreibt FCS-Trainer Dirk Lottner das „Phänomen Mendler“, der in den vergangenen Wochen dem Spiel des Tabellenführers oft seinen Stempel aufgedrückt hat: „Er hat auch ein paar Kilo abgespeckt, ist fitter. Er setzt das um, was wir als Trainerteam von ihm erwarten.“

Wer aber nach dem souveränen Auftritt des FCS beim 3:0 beim FSV Frankfurt am vergangenen Freitag einen Spaziergang durch Degerloch erwartet hatte, wurde enttäuscht. Stuttgart versuchte mitzuspielen, Saarbrücken war über weite Phasen längst nicht so ball- und kombinationssicher wie vier Tage zuvor. „Man hat gemerkt, dass die Beine schwer waren und wir nicht richtig in die Zweikämpfe gekommen sind“, sagte Mendler.

Wie beim 1:2-Anschlusstreffer (77.), bei dem zunächst niemand richtig Druck auf den jeweils ballführenden Gegner ausübte. Dann fälschte Saarbrückens bester Spieler Steven Zellner den Schuss von Alessandro Abruscia unhaltbar ab. „Der FCS hat sich in jeden Schuss hineingeworfen und geblockt. Auch das ist eine Qualität“, lobte Kickers-Trainer Paco Vaz: „Ich bin mir sicher, dass Saarbrücken Meister und aufsteigen wird.“ Ein Kompliment, das Kollege Lottner noch nicht annehmen möchte: „Wir sind auf einem guten Weg, aber wir dürfen auch nicht einen einzigen Schritt weniger machen als bisher.“

Mendler wird die kommenden Schritte mit dem FCS machen, egal in welcher Liga. Er hat seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert. „Ich fühle mich hier einfach wohl“, sagt er. Ein Sturm-Talent wird den FCS dagegen nach der Saison verlassen. Luca Schuler, vor der Runde vom Lokalrivalen SV Elversberg zur U19 des FCS gelotst, wechselt im Sommer ablösefrei zur U23 des 1. FC Köln. „Er verspricht sich dort mehr Spielzeit und einen reibungsloseren Übergang in den Aktivenbereich“, erzählt FCS-Sportdirektor Marcus Mann über die Beweggründe des bislang 15-fachen Torschützen: „Wir hätten ihn gerne gehalten und hatten ihn ja nicht umsonst mit ins Trainingslager genommen. Er hätte auch bei uns seine Chance bekommen.“

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