Meisterschaft? Nein danke!

Diefflen · Das Rennen um den Titel in der Handball-Saarlandliga der Männer nimmt groteske Züge an. Aus Angst vor dem Aufstieg in die kostspielige Oberliga RPS treten die Top-Mannschaften auf die Bremse und schenken sogar Punkte her.

 Tobias Kropf (in Grün) kämpft mit der HG Saarlouis II um den Titel in der Saarlandliga – hier im Topspiel gegen den HC Schmelz. Der Meister muss aufsteigen – und ob das jeder Verein möchte, scheint angesichts der jüngsten Ergebnisse fraglich. Foto: Klos

Tobias Kropf (in Grün) kämpft mit der HG Saarlouis II um den Titel in der Saarlandliga – hier im Topspiel gegen den HC Schmelz. Der Meister muss aufsteigen – und ob das jeder Verein möchte, scheint angesichts der jüngsten Ergebnisse fraglich. Foto: Klos

Foto: Klos

Die Handball-Saarlandliga biegt auf die Zielgerade ein, und drei Mannschaften kämpfen noch um die Meisterschaft. Wirklich? Statt vier Spieltage vor Saisonende Gas zu geben, scheinen die Titel-Favoriten auf den letzten Metern eher auf die Bremse zu treten. Bei der 16:36-Heimspiel-Klatsche des HC Dillingen-Diefflen gegen Abstiegskandidat SGH St. Ingbert sah es am vergangenen Sonntag sogar so aus, als hätte der Tabellendritte den Rückwärtsgang eingelegt. Genau genommen waren die Saarlandliga-Handballer des gastgebenden Vereins gar nicht präsent. Aus Angst, doch noch am zuletzt schwächelnden Tabellenführer HG Saarlouis II vorbeizuziehen, schickte Diefflen die dritte Mannschaft aufs Feld. Der eigentliche A-Ligist war erwartungsgemäß chancenlos.

Warum machen die Hüttenstädter das? Bei vier Punkten Rückstand wäre die Meisterschaft weiter möglich. "Den damit verbundenen Aufstieg in die Oberliga RPS könnte unser Verein finanziell aber nicht stemmen. Wenn die HGS also weiter überraschend Punkte abgibt, müssen wir entsprechend reagieren", sagt HC-Trainer Patrick Grabenstätter. Hintergrund: Richtlinien des Handball-Verbandes Saar (HVS) besagen, dass der Meister aufsteigen muss. Lehnt er es ab, wird er in die Bezirksliga strafversetzt. Warum also sollten die Top-Clubs, die das kostspielige Oberliga-Abenteuer ohnehin nicht wagen wollen und stemmen können, den Sprung auf Platz eins riskieren?

So fühlt sich der HC Schmelz derzeit auf dem zweiten Platz auch ganz wohl. "Der Aufstieg ist für unseren Verein keine Option", sagt Spielertrainer Martin Rokay, dessen Mannschaft allerdings weiter siegt und bei nur zwei Zählern Rückstand auf die HGS II Gefahr läuft, doch noch Meister zu werden.

Der "schwarze Peter", so verrückt es klingt, liegt aber (noch) beim Liga-Primus HG Saarlouis II. Der HG-Vorstand wird vor Meldeschluss am 30. April vermutlich keinen Oberliga-Platz beantragen. Die Aufstiegspflicht kritisiert HG-Manager Richard Jungmann wegen der gestiegenen finanziellen Belastungen in der höheren Liga als unzeitgemäß. Ende vergangener Woche stellte sein Verein deshalb beim Verband den Antrag, dass der Tabellenführer auch bei Aufstiegsverzicht in der Saarlandliga bleiben kann. Dieses Gesuch werde nun von der Technischen Kommission vorberaten, an den HVS-Vorstand und gegebenenfalls an den Verbandstag weitergeleitet, sagte gestern Dietmar Keller. Alle betroffenen Saarlandliga-Vereine und Oberliga-Vertreter des Verbandes seien zudem schriftlich informiert worden, erklärt der HVS-Geschäftsführer weiter. Eine abschließende Aussage in dieser Sache sei wegen der kurzen Zeit seit Antragseingang noch nicht möglich.

Aber auch wenn es beim Zwangsabstieg bleiben sollte, was wahrscheinlich ist, will Danijel Grgic, der die zweite Mannschaft der HG Saarlouis trainiert, Rang eins behaupten. Die jüngsten Punktverluste erklärt er übrigens so: "Wegen der Doppelbelastung habe ich die Talente geschont." Nach Abschluss der A-Jugend-Bundesliga will der ehrgeizige Kroate nun wieder mit dem stärksten Kader spielen. "Es macht mich traurig, dass wir aus wirtschaftlichen Gründen wohl nicht aufsteigen können. Wir werden aber kein Spiel absichtlich verlieren und wollen diesen Titel holen", sagt Grgic - trotz aller möglichen Konsequenzen.

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Auf Einen BlickAm Ostermontag findet in der Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle die Bank-1-Saar-Handball-Trophy statt. Ab 11.30 Uhr kämpfen die vier besten Frauen- und Männermannschaften im Saarlandpokal-Wettbewerb um die Titel.RPS-Oberligist SV Zweibrücken ist im ersten Halbfinale der Frauen gegen Saarlandligist HSV Merzig-Hilbringen Favorit. Pokalverteidiger bei den Damen ist Saarlandliga-Tabellenführer TuS Neunkirchen, der um 12.25 Uhr im zweiten Halbfinale auf den RPS-Oberligisten DJK Marpingen trifft.Anpfiff zum ersten Halbfinale der Männer ist um 13.25 Uhr. Saarlandliga-Spitzenreiter HG Saarlouis II ist im Duell mit dem RPS-Oberligisten HF Illtal Außenseiter. Titelverteidiger SV Zweibrücken (Oberliga RPS) spielt um 14.40 Uhr gegen die HSG Nordsaar (Saarlandliga) um den Einzug ins Männer-Finale, das um 17.15 Uhr angepfiffen wird. Das Endspiel der Damen findet um 15.50 Uhr statt. ros

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