Meister Magath und sein magischer Sturm

Wolfsburg. Im Finale furioso der Fußball-Bundesliga kämpfen noch drei Clubs um den Titel, doch dem VfL Wolfsburg ist der Gewinn der deutschen Meisterschaft wohl kaum noch streitig zu machen

Wolfsburg. Im Finale furioso der Fußball-Bundesliga kämpfen noch drei Clubs um den Titel, doch dem VfL Wolfsburg ist der Gewinn der deutschen Meisterschaft wohl kaum noch streitig zu machen. Auf der Zielgeraden genügt den Niedersachsen (66 Punkte) nach ihrem grandiosen 5:0-Sieg bei Hannover 96 am letzten Spieltag ein Remis gegen Werder Bremen, um den ersten Titelgewinn in der Geschichte unter Dach und Fach zu bringen.

"Natürlich ist eine Vorentscheidung gefallen. Unsere Chancen betragen nur noch drei bis fünf Prozent", befand Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß nach dem 2:2 bei 1899 Hoffenheim. Im Saisonfinale gegen den VfB Stuttgart (64) droht dem Rekord-Meister (64) sogar der Sturz von den Champions-League-Rängen, bestenfalls geht es im Südgipfel aber noch um den Titel. Verliert Wolfsburg gegen Bremen, ist Stuttgart oder Bayern Meister. Wenn ihr Spiel nicht Unentschieden endet.

Die Wolfsburger Galavorstellung mit ihrem 51-Tore-Sturmduo Edin Dzeko und Grafite hat selbst Trainer Felix Magath begeistert. "Wenn wir wieder so auftreten wie heute, gibt es keinen Zweifel: Wolfsburg wird Meister", sagte der Trainer. "Wir haben das erste Endspiel souverän gewonnen. Nun wollen wir auch das letzte gewinnen und Meister werden", versprach Torjäger Edin Dzeko nach der 5:0 (3:0)-Gala bei Hannover 96. Dzeko sorgte einmal mehr im Zusammenspiel mit seinem ebenso unwiderstehlichen Sturmpartner Grafite dafür, dass die Ausgangsposition nach dem höchsten Wolfsburger Auswärtssieg der Bundesliga-Geschichte so komfortabel ist. Drei Treffer (14./54./79. Minute) - einer schöner als das andere - steuerte der bosnische Angreifer zum Tor-Festival bei. Die beiden übrigen erzielte Grafite (33./36.) - und baute damit einen stolzen Rekord weiter aus. 51 Tore (Grafite/26, Dzeko/25) haben Stürmer eines Vereins in einer Liga-Saison gemeinsam noch nie erzielt. "Leider glauben schon einige, dass sei alles erledigt, aber das ist ja die große Gefahr. Ich weiß, dass man schnell stolpern kann, wenn man glaubt, schon etwas erreicht zu haben", meinte Magath vor der letzten Partie gegen die zuvor im Uefa-Cup-Finale gegen Donezk beschäftigte Elf von Bremen. "Vielleicht ist es ein Vorteil für uns, dass Werder am Mittwoch noch das Finale spielen muss", so Magath.

Die Konkurrenz aus München und Stuttgart schickte zwar schon Gratulationswünsche gen Wolfsburg, doch insgeheim hoffen die beiden süddeutschen Clubs noch auf ihre Chance und die Gegenwehr von Bremen. Bayerns Vorstands-Vorsitzender Karl-Heinz Rummenigge sagte jedoch: "Wir werden den Rathaus-Balkon nicht mieten." Zuvor vergab München beim 2:2 gegen Hoffenheim einen möglichen Sieg und musste die ersten Punktverluste unter Fünf-Spiele-Trainer Jupp Heynckes hinnehmen. Auch Stuttgart ist noch in der Spur. "Wir versuchen, in München das Unmögliche möglich zu machen", versprach Teamchef Markus Babbel nach dem schwer erkämpften 2:0 gegen Energie Cottbus.

Meinung

Unberechenbare

Bundesliga

Von SZ-Redakteur

Michael Kipp

Mit diesem Tabellenstand nach dem 33. Spieltag hatte vor der Saison niemand gerechnet: Wolfsburg ist erster, hat zwei Punkte Vorsprung. Darüber hinaus spielt beim VfL mit Dzeko und Grafite das beste Sturmduo aller Erstliga-Zeiten. Hätten Sie damit gerechnet? Unglaublichkeiten, die beweisen, dass die Liga nicht berechenbar ist. In Anbetracht der Unberechenbarkeiten ist alles möglich - auch die unwahrscheinliche These, dass Magath Wolfsburg doch nicht zum Meister macht.

Als stützendes Argument dient das Saisonfinale 2001, in dem Bayern in letzter Sekunde Schalke die Schale stahl. Es sollte Warnung genug an die sein, die nach Spieltag 33 fest mit dem VfL als Meister rechnen. Denn Rechenfehler sind nicht selten. Erst recht in dieser Liga, erst recht in dieser Saison. Und das ist gut so.

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