Mehr Raum für Fußball-Romantiker

Hamburg · Unter seinem neuen Präsidenten Oke Göttlich will der FC St. Pauli sein fußball-romantisches Profil wieder mehr stärken als in der jüngeren Vergangenheit. Doch der Verein hat auch Sorgen – ihm droht der Abstieg in die 3. Liga.

Beim FC St. Pauli ist es Göttlich geworden: Vom neuen Präsidenten Oke Göttlich erwartet man am Millerntor den schwierigen Spagat zwischen der Pflege der sozialromantischen Fußball-Idealisten im Verein und der weiteren Professionialisierung der Clubstrukturen. "Ich freue mich über die Chance, einen neuen Weg einzuschlagen. Ich möchte den Erfolg umzingeln", erklärte der 38 Jahre alte Musik-Unternehmer nach seiner Wahl. 831 der 1064 Mitglieder gaben bei der Vereinsversammlung dem früheren Journalisten ihre Stimme.

Göttlichs Vorgänger Stefan Orth glänzte in den vergangenen vier Jahren mit exzellenten Bilanzzahlen und der Umsetzung der Stadionrenovierung. Doch diese Sekundärleistungen allein waren der kommerz-kritischen Vereinsmehrheit - aber auch dem Aufsichtsrat - auf Dauer zu wenig. Zumal die Hamburger in der 2. Fußball-Bundesliga auf dem vorletzten Tabellenplatz stehen. Der Abstieg in die 3. Liga droht. Orth und seine Mitstreiter im alten Präsidium wurden daher nicht zur Wiederwahl vorgeschlagen.

Göttlich versprach bei der mehr als neunstündigen Mitgliederversammlung, ein Präsident aller Vereinsmitglieder sein zu wollen. Bei Spieler-Transfers solle in Zukunft ein Sechs-Augen-Prinzip gelten. Der erfolgreiche Manager in der Unterhaltungsbranche vergaß darüber aber ein plakatives Grußwort an die links-alternative Clubszene nicht: "Ich danke allen, die nach Hannover gefahren sind, um sich den Hooligans entgegen zu stellen."

Die Bewältigung des profanen Tagesgeschäfts dürfte zunächst der Schwerpunkt des neuen und fünf Personen umfassenden Präsidiums sein. Das Problem der prekären Tabellensituation muss in erster Linie die sportliche Führung lösen. Für Göttlich bleiben genug Aufgaben übrig: Die Erweiterung des Trainingsgeländes, die Fertigstellung der Nordtribüne und der Bau eines Clubmuseums auf der Gegengeraden sollen vorangetrieben werden.

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